Die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, 1927 vom Staat Anhalt durch Zusammenfassung mehrerer anhaltischer Sammlungen gegründet, ist aufgrund ihres umfassenden Bestandes an Malerei, Zeichnung und Druckgraphik von 1400 bis zur Gegenwart eines der prominenten Kunstmuseen in Deutschland. Seit diesem Jahr ist die Anhaltische Gemäldegalerie im Schloss Georgium wieder zugänglich. Nach mehrjähriger Sanierung ihres Stammhauses erscheint eine der wichtigsten Sammlungen Alter Meister in Mitteldeutschland buchstäblich in neuem Licht. Den Höhepunkt des Jahres stellt die Sonderausstellung „KINDSKÖPFE“ im Herbst dar. Meisterwerke von Anthonis van Dyck bis Philipp Otto Runge entführen in eine Zeit, als die Ideen der Aufklärung nicht nur das Bild der Kindheit, sondern auch die Gattung des Kinderbildnisses maßgeblich veränderten.

Im Mittelpunkt der sich vom 17. zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstreckenden Ausstellung steht die Epoche der Aufklärung. Mit ihren neuen pädagogischen Ideen brachte sie eine fundamentale Neubewertung der Kindheit als eigenständige, gegenüber dem Erwachsenendasein abgegrenzte Lebensphase mit sich. Verbunden war damit im 18. Jahrhundert ein grundsätzlicher Wandel in der Auffassung des Kinderporträts.

Wilhelm von Schadow, Die Kinder des Hofmarschalls Kurd von Schöning, 1822, Öl auf Leinwand. Foto: AGD/Dietmar Gunne

Wilhelm von Schadow, Die Kinder des Hofmarschalls Kurd von Schöning, 1822, Öl auf Leinwand. Foto: AGD/Dietmar Gunne

Das neue Bild der Kindheit als eigenständige Phase der menschlichen Entwicklung, in welcher eine unbeschwerte und als „natürlich“ apostrophierte Bildung eines jungen Menschen erfolgen sollte, fand seinen Ausdruck in neuartigen Bildnissen. Fortan steht die soziale Rolle der Dargestellten weniger im Vordergrund als die sich entwickelnde Persönlichkeit, die in demonstrativer Natürlichkeit die Betrachtenden emotional anspricht.
Eingebettet ist die Ausstellung zum Wandel des Kinderbildnisses zwischen Barock und Biedermeier in ein 2024 in Dessau-Roßlau begangenes Jubiläumsjahr zur Feier der Gründung des Philantropinum durch Johann Bernhard Basedow vor 250 Jahren. Diese Modellschule der Aufklärung war als wichtiger Baustein des Dessau-Wörlitzer Reformwerks ursächlich mit den modernen Ideen zur Kindererziehung und der Neubewertung der Kindheit als eigenwertige Lebensphase verbunden.
1. September bis 1. Dezember 2024
www.dessau-rosslau.de