Die Tiroler Festspiele Erl präsentieren unter ihrem neuen Intendanten Jonas Kaufmann ein hochklassiges Programm mit gefeierten Stars der Opernwelt und großer internationaler Strahlkraft.
In der kleinen, malerisch von den prachtvollen Gipfeln des Kaisergebirges umrahmten Gemeinde Erl präsentieren die Tiroler Festspiele Erl im kommenden Sommer ein herausragendes, auf überzeugende Weise auch in der Gegenwart verankertes Programm mit international gefeierten Interpretinnen und Interpreten. Verantwortlich für die Konzeption der hochklassigen Aufführungen zeichnet Weltstar Jonas Kaufmann, der neue Intendant des renommierten Festivals. Zu erleben sind aufregende Opernproduktionen, ein einzigartiger Verdi-Zyklus, drei außergewöhnliche Klavierkonzerte und vieles mehr. Ein Überblick.
Märchenhafte Odyssee und intensive Seelenerforschung
In Tirol hat die Musik der Gegenwart bekanntlich ihren festen Platz. Für Erl gilt das ganz besonders, gab es hier doch seit der Gründung der Festspiele gleich 78 Uraufführungen. Ein weiterer spektakulärer Höhepunkt der diesbezüglichen Festivalgeschichte ist nun im Sommer 2025 zu erleben: Es gelang, die beim Festival von Aix-en-Provence 2023 umjubelte Uraufführungs-Produktion von „Picture a day like this“ nach Erl zu holen – eine österreichische Erstaufführung, der man mit großer Freude entgegen sieht. In dieser vierten gemeinsamen Oper des Komponisten George Benjamin und des Autors Martin Crimp leuchten Töne und Worte hoffnungsvoll in der Dunkelheit, und schon jetzt gilt das vom internationalen Feuilleton euphorisch rezensierte Werk mit seiner fein gewobenen Musik als moderner Klassiker. Die vielschichtige Oper rund um eine Mutter, die ihr Kind verliert und deren Weg durch die Trauer zu einer märchenhaften Odyssee aufblüht, wird von Daniel Jeanneteau und Marie-Christine Soma in Szene gesetzt, die musikalische Leitung hat Corinna Niemeyer über, auf der Bühne des Festspielhauses sind unter anderem die brillanten Sängerinnen Xenia Puskarz Thomas und Mari Eriksmoen zu erleben.

Barbara Hannigan © Marco Borggreve
Ebenfalls im Sommer 2025 steht außerdem der Doppelabend „Herzog Blaubarts Burg / La voix humaine“ im Programm. Diese Koproduktion der Tiroler Festspiele Erl mit dem Maggio Musicale Fiorentino wird von Claus Guth inszeniert, der international zu den einflussreichsten Regisseuren der Gegenwart zählt, die musikalische Leitung übernimmt der hochtalentierte junge ungarische Dirigent Martin Rajna. Béla Bartóks einaktives Werk, das sich auf die psychologische Auseinandersetzung zwischen den beiden Hauptfiguren Blaubart und Judith konzentriert, entwickelt sich nach und nach zu einer Seelenforschung von zwei verletzten Menschen, die nur ein Gewaltakt voneinander trennen kann. In „La voix humaine“ von Francis Poulenc (Text: Jean Cocteau) telefoniert wiederum eine namenlose Frau zum letzten Mal mit ihren Geliebten und klammert sich an seine Stimme wie eine Ertrinkende – sie ist das fehlende Puzzlestück, um Blaubarts Geschichte verstehen zu können. Als Blaubart ist der für seine ausdrucksstarken Interpretationen gefeierte österreichische Bassbariton Florian Boesch zu erleben, als Judith die wunderbare deutsche Mezzosopranistin Christel Loetzsch. Die Rolle der Frau („La Femme“) in Poulencs Monooper verkörpert die aus Kanada stammende Ausnahmekünstlerin und Grammy-Preisträgerin Barbara Hannigan.

Ludovic Tézier und Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg / Sony Music
Imponierendes Fest der: Verdis „Trilogia popolare“
Zu den hochkarätigen Highlights der diesjährigen Sommerfestspiele zählt auch Giuseppe Verdis konzertant aufgeführte „Trilogia popolare“: Die Abende mit „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „La Traviata“ bringen herausragende Sängerinnen und Sänger nach Erl und garantieren ein imponierendes Fest der Stimmen weltweit. So werden etwa mit Ludovic Tézier und Luca Salsi die derzeit bedeutendsten „Rigoletto“-Interpreten überhaupt im Festspielhaus zu Gast sein. Auch auf Opernstar Pretty Yende darf man sich freuen: Sie wählt diesen außergewöhnlichen Verdi-Zyklus für ihr Debüt als Leonora in „Il Trovatore“. Und in „La Traviata“ ist die hinreißende italienische Sopranistin Rosa Feola als Violetta zu erleben – in einer Party also, in der sie kurz zuvor an der New Yorker Metropolitan Opera zu sehen ist und die Rosa Feola danach vom rastlosen Big Apple in die idyllisch-verträumte Naturlandschaft Tirols führt. Wunderbar!

