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Tomas Schweigen, der künstlerische Leiter, führt das Schauspielhaus als zeitgenössisches Autorentheater mit einer großen Vielfalt unterschiedlicher Zugriffe auf den Begriff der Autorschaft und einem politisch engagierten Spielplan.

Die Odyssee
Konzept, Regie, Bühne: Jakob Engel & Jan Philipp Stange
Das ganze Unglück der Menschen rühre daher, dass sie nicht ruhig in ihren Zimmern bleiben können, so der französische Philosoph Blaise Pascal. Eine Pandemie später hätte man nichts dagegen, für immer zu Hause zu bleiben. Weil aber Odysseus im Urtext der europäischen Zivilisation in den Krieg gezogen ist, da sich Menelaos und Paris um Helena stritten, ziehen uns die Abenteuer der Ferne magisch an – weshalb Regie-Teams immer noch in fremden Städten in Gästewohnungen schlafen müssen, die komisch nach Mann riechen. Doch wofür das alles? 20 Jahre wartete Penelope zu Hause auf Odysseus’ Heimkehr. Was sind das für Träume vom Ankommen, die uns immer weiter weg treiben – und wie unterlaufen sie, dass wir uns dort zu Hause fühlen, wo wir gerade sind?
Uraufführung April 2021

Bataillon von Enis Maci
Ein heruntergekommenes Hochhaus im Niemandsland, Flechten wuchern an seinen Betonkanten. Im Keller sitzen Weberinnen und halten sich wie Odysseus’ wartende Frau Penelope ihre Feinde durch unendliches Webwerk vom Leib. Sie arbeiten an Tarnumhängen aus Kartoffelsäcken und Lumpen für einen Krieg, der viele Schauplätze hat: den Balkan, Syrien oder die Körper der Frauen. Konspirieren sie dort unten im Untergrund? Auf jeden Fall rufen sie schon mal ihre Lehrer an: Ada Lovelace, die den allerersten Algorithmus geschrieben hat, aber auch die Seerechtsexpertin und Ökologin Elisabeth Mann Borgese. Eine Greisin putzt dazu ihr Gewehr und zwei Kühlschränke kommunizieren miteinander. Im Friseursalon ein paar Stockwerke höher wäscht Monica Lewinsky ihren Kunden mit Pfirsichtee-Aroma-Shampoo die Haare.
Enis Maci hat mit „Bataillon” einen starken, herausfordernden und kampfbereiten Text geschrieben. Es ist nach „Mitwisser” und dem für den NESTROYPreis nominierten „Autos” bereits das dritte Stück der Autorin, das am Schauspielhaus zur Aufführung gebracht wird – dieses Mal in der Regie von Tomas Schweigen.
Österreichische Erstaufführung April 2021

Rote Beete reden. Geschichten von Nie-Familien
von und mit Arthur Romanowski und Brigitta/Brygida Najdowska
Reden, Reden, Reden. Kochen, Kochen, Kochen. Essen, Essen, Essen. Aber niemals verdauen. Für Essen gilt auf mikrobiologischer Ebene, was für die Vergangenheit grundsätzlich gilt, und zwar, dass es noch gar nicht wirklich vergangen ist. Was gegessen wird, verarbeiten wir immer weiter.
Hätte ich jemand anders sein können? Erst mal essen. Keiner weiß weiter und alle schälen Kartoffeln. Und Familie ist doch niemals Nie! Sie ist das Nie, das es beinah nie gegeben hätte.
Kommt vorbei, wenn im Restaurant USUS eine Live-TV-Theater-Show entsteht. Ein Talk-Format, das erst sprechen lernt. Eine Serie, die nach der ersten Folge endet. Gäste, die wieder gehen, bevor sie anklopfen. Unfrisierte Gespräche mit der eigenen Oma. Ein Skypegewitter. Hier werden Geschichten und Rezepte getauscht, variiert und neue Knoten geknüpft.
Hier werden das österreichisch-deutsche, das deutsch-polnische und das deutsch-polnisch-österreichische Verhältnis untersucht. Es treten auf: Kunstfiguren, spekulative Denker*innen, Skype-Monitore, Fabelwesen und Wendepunkte! Es wird großartig, denn manchmal werden wir weinen müssen. Und dann gibt es unverhofft und oft: Schokolade.
Arthur Romanowski arbeitet als Autor, Performer und Regisseur und studiert Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen.
Premiere Mai 2021

www.schauspielhaus.at