Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

„Faust” ist ein Stück der Aufklärung. Goethe schickt ihm ein „Vorspiel auf dem Theater” voran, in dem Intendant, Autor und Schauspieler darüber streiten, wie ein Stück aufgeführt werden soll. Es ist also kein »realistisches « Stück, sondern ein Modell. Es beschreibt die Gesellschaft, wie sie war – und leider noch ist. Schauplatz ist das Theater selbst. Gott und Satan diskutieren ihr Werk. Satan klagt, er sei überflüssig geworden, seit sich die Menschheit satanisch verhält. Sie fahren auch ohne ihn zur Hölle. Um ihn zu trösten, schlägt Der Herr Satan ein Experiment vor: da gibt es einen Eigenbrötler, der abseits lebt und forscht. Wird er genauso böse werden wie die anderen, wenn er Gelegenheit dazu erhält?

„Ich habe Gounods Faust in vielen Inszenierungen gesehen. Dabei hat mich immer gestört, dass sie die Klischees des 19. Jahrhunderts reproduzieren. Die Partitur hält sich dagegen erstaunlich eng an Goethes Originaltext und streicht sogar Mephistos komische Seiten breit heraus. Die Künstlichkeit der Gattung Oper passt perfekt zu Goethes nicht-naturalistischer Dramaturgie. Gounods wunderbare Musik trifft seine Verse ins Herz. Nur am Ende erlaube ich mir eine Freiheit, indem ich die Schlussapotheose der Oper mit der Schlussapotheose aus Faust II identifiziere. Ich frage mich, wie Gretchens Erlösung aussähe, wenn sie „das ewig Weibliche” personifizierte? In Faust II ist das „Höchste Wesen” weiblich. Die ganze Oper über erleben wir Szene für Szene, was Männer der Welt antun. Angesichts dessen erinnere ich daran, dass Goethe die Gottheit weiblich wollte. Hoffentlich verlieben Sie sich genauso in Gounods Faust wie ich.” sagt der Regisseur Walter Sutclilffe
Premiere 17. September 2022
weitere Aufführungen: 22. September, 7., 14. und 23. Oktober, 18. November 2022 sowie am 6. Januar und 5. März 2023

buehnen-halle.de