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Regisseurin und Mozart-Kennerin Nina Kupczyk erzählt vom Spiel der massenmedialen Vermarktung, zu der letztlich auch die Zerstörung des Superstars gehört.

Wolfgang Amadeus Mozart war nicht einmal sechs Jahre alt, als er seine ersten Kompositionen schrieb und bald darauf mit Vater und Schwester langjährige Konzertreisen durch Europa unternahm. Ein Wunderkind par excellence, ein Genie mit absolutem Gehör und unerhört früher Arbeitskraft. Als Neunjähriger etwa hatte Mozart gemeinsam mit seiner Schwester den Auftrag, in einem Londoner Gasthof stundenlang vierhändig zu spielen, wie eine Spieluhr. Extranummern waren das Musizieren mit verdeckten Tasten oder das Vom-Blatt-Spielen beliebiger Noten des Publikums, ohne Aufpreis. So mancher Fürst entlohnte die Kinder nicht einmal angemessen und zahlte nur mit gönnerhafter Anerkennung.
Dies macht den Umgang mit genialen Künstlern auch heute noch deutlich: Das Mittelmaß erhebt Anspruch auf das Leben und die sinnlichen Erzeugnisse der Hochbegabten. Das Genie, als Allgemeingut und Medium des größtmöglichen menschlichen Potenzials, soll sein Talent mit aller Welt teilen. Die mittelmäßige Mehrheit geht dabei satt und unbeschadet aus der Sache hervor, während die erwachsenen Wunderkinder oftmals am Raubbau ihrer Begabung zugrunde gehen.
Uraufführung  2. Dezember 2022

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