Alexander Malofeev © Liudmila Malofeeva
Aufsehenerregende Klavierkonzerte mit jungen Starpianisten
Die vor einigen Jahren im Frühling eingeführten Erler „Klaviertage“ sind ab nun in Form von hochklassigen Klavierkonzerten in den großen Festivalzeiten. Daher finden sich im Sommer 2025 nun drei meisterhafte und ungemein vielschichtig konzipierte Klavierabende im Programmkalender. So wird sich der Pianist und Komponist Lucas Débargue, der als Solist in den Konzertsälen ebenso glänzt wie mit seinen CD-Einspielungen, etwa in das Werk seines Landsmanns Gabriel Fauré vertiefen und in einem Dialog dazu auch die Komposition „Jeux d’eau“ interpretieren, die Maurice Ravel seinem Lehrer gewidmete („à mon cher maître Gabriel Fauré“). Die 2007 (!) geborene russische Pianistin Alexandra Dovgan wiederum, die führende Musikkritikerin zu Begeisterungsstürmen hinreißt und trotz ihrer Jugend bereits rund um den Globus das Publikum mit einer außergewöhnlichen künstlerischen Tiefe begeistert, spielt im Festspielhaus unter anderem Beethovens „Sturm“-Sonate und Chopins berühmte „Fantasie in f-Moll“. Und der sensationelle Alexander Malofeev, der 2001 in Moskau geboren wurde und als einer der führenden Klavierinterpreten seiner Generation gilt, widmete sich in Erl anderen Kompositionen von Schubert, Liszt und Alexander Skrjabin. Sein Konzertabend ist eine wundervolle Möglichkeit, den viel gefragten Pianisten, der in den weltweit bedeutendsten Konzertsälen wie etwa der Carnegie Hall und dem Concertgebouw in Amsterdam große Erfolge feiert und auch bei den diesjährigen Salzburger Festspielen auftritt, aus nächster Nähe zu erleben und in die faszinierende Welt seiner Interpretation einzutauchen.

Anita Rachvelishvili © Dario Acosta
Von Mahler über Murnau bis zu Stefan Zweig
Große Oper, komprimiert und ganz intim: Die Tiroler Festspiele Erl präsentieren auch zwei hervorragende Liederabende mit international gefeierten Interpretinnen. Kammersängerin Camilla Nylund wird, am Klavier begleitet von Helmut Deutsch, Lieder etwa von Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold und Jean Sibelius singen. Die große Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili widmete sich wiederum anderen Kompositionen von Tschaikowski, Rachmaninow und Manuel De Falla (Klavier: Vicenzo Scalera). Das Eröffnungskonzert wird jedoch von imposanten Orchesterklängen bestimmt: Das Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter seinem neuen Chefdirigenten Asher Fisch ist mit Pfitzner, Wagner und Debussy zu erleben. Apropos Wagner: Schon ausverkauft ist die große „Wagner Gala“, die Werke von Franz Liszt und seinem Schwiegersohn Richard Wagner in der Interpretation von Jonas Kaufmann, Ekaterina Gubanova und René Pape zur Aufführung bringt. Ein besonderer Programmpunkt ist überdies mit der Aufführung von Friedrich Wilhelm Murnaus ergreifendem Stummfilmdrama „City Girl“ (1930) zu vermelden: Das Meisterwerk des legendären deutschen Regisseurs (ua „Nosferatu“), das sich mit dem Kontrast zwischen Stadt und Land auseinandersetzt, wird in Erl von den Dodge Brothers und Neil Brand musikalisch live untermalt. Abschließend soll zudem noch ein ganz spezieller Tipp erfolgen: In „Die Kunst, ohne Sorgen zu leben“ beleuchtet Stefan Zweig die große Kunst, innere Gelassenheit zu finden – den eigentlichen Sinn des Lebens. TV-Star Hans Sigl wird im Rahmen einer intensiven Lesung diese in Erl untersuchen, begleitet von der deutschen Pianistin Katharina Königsfeld und mit Musik etwa von Claude Debussy und Erik Satie.
3. bis 27. Juli 2025
www.tiroler-festspiele.at