Die Kunsthalle Wien präsentiert die erste Einzelausstellung von Diego Marcon (geb. 1985, Busto Arsizio) in Österreich. Die Ausstellung verwandelt das Erdgeschoß der Kunsthalle im MuseumsQuartier in ein maßgeschneidertes Theater zur Präsentation seines neuen Films La Gola (2024). Marcons Werk greift auf filmisches Vokabular aus unterschiedlichen Genres zurück, darunter Musicals, Melodramen, Horror und Slapstick-Komödien. Seine unheimlichen, einzigartigen Bildwelten nutzen verschiedene technische Mittel wie Robotik, Prothesen und CGI. Unterstützt wird dies durch das Drehbuch und Kompositionen, die Sprache und Klang einsetzen.
La Gola (2024) ist durch einen Briefwechsel zwischen Gianni und Rossana strukturiert. Im Verlauf von acht Briefen beschreibt Gianni die aufeinanderfolgenden Gänge eines exquisiten Banketts, während Rossana den fortschreitenden gesundheitlichen Verfall ihrer Mutter schildert. Die beiden Figuren werden von hyperrealistischen Puppen gespielt, die regungslos erscheinen, während ihre Augen mit CGI modelliert und animiert sind. Ihre Stimmen werden von einer Originalkomposition von Federico Chiari begleitet. Die Musik wurde auf einer Pietro-Corna-Orgel in der Cattedrale di Sant’Alessandro Martire in Bergamo aufgenommen. Marcon greift auf bekannte Sujets aus der Kunstgeschichte zurück und kombiniert spielerisch detaillierte Schilderungen von Küche und Krankheit mit einer aufwendigen und energetischen Partitur. Dabei nutzt er Sprache, Stimmen und Musik, um eine dramatische Spannung zu erzeugen.
Der Film folgt auf eine Reihe von jüngeren Arbeiten, die untersuchen, was der Künstler als „Mehrdeutigkeit als politische Waffe des Widerstands“ beschreibt. In La Gola sind die Figuren so in ihr eigenes Drama vertieft, dass sie einander nicht zuhören und ohne Empathie erscheinen. Die beiden Erzählungen laufen parallel und wechseln zwischen Momenten der Poesie, Verführung, Traurigkeit und Abscheu. Die absichtliche oder strategische Mehrdeutigkeit (wie sie in der globalen Politik bezeichnet wird) wird hier zu einem narrativen Mittel und einem Instrument der Kritik, das eine Situation erzeugt, die stark mit unserer Zeit resoniert.
4. Oktober 2024 bis 2. Februar 2025
https://kunsthallewien.at