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Das Jahr 2023 steht für das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan ganz im Zeichen von Gesundheit, Wellness und Wasser. Nach „Luxus, Wellness, Porzellan – ein Tag im böhmischen Kurbad“ in Hohenberg a.d. Eger widmet sich die Sonderausstellung am Standort Selb mit „Klo & Co. – Sanitärkeramik vom Plumpsklo bis zur Hightech-Toilette“ bis 7. April 2024 dem einen Thema, das wirklich ausnahmslos jeden betrifft, über das aber kaum jemand spricht: Die Toilette.

War es für die eher modern anmutenden Römer und Griechen ganz normal, Toilettenanlagen mit eigens gebauten Wasserläufen zu nutzen, sammelten die Menschen im Mittelalter ihre Hinterlassenschaften oft in Plumpsklos und Nachttöpfen oder hinterließen sie auf dem Misthaufen. So manche Annehmlichkeit fehlte und statt üppig ausgestatteter Badezimmer waren Waschgarnituren in den Schlafgemächern üblich. Allerdings gibt es auch besonders schöne Stücke, wie das Reisebidet der Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt „Sisi“ oder das Waschgeschirr König Ludwigs II. von Bayern, das für sein Traumschloss Neuschwanstein angefertigt wurde. Reich verziert und mit Gold veredelt, zeigten diese Objekte deutlich den Status der auftraggebenden Person.

Ausstellungsansicht LWL-Freilichtmuseum Detmold, 2016, © BOK + Gärtner GmbH, Foto Margarete Mielentz

Ausstellungsansicht LWL-Freilichtmuseum Detmold, 2016, © BOK + Gärtner GmbH, Foto Margarete Mielentz

Schließlich trat im 19. Jahrhundert von England aus die wassergespülte Toilette ihren Siegeszug an. Das „stille Örtchen“ bekam einen eigenen Raum und Anschluss an die neu entstehende Kanalisation. Ausgewählte WCs aus über 120 Jahren zeigen, wie sich die Toilette vom opulenten Schmuckstück zum eleganten Wand-WC entwickelte. Und auch technisch hat sich einiges getan: Bei den neuesten Modellen gehört Toilettenpapier dank eingebauter Popodusche und Fön der Vergangenheit an. Der kulturelle Hintergrund bestimmt mit, wie das „Stille Örtchen“ heute aussieht und so verwundert es nicht, dass es weltweit die unterschiedlichsten Toiletten gibt. Die Ausstellung zeigt nicht nur die Exemplare auf dem Land, sondern auch in der Luft und selbst in den Weiten des Alls beschäftigt das Toiletten-Thema die Menschheit. Wie man an Bord eines Raumschiffs pinkelt und warum die Sammelbeutel für Urin radioaktiv sind, erfahren die Gäste an Originalobjekten aus der Raumfahrt.
Ein eigener Bereich mit historischen und aktuellen Nachttöpfchen für Kinder sowie Wickelsystemen widmet sich den Kleinsten unter uns. Hier dürfen unsere Gäste an zwei Wickelstationen selbst Hand anlegen – und dabei die Zeit stoppen. Der Mitmachbereich für Kinder und Junggebliebene hält derweil alle Utensilien bereit, um eine eigene Kläranlage zu bauen.

Pissoirs im Kilimanjaro Nachtclub 17 The High Street Johannesburg Südafrika © Sian James Toilets of the World

Pissoirs im Kilimanjaro,  Nachtclub 17,  The High Street Johannesburg Südafrika © Sian James Toilets of the World

Die intimsten Themen zeigt der „Tabu-Raum“. In ihm spricht die Künstlerin Anni von Bergen Punkte wie Menstruation, Geschlechterdiskussionen und Zweckentfremdung öffentlicher Toiletten an. Auf die Gäste warten rund 200 Objekte der Sonderausstellung mit ihren skurrilsten, lustigsten und unglaublichsten Geschichten rund um das „Stille Örtchen“, das am Ende immer auch ein Spiegel unserer Zivilisation ist.
13. Mai bis 7. April 2024

www.porzellanikon.org