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In jedem Jahr verwandelt sich die Stadt Donaueschingen am Rand des Schwarzwalds für ein Wochenende im Oktober zum internationalen Zentrum neuester Musik, das mehr als 6000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anlockt.

Die Donaueschinger Musiktage zählen zu den ältesten und traditionsreichsten Festivals für zeitgenössische Musik weltweit. 1921 unter der Protektion des Fürsten zu Fürstenberg gegründet, stehen sie auch heute für alle experimentellen Formen aktueller Musik und Klangkunst – von elektronischen Performances über Installationen bis zu großen Orchesterkonzerten. Vom 19. bis 22. Oktober 2023 stellt das Festival künstlerische Zusammenarbeiten ins Zentrum des Programms. Es gibt zwar immer noch den einsam in seinem Atelier komponierenden Künstler, der die Partitur erst in ihrer endgültigen Gestalt an Interpreten übergibt. Die heutige Landschaft der zeitgenössischen Musik wird aber ganz entscheidend von Praktiken der künstlerischen Zusammenarbeit geprägt, bei denen Improvisation oft eine große Rolle spielt.
Das Festival hat Komponistinnen und Komponisten zwischen 25 und 91 Jahren eingeladen, ihre eigene Form der künstlerischen Zusammenarbeit zu entwickeln.

Yarn/Wire © Yarn/Wire

Yarn/Wire © Yarn/Wire

Das Spektrum reicht von Kollektiven, in denen alle Beteiligten in gleichem Maß komponieren und aufführen, bis zu Vertreterinnen unterschiedlicher Künste. So haben sich die Schriftstellerin Felicitas Hoppe und die Komponistin Iris ter Schiphorst sowie die Schriftstellerin Anja Kampmann und die Komponistin Elnaz Seyedi jeweils im Tandem auf einen Dialog mit den Mitteln von Musik und Sprache eingelassen.

Éliane Radigue © Eléonore Huisse

Éliane Radigue © Eléonore Huisse

Die französische Komponistin Éliane Radigue, eine große Pionierin elektronischer Musik der 1950er- und 1960er-Jahre, komponiert im Alter von 91 Jahren zum ersten Mal für Orchester und gestaltet mit dem SWR Symphonieorchester, das zwei Konzerte des Festivals bestreitet, einen für die klassische Musik ungewohnten Weg der mündlichen Überlieferung, da sie ganz auf Partituren verzichtet. Die Komponistin und Performerin Jessie Marino wiederum hat gemeinsam mit vier norwegischen Musikerinnen einen experimentellen Songzyklus geschaffen, der nordamerikanische Folk Songs aus feministischer Perspektive neu imaginiert. Zum ersten Mal zu Gast in Deutschland ist das US-amerikanische Ensemble Yarn/Wire, das drei zentrale Figuren der New Yorker Improvisationsszene präsentiert.

Tyshawn Sorey © Michael Höfner

Tyshawn Sorey © Michael Höfner

Peter Evans, Ingrid Laubrock und Tyshawn Sorey haben für sich selbst und das Quartett neue Werke entworfen und dabei teilweise über mehrere Monate hinweg in vielen Jamsessions mit den vier Musikern eine gemeinsame musikalische Sprache entwickelt. Mit Elyse Tabet und Jawad Nawfal treten schließlich zwei Protagonisten der lebendigen Beiruter Szene für elektronische Musik bei den Musiktagen auf. Mitten in der Stadt bietet das Festival zudem ein Klangkunstzentrum von vier Installationen, bei denen es den Besuchern ganz freisteht, wie lange sie dort verweilen wollen und ob sie sie im Verlauf des Festivals wiederholt erleben möchten.
19. bis 22. Oktober 2023

www.littleticket.shop
www.swr.de/donaueschingen