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Das Mainfranken Theater Würzburg blickt auf eine mehr als 200-jährige Tradition zurück. Nahe der Residenz bietet das öffentlich getragene Haus mit seinen Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Konzert einen vielseitigen Spielplan und rund 450 Vorstellungen pro Saison. Das Mainfranken Theater steht für künstlerische Qualität und Vielfalt – und das auch weit über die Grenzen der Region hinaus.
Wegen Bauarbeiten am Würzburger Mainfranken Theater werden die Hauptaufführungen für circa zwei Jahre ausgelagert. Opern und Orchester-Stücke werden in der Spielzeit 2020/21 am Standort namens „Theaterfabrik Blaue Halle” stattfinden. Es sind pro Saison 120 Veranstaltungen für je 500 Zuschauer geplant.

Garten der Lüste von Georg Friedrich Händel
Mit dem am 24. Februar 1711 im Queen’s Theatre am Haymarket uraufgeführten „Rinaldo“ gelang Händel der erste Londoner Opern- Coup. Der Plot ist dem berühmten und vielfach ausgeschlachteten Epos „Das befreite Jerusalem“ des italienischen Renaissance-Dichters Torquato Tasso entlehnt, Theaterdichter Aaron Hill entwarf das Szenarium, Giacomo Rossi brachte es in Verse. Händel blieben für die Komposition des Rinaldo gerade einmal zwei Wochen. In so kurzer Zeit eine solche Fülle herausragender Musik zu Papier zu bringen, war selbst einem Genie wie Händel nur mittels des so genannten Parodieverfahrens möglich: Er übernahm zahlreiche Nummern aus früheren Werken, die insbesondere während seiner gerade zurückliegenden Italienreise entstanden waren. Unter diesen Parodien findet sich auch die berühmteste Melodie der Oper, Almirenas herzzerreißendes „Lascia, ch’io pianga“. „Garten der Lüste“ kreist dramaturgisch um die Irrungen und Wirrungen der Protagonisten im Zauberreich Armidas, wie sie im 2. Akt des „Rinaldo“ geschildert werden.
Premiere 10. Oktober 2020

So nah und doch so fern von Dominique Dumais
Die Berührung als elementarer Bestandteil menschlichen Lebens steht im Mittelpunkt von Dominique Dumais’ neuester Tanzkreation „So nah und doch so fern“. Berührung ist soziale Interaktion, vom Handschlag bis zur Umarmung. Und es ist längst bewiesen, dass Körperkontakte und Berührungen von klein auf für den Menschen lebensnotwendig sind. Menschen brauchen Menschen. Wir brauchen einander.
Im Theater wird aus einzelnen Zuschauern ein Publikum. Die geteilte Erfahrung der Aufführung bildet Gemeinschaft – und das nicht nur zwischen den Zuschauenden. Auch über den Bühnenrand hinaus wird eine Verbindung aufgebaut, ein Kontakt zwischen Zuschauern und Akteuren hergestellt. Denn im Beobachten des Bühnengeschehens geschieht ein Nachempfinden der Bewegungen der Tänzer. Der Theatersaal eröffnet so die Möglichkeit, dass Menschen auch über die Distanz hinweg kontaktlos berührt, ja bewegt werden und wieder miteinander in Kontakt treten können.
Der musikalische Bogen spannt sich zu dieser Tanzcollage von der Klassik bis in die Gegenwart und lässt das Publikum in unterschiedliche Welten eintauchen. Mit „So nah und doch so fern“ lädt Dominique Dumais zu einem Tanz-Abend ein, bei dem Menschen zwar in distanzierter, aber geteilter Erfahrung wieder zusammenkommen können.
Premiere 30. Oktober 2020

Das Medium Oper von Gian Carlo Menotti
Eine Oper wie ein Krimi: Madame Flora hält mit ihrer Tochter Monica und dem stummen Toby Séancen ab. Ihre Klienten sind in dem Glauben, durch Flora in Kontakt mit verstorbenen Angehörigen treten zu können. Obwohl Flora selbst alles Übersinnliche für Schwindel hält, wird sie eines Tages aus der Bahn geworfen, als sich ihr wie aus dem Nichts eine kalte Hand um den Hals legt. Sie ist überzeugt, dass Toby sie berührt habe. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich dem Alkohol zu. Als sie wenige Tage später nach einem Streit aus dem Schlaf aufschreckt, bewegt sich ein Vorhang, hinter dem Flora einen Geist vermutet. Sie nimmt einen Revolver und schießt …
Gian Carlo Menotti, 1911 in der Lombardei geboren und 2007 in Monte Carlo gestorben, zählt zu den zentralen Persönlichkeiten der amerikanischen Oper des 20. Jahrhunderts. Menottis Klangsprache steht in der Tradition der italienischen Oper des späten 19. Jahrhunderts: Sie sucht die Nähe zum Publikum, insbesondere auch zu einem jüngeren Publikum, und demonstriert ein besonderes Gespür für Dramatik und überraschende harmonische Wendungen.
Premiere 6. November 2020

Der arme Matrose
Eine szenisch-musikalische Reise mit Musik von Darius Milhaud, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Dmitri Schostakowitsch mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg, musikalische Leitung Enrico Calesso
Im Zentrum dieser szenisch-musikalischen Reise steht Darius Milhauds Kurzoper „Der arme Matrose“. Das Werk basiert auf einem Text des Schriftstellers, Regisseurs und Malers Jean Cocteau und erlebte seine Uraufführung 1927 in Paris. Cocteau war seit 1918 Wortführer der „Groupe des Six“, eines Zusammenschlusses von sechs französischen Komponisten, unter ihnen Milhaud. Ihr Ziel war die Überwindung der nach-wagnerischen Musikdramatik sowie des Impressionismus Debussys. Sie suchten die Nähe zur Gegenwart, zur Unterhaltungsmusik und zum Jazz.
Die meist bissigen und um einen knappen Plot kreisenden Werke der „Six“ entstanden stets im Zeichen des kollektiven Miteinanders und der Verbindung unterschiedlichster Disziplinen. Diesen Gedanken fortführend, verbindet sich der Abend „Der arme Matrose“ zu einer Collage aus Oper, Lied und Symphonie, zu einem Klagegesang über Liebe, Hoffnung und das Unausweichliche.
Premiere 22. Januar 2021

www.mainfrankentheater.de