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Steppenland ist Weideland und Gras bedeutet Nahrung für Tiere wie Ziegen und Schafe. Diese sorgen wiederum für die Verpflegung der Menschen. Nomadentum bedeutet für den Großteil der Menschen in den Stämmen „Hirte sein“. Doch schon früh bilden sich auch in nomadischen Stämmen Sozialstrukturen und Hierarchien aus. Eine kämpfende Elite entsteht, die ihre ersten Fertigkeiten auf der Jagd gewonnen hat.

Was wir als das „Volk“ der Hunnen kennen, ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Seinen Kern bilden ostasiatische Reiternomaden, die ab dem 3. Jahrhundert nach Westen drängen. Nomaden aus Zentralasien schließen sich an, teils unter Zwang, teils wegen der Aussicht auf Beute. Im Jahr 375 erreichen die Hunnen das Schwarze Meer und zerschlagen die dortigen Reiche der Alanen und Goten.
Die Geschichte der Awaren in Europa beginnt 558/59: Damals bieten sie dem byzantinischen Kaiser ihre Dienste als fähige Reiterkrieger an. Im Gegenzug ersuchen sie um Siedlungsgebiete, denn die Türken haben sie aus ihrer Heimat verdrängt.
Wer die Awaren sind und woher genau sie kommen, ist unklar, denn die Bezeichnung „Awaren“ ist damals sehr beliebt: Mehrere reiternomadische Gruppen verwenden sie. Vermutlich handelt es sich um einen Stammesverband, der aufgebrochen ist, als sich das Reich der Rouran in der Mongolei und in der Mandschurei auflöste. Etwa 20.000 Krieger kommen mit ihren Familien nach Europa.
Im Jahr 680 lässt sich ein Verband nomadischer Stämme nahe der Donaumündung nieder. Die Menschen sprechen wohl eine türkische Sprache, woher sie kommen, ist aber nicht klar. Sie nennen sich „Bulgaren“ – damals eine Art Sammelbegriff für nomadische Gruppen, von denen manche schon früher im Awarenreich lebten. Nach und nach dehnen die Bulgaren ihr Reich bis zum Balkan aus und bringen Byzanz in Bedrängnis. Anders als die Hunnen, Awaren und Ungarn hinterlassen sie im Zuge der Landnahme deutliche Spuren:
Inschriften, riesige Erdwälle und ganze Städte. Im Lauf der Zeit passen sie sich ihrem Umfeld an. Sie übernehmen die Sprache ihrer slawischen Untertanen und den christlichen Glauben ihrer byzantinischen Nachbarn.
Die frühen Ungarn, auch bekannt als Magyaren, sind ein Bündnis von nomadischen Stämmen überwiegend türkischer und finno-ugrischer Herkunft. In der ungarischen Sprache ist diese Vermischung bis heute erkennbar.
Nach Europa kommen die Ungarn nicht ganz freiwillig: Konkurrierende Nomaden verdrängen sie im 9. Jahrhundert aus ihren Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres. Eine neue Heimat finden die Ungarn im Karpatenbecken, das sie um 900 fast ohne Gegenwehr in Besitz nehmen. Nach ihrer Ansiedlung leben sie zunächst vom Krieg, sei es als Plünderer, sei es als Söldner für Nachbarreiche. Doch langsam verändert sich das Reich der Steppenkrieger. Die Ungarn werden Christen und errichten ein Königreich, das zum Vorläufer des heutigen ungarischen Staates wird.
9. April bis 6. November 2022

www.schallaburg.at