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Die Ausstellung ist bis 25. Juni 2023 im Ausstellungshaus auf der Wiener Freyung zu sehen. Einmal mehr wird das Bank Austria Kunstforum Wien zur internationalen Bühne für eine künstlerische Pionierin. Im Anschluss wird die Schau im Kunsthaus Zürich und im Kunstmuseum Brandts in Odense gezeigt.

Kiki Kogelnik (1935–1997) ist eine der bedeutendsten in Österreich geborenen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie gilt heute als die einzige österreichische Protagonistin der Pop-Art, ihre Kunst geht jedoch weit über diese Kategorisierung hinaus. Ihr spielerisches, farbenfrohes und hochpolitisches Werk reicht von Malerei, Zeichnung, Keramik und Installation bis hin zu performativen Praktiken und weist in seinen Themenstellungen eine erstaunliche Aktualität auf. „Kiki Kogelnik: Now Is the Time“ – der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Gemälde aus dem Jahr 1972 – ist mit circa 180 Werken die bis dato größte Retrospektive zum Werk von Kogelnik. In sieben thematischen Kapiteln beleuchtet die Ausstellung verschiedene Aspekte ihres künstlerischen Schaffens und will dabei herausstellen, warum dieses heute so relevant erscheint wie nie zuvor.
Nach ihrem Studium an der Akademie für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in den 1950er-Jahren in Wien, gehört Kogelnik zur jungen St. Stephan Gruppe. Extensive Reisen durch Europa und eine Liebesbeziehung mit dem US-amerikanischen Künstler Sam Francis bewegen die Künstlerin 1962 nach New York, die neue Welthauptstadt der Kunst, zu ziehen, wo sie Bekanntschaft mit der Pop-Art-Szene um Andy Warhol macht und Kontakte und Freundschaften zu Künstlerinnen und Künstlern wie Roy Liechtenstein, Claes Oldenburg, Niki de Saint Phalle und Carolee Schneemann pflegt. Fortan lebt und arbeitet Kogelnik auf beiden Seiten des Atlantiks: in New York, Wien und Bleiburg.

Bunt, humorvoll und kritisch: Kogelniks Werk in all seinen Facetten
Die Ausstellung setzt mit den abstrakten, lebensbejahenden Bildern, die Kogelnik 1961 in ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie St. Stephan präsentiert, ein. „Selten ging es jedenfalls so heiter an den Wänden der Galerie St. Stephan zu,“ heißt es dazu in der Tagezeitung „Die Presse“ im Oktober 1961. Der Hauptraum widmet sich der Zeit ab 1962, als Kogelnik sich in New York niederlässt und dort unter dem Eindruck einer völlig neuen Formen- und Warenwelt ein malerisches und skulpturales Werk entwickelt, das Ende der 1960er-Jahre in den berühmten „Hangings“ – Körperumrisse aus Vinyl, die sie auf Kleiderhaken hängt – mündet. Weltraumfahrt, Roboter und die Beziehung Mensch/Maschine sind weitere wichtige Themen dieses Jahrzehnts und werden in einem eigenen Raum thematisiert: Kogelnik ortet diese Schwingungen und macht sich daran, Vor- wie Nachteile von neuer Technologie und Diagnostik in ihrem Werk zu analysieren. Früh findet sie zu der Erkenntnis, dass die Technik nur einem mündigen Menschen wirklich gute Dienste leistet.

Kiki Kogelnik, Self-Portrait, 1964, Öl und Acryl auf Leinwand, Sammlung Mono Schwarz Kogelnik © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik, Self-Portrait, 1964, Öl und Acryl auf Leinwand, Sammlung Mono Schwarz Kogelnik © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

In den 1970er-Jahren schlägt Kogelnik in ihren „Frauenbildern“ einen feministisch-kämpferischen Ton an, wenn sie beispielsweise die eindimensionalen Rollen, welche die Gesellschaft „der Frau“ zuweist, zum Thema macht. Ihre eigene Identität als Künstlerin, Mutter und Frau benutzt Kogelnik wie eine Schablone, um allgemeine Aussagen zum Zustand der patriarchalen Gesellschaft zu tätigen.
Ihr stets neugieriger und experimenteller Umgang mit künstlerischem Arbeitsmaterial führt sie Mitte der 1970er-Jahre zur Beschäftigung mit Keramik und später dann, in den 1990er-Jahren, mit Glas. „Kunst kommt von künstlich“ konstatiert Kogelnik 1967, dies trifft vor allem auch auf die in den 1980er-Jahren auftretende Tier-Motivik zu. Tiere wie auch menschliche Figuren begreift Kogelnik als „Einwohner einer künstlichen Welt – meiner Welt“, die sie mittels ihrer Kunst erschafft und stets zu erweitern versucht. Das Selbstporträt und die Maske, das komplexe und sich gegenseitig bedingende Verhältnis von Leben und Tod sowie ein Kunstbegriff, der Kunst und Leben verschränkt und Denkanstöße für alle liefert, bleiben durchwegs ein Anliegen und ziehen sich durch Kogelniks gesamtes künstlerisches Schaffen.
2. Februar bis 25. Juni 2023

www.kunstforumwien.at