Arnulf Rainer feierte am 8. Dezember 2024 seinen 95. Geburtstag. Er gilt als Pionier des Informel in Europa und zählt zu den international bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Das Arnulf Rainer Museum in Baden nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, das vielschichtige Oeuvre des Weltkünstlers mit einem dreijährigen Ausstellungszyklus umfassend zu würdigen. Den Auftakt macht ab dem 23. November die Ausstellung: Arnulf Rainer. Das Nichts gegen Alles. Kuratiert von Nikolaus Kratzer, Leiter der kunsthistorischen Sammlungen des Landes Niederösterreich, und vom Kunstsammler Helmut Zambo.
Das Arnulf Rainer Museum feiert mit der Jubiläumsausstellung auch sein 15-jähriges Bestehen. Das vielschichtige Œuvre des Künstlers wurde in bisher über 20 Ausstellungen präsentiert. Neben monografischen Ausstellungen wird Rainers Bedeutung für die zeitgenössische Kunst auch durch die Gegenüberstellungen mit Künstlerpersönlichkeiten wie Georg Baselitz oder Damien Hirst erschlossen.

Arnulf Rainer: Selbstbegräbnis oder Christusleid, Christusfreud? Öl auf Holz und Fotografie, 1969-1974, Landessammlungen NÖ – Sammlung Zambo, Deutschland, © Arnulf Rainer, Foto: Landessammlungen NÖ
Die Jubiläumsschau rückt zwei besondere Werkgruppen ins Rampenlicht: Die frühesten Arbeiten der 1940-er und 1950-er Jahre sowie die zentrale Werkgruppe der Kreuzübermalungen, mit der sich Rainer seit den 1950-er Jahren unablässig auseinandersetzt. Die Serie der Großen Kreuze veranschaulicht, wie der Künstler auch mit der Kaltnadelradierung konsequent über einen längeren Zeitraum eine Platte bearbeitet. Die monumentalen Kreuzübermalungen zählen zu den Höhepunkten seines Schaffens. Sie verkörpern den tiefen Dualismus von Schöpfung und Zerstörung, Fülle und Leere. Mit Fingermalerei oder übermalten fotografischen Selbstporträts schreibt sich Rainer selbst in seine Werke ein. So zeigt er sich in seiner großen Kreuzarbeit Selbstbegräbnis oder Christusleid, Christusfreud? als Märtyrer, der in Farbe ertrinkt – deutbar als Verweis auf den schmerzvollen Weg zum schöpferischen Akt.
Malschicht für Malschicht, Bild für Bild arbeitet sich der Künstler an den Zusammenhängen von Schöpfung und Zerstörung, Anfang und Ende, Tod und Auferstehung ab. Aus seinem Vervollkommnungstrieb heraus entstehen Arbeiten, die eine einzigartige, tiefgründige Kraft ausstrahlen, wobei das ursprüngliche Bildmotiv für die Betrachterinnen und Betrachter zumeist verborgen bleibt.
Den monumentalen Kreuzen werden folgende Werkgruppen gegenübergestellt: Surrealistische Phase, frühe Radierungen, Kreuzradierungen, frühe monochrome Übermalungen, Blindzeichnungen, Vertikal- und Zentralgestaltungen sowie eine Auswahl an Fingermalereien und Body Poses, die das Thema des Kreuzes adressieren. Der Titel der Ausstellung – Das Nichts gegen Alles – ist Rainers frühem Text Perspektiven der Vernichtung von 1951 entlehnt. Nicht nur Rainers dialektische Arbeitsweise, sondern auch der Anspruch, mit seiner Kunst an den Grundlagen der menschlichen Existenz zu rühren, spiegeln sich darin wider.
Kurator Nikolaus Kratzer zur Ausstellung: „Mit einfachen Erklärungen kommt man bei Arnulf Rainers Kunst nicht weit, ganz im Gegenteil, man schrammt dadurch an der Mehrdeutigkeit, den Paradoxien und an Rainers zur Spitze getriebenen Dialektik vorbei. Da hilft nur eins – die Werke betrachten.”

Ausstellungsansicht: „Arnulf Rainer. Das Nichts gegen Alles”, Arnulf Rainer Museum, Baden bei Wien © ARM, Foto: Cedrick Kollerics
Sammlung Helmut Zambo
Im Rahmen dieser Jubiläumsausstellung präsentiert das Arnulf Rainer Museum erstmals einen Teil der hochkarätigen Sammlung Zambo, die im Sommer 2024 in die Obhut der Landessammlungen Niederösterreich überging. Die Schenkung umfasst den Kernbestand seiner über Jahrzehnte hinweg zusammengetragenen Sammlung und stellt einen bedeutenden Gewinn für die Landessammlungen Niederösterreich dar. Den Schwerpunkt dieser großen Schenkung bilden Arbeiten von Arnulf Rainer. Nachdem Helmut Zambo den Künstler sein Leben lang als Sammler begleitete, finden sich hier zentrale Werke aus allen Schaffensperioden und es entstand im Laufe der Zeit die weltweit bedeutendste Arnulf Rainer Sammlung überhaupt.
Helmut Zambo über Arnulf Rainer: „Es hat einmal jemand über meine Beziehung zu Arnulf Rainer gesagt: Er ist dein Messias und du bist sein Jünger. Für mich ist er ein Genie und einer der größten Künstler überhaupt.”
23. November 2024 bis 5. Oktober 2025

Ausstellungsansicht: „Arnulf Rainer. Das Nichts gegen Alles”, Arnulf Rainer Museum, Baden bei Wien © ARM, Foto: Cedrick Kollerics