Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Das Kunsthaus Bregenz ist ein international agierendes Ausstellungshaus für herausragende zeitgenössische Kunst. Aufgrund seines ambitionierten Ausstellungsprogramms und seiner einmaligen Architektur ist das Kunsthaus auch international bei Kunst- und Architekturinteressierten bekannt. Es wurde von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor im Auftrag des Landes Vorarlberg geplant und in den Jahren 1990 bis 1997 errichtet.
Die Künstler sind eingeladen, auf die Architektur zu reagieren beziehungsweise eine Symbiose mit ihr einzugehen. Ein großer Teil der gezeigten Arbeiten entsteht aus diesem Grund vor Ort und eigens für das Haus. Die Ausstellungen und Projekte des Kunsthaus Bregenz lassen die Ideen der Künstler wahr werden. Die Grenzen des Mach- und Denkbaren verschieben sich bei jeder Ausstellung aufs Neue. Aus den Visionen der Künstler – ungefähre Handskizzen oder kleine Modelle – werden präzise ausgeführte Projekte.

Pamela Rosenkranz
„Was lässt uns fühlen, wie wir uns fühlen?”, fragt Pamela Rosenkranz. „Welchen Einfluss haben wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Bedeutung des Menschseins und welchen die Neurowissenschaften auf unser Verständnis von Identität?” Manchmal dominiert Blau, Ultramarin wie bei Yves Klein – ein Farbton wie in ozeanischer Tiefe –, auch zartes, weich wirkendes Rosa verwendet Rosenkranz, ebenso leuchtendes Grün. Die Wände sind monochrom. Das sämige Licht strahlt aus LED-Leuchten. Der Boden spiegelt, er glitzert wie in Hautfarbe getauchtes Wasser. Farben und Dinge sind keine Abbilder, sie sind auch keine Darstellungen subjektiver Imaginationen oder purer Kontemplation. Abgeleitet aus wissenschaftlichen Erkenntnissen sind sie Illustrationen von chemischen Konstellationen. Stets ähneln sie der menschlichen Haut, der durchlässigen organischen Grenze zwischen innen und außen.
Pamela Rosenkranz beschäftigt sich mit biologischen und chemischen Grundlagen von Dingen und Waren. Sie arbeitet mit Düften, mit Erde und Licht, Bakterien und Parasiten. Ihre Installationen bieten großräumige und dennoch intime Erlebnisse, die für das Kunsthaus Bregenz bestens geeignet sind. Die Ausstellung im KUB ist die erste Einzelausstellung von Pamela Rosenkranz in Österreich.
17. April bis 4. Juli 2021

Lois Weinberger
Eine Neuerwerbung von Lois Weinberger wird als Addendum zur Hauptausstellung Pamela Rosenkranz im KUB Untergeschoss präsentiert: Die Bildermappe Unkrautgemeinschaften Europas eines großen Schweizer Pharmakonzerns diente ursprünglich zur Bekämpfung von Pflanzen. Lois Weinberger stellt die Mappe als Readymade aus. Angesichts des Rufs nach einer „ecological art” und der Erwartungen an die Pharmaindustrie ist Weinbergers Beitrag hochaktuell.
17. April bis 4. Juli 2021

Anri Sala
Anri Sala beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Ton und bewegtem Bild, mit Hören und Sehen. Sein bevorzugtes Ausdrucksmedium ist der Film. Im Gegensatz zum herkömmlichen Kino gibt es jedoch keine Erzählung und keine Schauspieler. Vielmehr entwickeln sich seine Skripte aus dem genauen Hinhören. Das Filmische entsteht aus dem Musikalischen und nicht, wie sonst üblich, umgekehrt. Dadurch schafft Sala beim Publikum eine intensive akustische Aufmerksamkeit.
If and Only If (2018) ist eines der eindrucksvollsten Werke Anri Salas. Es zeichnet auf, wie eine Schnecke einen Violabogen emporkriecht, während eine Elegie von Igor Strawinsky gespielt wird. Die Schnecke bestimmt das Tempo, der Bratschist verlangsamt und beschleunigt sein Spiel abgestimmt auf die Bewegung der Schnecke. Es ist die Aktivität des Tieres, die Musik und Wahrnehmung prägt. Häufig steht auch die Funktion von Instrumenten im Mittelpunkt der Arbeiten Salas. So lässt er beispielsweise eine Gruppe von Snare Drums auftreten, allerdings ohne Perkussionisten. Stattdessen hängen die selbstspielenden Instrumente von der Decke wie skurril bewegliche Stalaktiten. In anderen Werken bringen historische Druckwalzen als Drehleier die Muster handgefertigter Tapeten zum Klingen.
Sala nimmt zudem Elemente des Films, Kameraperspektiven wie Close-ups und die Choreografie des Spiels in seinen Arbeiten auf. Auch der Ausstellungsraum fließt in Salas Überlegungen ein. In ihm herrschen andere Wahrnehmungsbedingungen als im Konzertsaal. Das Kunsthaus Bregenz mit seiner auratischen Präsenz und besonderen Akustik bietet den perfekten Raum für Anri Salas Kunst.
17. Juli bis 10. Oktober 2021

www.kunsthaus-bregenz.at