Das Grazer Osterfestival PSALM ist ein Kind des letzten großen Paukenschlags, den die Stadt Graz im internationalen Kunstkonzert gesetzt hat, eines der bis heute blühenden Kinder des Projekts „Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas“. In den 22 Jahren seines Bestehens hatte PSALM immer eine Mitte, die Mitte der Jahreszeit von Ostern und Pessach, in der es ein prägendes Moment gibt, das Ende eines Zyklus, und den Neubeginn des nächsten, man kann auch einfach sagen: Tod und Auferstehung. Oft und gern hat PSALM sich weit von seinen religiösen Wurzeln entfernt und die Ostergeschichte in ganz weltlichen Bildern erzählt. Immer aber kreisten und kreisen die PSALM-Erzählungen um den Zyklus des Lebens, der eben zu Ostern einen so markanten Punkt erreicht, den Punkt des Neubeginns. Warum also nicht einmal den Zyklus an sich zum Inhalt der Erzählung machen? Das hat sich PSALM für 2024, ein Schaltjahr, vorgenommen, und das Osterfestival 2024 (24. März bis 1. April) „Lebenskreise“ genannt. Das Schaltjahr erzählt ja an sich schon die Geschichte, wie mühsam es sein kann, die verschiedenen Zyklen der Natur, den Sonnenlauf, den Mondlauf, den Tageslauf zu synchronisieren.

PSALM 2024 erzählt Geschichten von den ganz nahen Zyklen des Lebens, von seiner Entstehung im Bauch der Mutter, bis zu den ganz fernen, von der Geburt ganzer Galaxien im Universum. PSALM erzählt Geschichten von dem Zyklus, der die Menschen in unseren Breiten am meisten prägt, vom Sonnenjahr, von den Jahreszeiten, und PSALM erzählt Geschichten vom Konkurrenzgestirn, vom Mond, der den Monat macht, der die Gezeiten ebenso steuert wie den Fruchtbarkeitszyklus der Frauen. PSALM erzählt mit seinen Geschichten über die Kreisform des Lebens auch eine sehr frohe Botschaft: Wir haben Monat für Monat, Jahr für Jahr die immer wiederkehrende Chance, alte Fehler hinter uns zu lassen und den Reset-Knopf zu drücken. Und in der Mitte, in der Nacht vom Gründonnerstag, in der Herr Jesus seine Jünger bittet, mit ihm zu wachen, lädt auch PSALM dazu ein, wach zu bleiben, „Wach mit Bach“: die göttlichen Clavier-Zyklen von Johann Sebastian Bach machen eine lange Nacht kurz.

Cuncordu e Tenore de Orosei, Foto di Antonio Farris

Cuncordu e Tenore de Orosei, Foto di Antonio Farris

Neun Konzertprojekte bietet PSALM 2024 an:
Achtmal werden in der Helmut List Halle um 19 Uhr einteilige Konzerte von etwa 65 bis 80 Minuten Länge gespielt, einmal bietet man im prächtigen Palais Attems einen langen, mindestens vierstündigen Bachabend. Mit zwei Projekten, die einmal den Zyklen unseres Lebens und einmal den mannigfaltigen Kreisen im Universum nachspüren, eröffnet PSALM seinen Konzertreigen.

Lorenz Maierhofer hat sich die Geschichte der noch ungeborenen „CLARA“ erdacht und diese auch verkomponiert, getextet und bebildert. CLARA reflektiert bzw. imaginiert noch im Mutterleib ihr Herkommen und ihr Weiterschreiten im Leben. Yvonne Klamant und Christoph Steiner borgen dieser Glücksgeschichte ihre erzählenden Stimmen, der HIB.art.chor gestaltet die Musik dazu am Palmsonntag, dem 24. März, bei der offiziellen Uraufführung der kompletten Fassung.

In die Weiten des Universums entführt der Astrophysiker Arnold Hanslmeier mit phantastischen Bildern und seinen Erkenntnissen zur Frage, wo „XXX – UNSER PLATZ IM UNIVERSUM“ sich befindet. Das STUDIO PERCUSSION Graz weist den Weg dahin mit variantenreichen Rhythmen und Musiken, neun Stücke, die alle neu für dieses Projekt komponiert wurden und folglich bei PSALM uraufgeführt werden: Montag, 25. März.

Jahreszeitenzyklus
Dafür reist man musikalisch zunächst am Dienstag, dem 26. März, nach Sardinien und zu den Tenören von Concordu e Tenore de Orosai, die mit ihren wahrhaft archaischen Gesängen die Osterzeit und den „SARDISCHEN FRÜHLING“ in Klang setzen.

Gypsy Devils © Gypsy Devils

Gypsy Devils © Gypsy Devils

Den „PANNONISCHEN SOMMER“ lassen die Gypsy Devils aus der Slowakei mithilfe von flirrenden Geigentönen, Klarinette und Cymbal unmittelbar spüren, wenn sie mit Carmen, Roma-Hymnen oder Brahms’ Ungarischem Tanz Nr. 5 gebührend einheizen: Mittwoch, 27. März.

Tags drauf befindet man sich schon im „STEIRISCHEN HERBST“. Wer wäre berufener als Hermann Härtel und seine Citoller Tanzgeiger, diesmal mit Kind und Kegel aufs XXL-Format ausgeweitet, um die Jahreszeit des Weines mit Jodlern, Schleunigen, Polkas und Walzern zu feiern? Auf geht’s am Tag des letzten Abendmahls, dem Gründonnerstag, 28. März.

Am Karfreitag, dem 29. März, zieht es PSALM dann in den „SKANDINAVISCHEN WINTER“. Petter Udland Johansen lässt dies gemeinsam mit seiner Gefährtin Arianna Savall und ihrem Ensemble Hirundo maris nacherleben. Mit norwegischen Winterliedern, mittelalterlichen Balladen und schlussendlich Edvard Griegs „Våren“, das im Jahreszyklus wieder den Frühling herbeiruft.

Nachtkonzert
„WACH MIT BACH“ bleibt das Publikum gewiss, wenn es von Eva Maria Pollerus am Gründonnerstag, dem 28. März, ab 22 Uhr im Styriarte.Studio im Palais Attems an Cembalo und Clavichord für mehr als vier Stunden mit den großen Clavier-Zyklen von Johann Sebastian Bach am Schlafen gehindert und zugleich aufgeheitert wird. Ganz nach dem Beispiel des Cembalisten Goldberg, für den Bach seine berühmten Variationen komponierte.

Kristina Miller © Nikola Milatovic

Kristina Miller © Nikola Milatovic

Sonne und Mond
Vom schwierigen und doch freudvollen Leben alleinerziehender Mütter unter der Sonne Südafrikas erzählen singend und tanzend die sieben selbstbewussten Künstlerinnen des Vokalensembles AFRIKA MAMAS am Ostersonntag, 31. März, bevor zum Abschluss am Ostermontag, dem 1. April, die Meisterpianistin Kristina Miller Bellinis Norma, die Hohepriesterin der Mondgöttin in der Bearbeitung von Franz Liszt in den Blick nimmt und sich mit weiteren Stücken von Debussy bis Oscar Peterson „AN DEN MOND“ wendet.

www.styriarte.com