Über mehr als 70 Hektar erstreckt sich im Osten Niederösterreichs das Areal von Schloss Hof. Das prächtige Ensemble bestehend aus dem zweistöckigen Schloss, dem Garten und dem Gutshof ist von besonderer kunst-und kulturhistorischer Bedeutung.

1725 erwarb Prinz Eugen von Savoyen ein vierflügeliges Kastell aus dem 17. Jahrhundert und ließ es zu einer großartigen Schlossanlage ausbauen. Damals entstand das beeindruckende Ensemble von Schloss, Garten und Gutshofanlage, das auch heute noch zu erleben ist.
Dreißig Jahre später – 1755 – übernahm Maria Theresia den Landsitz. Tiefgreifende Veränderungen am Schloss wurden in den Jahren 1773 bis 1775 vorgenommen: Das Gebäude wurde um ein Stockwerk erhöht und die Räume des ersten Stockes neugestaltet.
Das Schloss wurde um zwei Flügelbauten nach Westen hin verlängert. Über 800 Handwerker waren bis zum Tode Prinz Eugens 1736 unter anderem auch damit beschäftigt, einen weitläufigen Garten mit sieben Terrassen anzulegen. Der nördlich des Schlosses entstandene Gutshof sollte künftig der ökonomischen Versorgung dienen.
Für die exquisite Ausstattung der Schlossräume – im ersten Stock befanden sich Prinz Eugens Wohnappartement, das Paradeappartement, 13 Gästezimmer, die Kapelle und der Festsaal – wurden jene Künstler engagiert, die sich bereits unter anderem in den Belvedere Schlössern verdient gemacht hatten. Darunter waren der Innendekorateur Claude Le Fort du Plessy sowie die Stuckateure Santino Bussi und Alberto Camesina.

DAS GROSSE ERBE UND BERAUSCHENDE FESTE
Als Prinz Eugen im Alter von dreiundsiebzig Jahren starb, erbte seine einzig noch lebende Verwandte, die Nichte Anna Victoria von Savoyen-Soissons, sämtliche Besitztümer und wurde eine der reichsten Frauen Europas. Zwei Jahre nach der Erbschaft ehelichte sie den 18 Jahre jüngeren Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen, dem sie die Schlösser Hof und Niederweiden schenkte. Auch nach der Trennung des Paares blieben diese Güter im Besitz Joseph Friedrichs und er verstand es, diese als Orte luxuriöser Veranstaltungen zu nutzen.
Sein letztes großes Fest in Schloss Hof, 1754, nutzte Prinz Sachsen-Hildburghausen dazu, den Besitz möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Drei Tage lang wurden den Ehrengästen – Maria Theresia und Franz I. Stephan von Lothringen – alle nur denkbaren Spektakel gezeigt, um sie zum Kauf zu animieren. Die zahlreichen Darbietungen zeigten ihre Wirkung. Ein Jahr später erwarb Maria Theresia Schloss Hof und schenkte es ihrem Gemahl.

Schloss Hof, Kutschenfahrt © SKB, Severin Wurnig

Schloss Hof, Kutschenfahrt © SKB, Severin Wurnig

IM BESITZ DER HABSBURGER – MARIA THERESIAS WITWENSITZ
Kurz nach dem Ankauf begannen geringe Adaptierungen im Schloss: Die Privaträume Prinz Eugens dienten nun dem Kaiserpaar und wurden zu diesem Zwecke neu möbliert. Bis zu seinem Tod 1765 verbrachte Kaiser Franz Stephan jedes Jahr einige Wochen auf Schloss Hof, um zu jagen oder mit Maria Theresia und den Kindern „die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern“, wie es auf einer Inschrift an der gartenseitigen Schlossfassade heißt.
Tiefgreifende Veränderungen am Schloss erfolgten in den 1770er Jahren durch den kaiserlichen Hofarchitekten Franz Anton Hillebrandt. Um zusätzliche Gästeräume zu schaffen wurde das Gebäude um ein Stockwerk erhöht. Die Zimmer der Beletage wurden im klassizistischen Stil neu gestaltet. Im Südtrakt ließ sich die inzwischen zur Witwe gewordene Maria Theresia ein vorwiegend in grau-weiß gehaltenes Appartement einrichten. Diese Umbauphase gab dem Schloss sein heutiges Erscheinungsbild.

EIN SCHLOSS ALS AUSBILDUNGSSTÄTTE DER K.K. ARMEE
Nach dem Tod Maria Theresias 1780 zeigten die nachfolgenden Generationen wenig Interesse an ihrer Marchfelder Sommerresidenz und überließen sie zunehmend den Einflüssen der Natur.
1898 beschloss Kaiser Franz Joseph, die Anlage der Heeresverwaltung zu übergeben, um ein Reit-und Fahrlehrinstitut einzurichten. Vor dem Einzug des Militärs wurden in 200 Waggons die meisten Kunstgegenstände wie Möbel, Gartenskulpturen und schmiedeeiserne Tore nach Wien transportiert und bildeten in den kommenden zwei Jahrzehnten einen reichen Fundus für die Ausstattung anderer kaiserlicher Schlösser.
Die markanteste Veränderung in Schloss Hof in dieser Zeit betraf den Neubau von zwei Reithallen auf der ersten Terrasse. Nach dem Ende der Habsburgermonarchie ging der Besitz in Staatseigentum über.

Schloss Hof, Barockgarten © SKB, Severin Wurnig

Schloss Hof, Barockgarten © SKB, Severin Wurnig

DAS GARTENPARADIES
Das zur Marchniederung abfallende Gelände östlich des Schlosses war allein schon wegen seiner Lage prädestiniert, um einen Garten nach französischem Vorbild zu errichten.
Innerhalb von wenigen Jahren ließ Prinz Eugen auf insgesamt sieben Terrassen durch den Architekten Johann Lucas von Hildebrandt und den Garteningenieur Anton Zinner einen der bedeutendsten Gärten des deutschsprachigen Raumes anlegen. Die vertikal verlaufende Mittelachse, entlang der sich zahlreiche Brunnen befinden, teilt den Garten auf jeder Ebene in zwei spiegelbildlich gestaltete Bereiche.
Ein wohl durchdachtes, vom Bildhauer Johann Christoph Mader geschaffenes Skulpturenprogramm huldigt dem Schlossherrn Prinz Eugen. Die benötigten Wassermengen zur Inbetriebnahme der Brunnen und zur Versorgung der Pflanzen wurden von drei Teichen aus dem nächstgelegenen Dorf Groißenbrunn hergeleitet.
Im 19. und 20. Jahrhundert verfiel der Garten zusehends. Für die seit dem Jahr 2002 schrittweise durchgeführte Rekonstruktion der einzelnen Terrassenbereiche bildeten die drei Gemälde von Bernardo Belotto, genannt Canaletto, eine der wichtigsten Quellen. Diese Ansichten der Schlossanlage wurden im Auftrag Maria Theresias um 1760 geschaffen.

www.schlosshof.at