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Wie eine unsichtbare Seilbahn verbindet der biennal stattfindende Walserherbst nun schon zum neunten Mal die steilen Hänge des Großen Walsertals. Das Festival versorgt Einheimische und Gäste bis in die letzten Winkel mit einem dreiwöchigen Kulturprogramm. In wiederbelebten Gasthäusern, wildromantischen Flussläufen und auf bewirtschafteten Alpen hinterlassen internationale und regionale Künstler weithin sichtbare Zeichen und Gesprächsstoff für Jahre.

Die Festivalleiter Dietmar Nigsch und Eugen Fulterer gestalten wie gewohnt ein fulminantes Eröffnungswochenende: Neben einer Reihe an Vernissagen, darunter die Eröffnung der Ausstellung „Alles Walser (Portraitaufnahmen von Walsern zwischen 1978-2018)“ von Nikolaus Walter, lädt der Walserherbst zu Galakonzert und Frühstücksmatinee mit dem Bläserensemble Federspiel. Auch die erste von drei „Klingenden Kirchen“ mit den Referent*innen der parallel zum Festival stattfindenden Radix Musikwerkstatt findet am Eröffnungs-Wochenende statt. Weitere Konzerte in den Bergkirchen des Tals geben das Trio Ritter-Lechner-Coleman (Karl Ritter, Otto Lechner, Melissa Coleman) sowie die griechisch-schweizerische Formation Wotsala.

Tempo und temporär
Zu einem zentralen Thema des Walserherbst 2021 wird die Mobilität im Tal. Unter dem Titel „Verkehr(t)“ finden Diskurse und Projektarbeiten sowie auch ein lustvoller Radl-Salon der Truppe Mowetz & Co mit rund 50 kuriosen Geschicklichkeitsrädern statt.

Der Kulturpavillon, erbaut auf Mauerresten der Burgruine Blumenegg, wird erneut zur Bühne für Literatur und Musik. So lesen beispielsweise die Schauspielerinnen Maria Hofstätter und Martina Spitzer Texte von Gert Jonke und Elfriede Gerstl. Auch der Wanderkiosk, das von den BürgerInnen geführte Kaffeehaus „Falva“ oder der Naturraum „Labom“ auf 1.000 Metern Seehöhe werden zu temporären Treffpunkten.

Walserherbst 2021: Schräge Vielfalt
Der Kraft der Pflanzen und im Besonderen ihrer Wurzeln widmet sich die Installation Wurzel-Wunderkammer von Renate Burger und Elisabeth Handl. Eine geführte Tour mit kulinarischem Fokus enthüllt die Wurzel als obskures Fundstück und unterirdischen Bedeutungs- und Informationsträger, der auch überirdisch Wirkkraft entfaltet. Textilkünstlerin Maria Baumschlager erweitert die Installation um Knüpfteppiche mit Naturmotiven, beispielsweise stark energetische Pflanzen. Im Workshop Wurzelstudien mit der Schweizer Schriftstellerin Anna Ospelt und der Kräuterpädagogin Susanne Türtscher von den „Alchemilla Kräuterfrauen“ begeben sich die Teilnehmenden auf eine eingehende Naturbetrachtung.

Ruine Blumenegg und Wanderkiosk © Hanno Mackowitz

Ruine Blumenegg und Wanderkiosk © Hanno Mackowitz

Hoch hinaus
Zu den Highlights des diesjährigen Walserherbst zählt auch die Enthüllung eines Kunstobjektes von Matthias Würfel auf dem auf 1.400 Meter hoch gelegenen Alpenplateau über Damüls. Der seit kurzem im Großen Walsertal lebende Landschaftskünstler gibt zudem entlang des Lutzbachs einen Landart-Workshop.

Zwischen Jodeln, Volkstanz und zeitgenössischem Tanz changieren die Performance und der Workshop „SunBengSitting“ von Simon Mayer. Clownin Martha Laschkolnig lädt Klein und Groß zur Kneipp-Jubiläumswanderung und wird mal hier und mal dort auftauchen, um ihrer Rolle als „Covid-Beauftragte“ gerecht zu werden.

„Das Programm des Walserherbst darf gleichzeitig schräg und bodenständig, laut und sanft, berührend und humorvoll sein. Uns ist es ein Anliegen, das Hiesige mit dem Auswärtigen, das lang Gewachsene mit dem Zeitgenössischen zu verknüpfen. Bestehende Kultur- und Naturräume bespielen wir mit einer Vielfalt, die sowohl den Einheimischen als auch den Gästen Genuss und Inspiration bringt“, sind sich die Walserherbst-Kuratoren Dietmar Nigsch und Eugen Fulterer einig. Das biennal stattfindende Festival wurde Corona-bedingt von 2020 auf 2021 verschoben.
20. August bis 12. September 2021
im Biosphärenpark Großes Walsertal

www.walserherbst.at