Hin und Hör! Das neue Konzertangebot freitags um sechs, eine gute Stunde lang musikalische Meisterwerke im Dialog erklärt.
Das Wasser mit seinen schimmernden Farbnuancen und den ständig wechselnden Erscheinungsformen faszinierte die impressionistischen Maler ebenso wie die Komponisten Maurice Ravel und Claude Debussy. Ravels „Une barque sur l’océan“ war ursprünglich ein Klavierstück aus dem Zyklus „Miroirs“, aber schon 1906, im Jahr der Uraufführung, erstellte er eine Orchesterfassung, die so außergewöhnlich und neu war, dass sie Publikum und Kritiker verstörte: Kein einziges Instrument behalte hier seine natürliche Klangfarbe und es gäbe nur gedämpfte Trompeten. Erst viele Jahre später erkannte man die Raffinesse der Instrumentation, die geschickte Umsetzung der üppig-wuchernden Arpeggien und parfümierten Harmonien des Klavierstücks.
Verstörend für die Zeitgenossen war bei der Uraufführung auch Debussys „La Mer“ von 1905. Debussy wollte allerdings kein Klanggemälde, keine Programm-Musik schaffen, sondern den Charakter des Meeres einfangen: die Wildheit der Brandung, die salzige Seeluft, die ewig wiederkehrenden Wellen.
Jun Märkl dirigiert die Deutsche Radio Philharmonie.
4. Juni 2021