Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Das Apollo-Theater ist ein Bespieltheater, in dem Bühnen wie das Deutsche Theater Berlin, Gorki und Münchner Kammerspiele zu Gast sind, das aber auch zwei bis drei eigene Inszenierungen pro Spielzeit produziert. Es bietet ein vielfältiges Programmangebot an Schauspiel-, Musik-, Tanz- und Konzertaufführungen und veranstaltet alle zwei Jahre ein Theaterfestival – die Siegener Biennale.

Fußball.Frauen.Siegen
Ausgangsstoff ist die glorreiche Zeit des lokalen Frauenfußballs, als die Damen des TSV Siegen in den 1980ern und 1990ern in Serie Deutsche Meistertitel und Pokalsiege feierten. Siegen wurde zum bundesweiten Inbegriff für fußballerisches Herzblut. „Siegen heißt gewinnen“ stand für unzählige Glücksmomente. „Die Jungen“ erzählen in ihrer Geschichte nicht nur von großen Siegerinnen, sondern auch von stillen Verliererinnen. Denn gerade diese Frauen sind es, die bis heute für „Frauen.Fußball.Siegen“ stehen und kämpfen. Mitreißende Choreografien von Celine Reichwald prägen das Bühnengeschehen. Tänzerinnen der Ballettschule Reindt agieren auch als glutvolle Schauspielerinnen. Schülerinnen der Gesamtschule Eiserfeld, der Sekundarschule Netphen und der Hauptschule Achenbach bilden die höchst ambitionierte Fangemeinde. „Die Alten“ machen einen Sprung in die Zukunft und lassen uns ein Duell beobachten, das sich zwei ehemalige Vize-Vorsitzende der „Sportfreunde“ und der „Käner“ liefern. Im Jahr 2030. Im Altenheim. Natürlich ist ihr Hauptgesprächsthema nach wie vor der Fußball. Historisches wird mit satirisch Fiktionalem vermengt. Wen wundert es da, dass Angela Merkel längst Präsidentin der FIFA und Silvia Neid Trainerin der chinesischen Männer-Nationalmannschaft ist? Aber auch diese Geschichte aus verbalen Dribblings, versierten Fouls und
Strafstößen wird mit der Erkenntnis „You’ll never walk alone“ ein glückliches Ende finden. Die Uraufführung sollte im April 2020 stattfinden – 50 Jahre nach Legalisierung des Frauenfußballs durch den DFB. Nun findet sie im Jahr 51 nach diesem denkwürdigen Ereignis statt, was der Irritation über männliches Verhalten aber keinen Abbruch tut.
Premiere: 13. März 2021
weitere Aufführungen: 14. und 27. März, 17., 22. und 30. April, 28. Mai 2021

Der Menschenfeind
Alceste (Ulrich Matthes) verachtet die ihn umgebende Gesellschaft für ihre Heuchelei und Oberflächlichkeit. Sein Ideal ist die unbedingte Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Fanatisch versucht er, sein Umfeld zu bekehren. Alcestes Weigerung, sich den gesellschaftlichen Spielregeln anzupassen und sich diplomatisch zu verhalten, führt zu bitteren Erfahrungen. Da er den Dichter Oronte (Timo Weisschnur) unerbittlich kritisiert, macht er sich diesen zum Feind. Da er es ablehnt, die Richter zu bestechen, verliert er den von Oronte angestrebten Prozess. Die gut gemeinten Ratschläge seines treuen Freundes Philinte (Manuel Harder) schlägt er in den Wind. Die schwerste Niederlage erfährt Alceste aber in der Liebe: Die von ihm umworbene lebenslustige Célimène (Franziska Machens) lehnt es trotz ihrer Zuneigung zu Alceste ab, zusammen mit ihm die Einsamkeit zu suchen und das Alleinsein mit einem mürrischen Menschenverächter gegen das reizvolle Spiel wechselnder Flirts einzutauschen. Ob Alceste die von ihm ständig angekündigte Weltflucht am Ende allein antritt, bleibt offen. Molières tragisch-komischer Titelheld verkörpert das Dilemma eines Idealisten, der an der Wirklichkeit leidet und sie ändern will. In einer zutiefst verlogenen Gesellschaft ist er derjenige, der immer die Wahrheit sagt. Seine Selbstgerechtigkeit und der Fundamentalismus, mit der er seine Überzeugungen zum Ausdruck bringt, treiben ihn allerdings in eine Isolation, aus der heraus Veränderung nicht möglich ist.
Regie führte Anne Lenk. Florian Lösche hat für diese Inszenierung einen schwarzgrauen Bühnenkasten mit elastischen Wänden gebaut, in dessen straff gespannten Strippen man sich nicht nur wunderbar verfangen kann. Die Höflinge hängen mal dekorativ in den Seilen, mal tragen sie akrobatische Scharmützel aus.
23. und 24. Juni 2021

www.apollosiegen.de