Um es mit den Worten von George Condo zu sagen: „Der Humanoide ist kein Science-Fiction-Monster, sondern eine Darstellungsform, die sich traditioneller Mittel bedient, um die inneren Gefühle einer Person an die Oberfläche zu bringen”.

Das in der Kunstgeschichte vorherrschende mimetische Ideal hat zur Schaffung einer unüberschaubaren Zahl von Darstellungen geführt, die dem Menschen „ähnlich” oder „vergleichbar” sind. Nur einige wenige Bildnisse haben jedoch das Niveau von „Humanoiden” oder „Golems” erreicht, die scheinbar zum Leben erwachen. Dazu gehören die Porträts von Rembrandt. Aber wie wäre es mit einer Form der modernen Malerei, für die die „Wahrheit” des Mediums (Abstraktion) ein realistisches Projekt ersetzt, das durch die Erfindung der Fotografie obsolet geworden wäre?
George Condo nahm diese Herausforderung an und entwickelte die moderne Malerei in Richtung des „fast Menschlichen”. Er packt das Problem an der Wurzel: Er greift den Kubismus auf, kehrt seine Absichten um und vermenschlicht ihn. Er wurde zum Verfechter des „psychologischen Kubismus” und wollte in den von Picasso oder Braque gemalten Deformationen nicht die Geburt der „reinen Malerei“ sehen, sondern eine realistische Erforschung der menschlichen Psyche.

George Condo, Rodrigo’s wife, 2011, Oil on linen, 137,5 x 122,6 cm, Private collection © 2023 George Condo / Artists Rights Society (ARS), New York.

George Condo, Rodrigo’s wife, 2011, Oil on linen, 137,5 x 122,6 cm, Private collection © 2023 George Condo / Artists Rights Society (ARS), New York.

Damit folgt Condo den Spuren von Fénéon, der Picasso bei seinem Besuch im Atelier von Les Demoiselles d’Avignon riet, sich der Karikatur zu widmen. Condo hat diesen Weg weiterverfolgt und stellt die kubistische Deformation auf die gleiche Stufe wie die der Karikaturisten: eine einzigartige Möglichkeit, die Figuration neu zu erfinden. In acht Abschnitten zeichnet die Ausstellung die Kontinuität eines umfangreichen Werks nach, das von „Weltraumwesen“ bis zum Who’s Who, von Guido Reni bis zu Bugs Bunny reicht. Anhand von speziell angefertigten Gemälden bietet die Ausstellung einen Einblick in den ebenso verrückten wie gelehrten Erfindungsprozess des Künstlers in Bezug auf Humanoide.
31. März bis 1. Oktober 2023

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