Das Knauf-Museum Iphofen präsentiert ab 17. März 2024 die Sonderausstellung „Das Gold der Akan“. Die westafrikanische Kultur der Akan, beheimatet in den Republiken Ghana und Elfenbeinküste, verarbeitet in langer Tradition und höchster Kunstfertigkeit Gold für Schmuck- und Kultobjekte. Die über 300 Exponate der Ausstellung stammen zum Großteil aus dem 19. und 20. Jahrhundert, einzelne Stücke sind weitaus älter. Sie umfassen alle relevanten Objekttypen des Akan-Goldes von imposanten Rangabzeichen, filigranen Schmuckstücken bis zu eleganten Holzschnitzereien. Alle Exponate stammen aus der umfangreichen Sammlung Liaunig in Kärnten, die weltweit neben dem British Museum in London, dem Museum of Fine Arts in Houston und dem Gold of Africa Museum in Kapstadt zu den bedeutendsten Sammlungen zu diesem Thema zählt und nun erstmals außerhalb Österreichs zu sehen ist.

Schwertemblem eines menschlichen Kopfes, Gold, Leihgabe: Sammlung Museum Liaunig

Schwertemblem eines menschlichen Kopfes, Gold, Leihgabe: Sammlung Museum Liaunig

Kulturelle Vielfalt in vollendeter Kunstfertigkeit
Die gezeigten Werke repräsentieren das überaus breite Spektrum der handwerklichen Kunstfertigkeit in den königlichen Stämmen der Asante, Baule, Fante, Bono und weiterer Untergruppen der Volksgruppe der Akan, die in 120 offiziell anerkannten traditionellen Akan-Staaten organisiert sind. Verbunden sind sie über die gemeinsame Sprache Twi, zentrale Glaubensinhalte, eine überwiegend matrilineare Gesellschaftsstruktur und insbesondere über die Kunst der Goldverarbeitung in einer einzigartigen ästhetischen Qualität an Machart wie im Design. Ihre Gesellschaftsstrukturen und kulturellen Ausdrucksformen sind fein differenziert. Der daraus entstehende reiche Motivschatz des Akan-Goldes kombiniert sich mit der Bedeutung, welche die Akan der Sprache und ihrer Metaphorik zuweisen, etwa in pointierten Verbildlichungen ihrer Sprichworte zu jeder Gelegenheit. Diese Entscheidung an einer elementaren Figürlichkeit festzuhalten, zieht sich durch die Vielfalt der goldenen Exponate ebenso wie geometrische Formen als Gestaltungselemente. Darin eröffnen die überwiegend höfischen Schmuckstücke nicht zuletzt einen Zugang zur Kulturgeschichte der Akan-Staaten. Ihre traditionelle Goldschmiedekunst erinnert an modernes Design und schlägt den kunsttheoretischen Bogen bis in die Gegenwart.

Krone eines Regenten, Holz, Goldblatt, Leihgabe Sammlung Museum Liaunig, Foto: Rado Varbanov

Krone eines Regenten, Holz, Goldblatt, Leihgabe Sammlung Museum Liaunig, Foto: Rado Varbanov

Die Bedeutung des Goldes für die Akan
Gold spielt in verschiedener Weise eine entscheidende Rolle in der Kultur der Akan und ist omnipräsent. Es prägt die äußere Erscheinung der einzelnen Mitglieder. Aus Gold gegossene oder goldplatinierte Objekte und Ornamente dienen als Ranginsignien und kennzeichnen den gesellschaftlichen Status. Die Häuptlingswürde etwa ist am üppigen Ornat abzulesen ­– goldverzierte Kronen, Amulette, massive Armreife oder vergoldete Sandalen, die der Regent bei der Inauguration anlegt, definieren den Rang eines „Paramount Chief“ ebenso wie sein kunstvoll verzierter Staatsstuhl, der auch nach seinem Tod zu seinem Andenken aufbewahrt wird. Gold ist zudem zentraler Bestandteil politischer Ereignisse und Kriegsgerät von Schwertern über Speere, Schilde und Feuerwaffen ist mit goldenen Motiven überzogen. Kultische Handlungen wie alltägliche werden davon begleitet, wie u.a. die goldenen Bilder auf den Sprecherstäben bezeugen.

Die Sammlung Liaunig
Der österreichische Kunstsammler Herbert Liaunig (1945–2023) stieß erstmals in Zürich auf die westafrikanische Kunst aus Ghana und der Elfenbeinküste. In der Galerie von René David (1928–2015) und seiner Frau erwarb er über Jahre hinweg einzelne Objekte, bis ihm der Sohn der beiden Galeristen und inzwischen Geschäftsführer, Jean David, schließlich die gesamte Goldsammlung seiner Eltern anbot: Sie umfasst 400 Objekte, die sein Vater seit 1957 erworben hat. René David lebte bereits damals überwiegend in Ghana und baute über vier Jahrzehnte auf monatelangen Reisen durch Mali, Kamerun, Kongo und die Elfenbeinküste seine exklusive Sammlung auf. Durch seine kontinuierliche Präsenz wurde er als einer der wenigen Weißen in die innersten Kreise der ghanaischen Gesellschaft aufgenommen und pflegt bis zu seinem Tod Kontakt zum Königshaus. Einen Teil seiner Objekte gab David 2002 als Schenkung an den Staat Ghana und erhielt dafür große Anerkennung.
Heute ist die Sammlung im Museum Liaunig in Kärnten als Kontrapunkt zur zeitgenössischen Kunst des Hauses in einem eigens dafür entwickelten Annex unter der Erde zu besichtigen. Für die Zeit der Ausstellung im Knauf-Museum Iphofen ist „Das Gold der Akan“ zum ersten Mal außerhalb Österreichs zu sehen.
17. März bis 10. November 2024

Das Knauf-Museum Iphofen
Im Jahre 1973 begann der Gips-Fabrikant und Kunstmäzen Dr. Alfons N. Knauf mit dem Umbau eines prächtigen Iphöfer Barockbaus von 1688 zu einem privaten Museum. Dr. Knauf, den die Erforschung der Materie Gips zeitlebens faszinierte, bereiste gemeinsam mit seinem Bruder Karl Knauf zehn Jahre lang die bedeutenden Museen der Welt und trug Gipsabgüsse ihrer exklusivsten Exponate zusammen. Heute präsentiert das Knauf Museum Iphofen über 200 Repliken der renommierten Museumsstücke aus aller Welt. Seit der Eröffnung am 30. Juni 1983 können Besucher hier Relief-Sammlungen aus den großen Kultur-Epochen der Menschheit bestaunen, die bis ins Jahr 3.500 v. Chr. zurückreichen. Neben der Dauerausstellung entwickelt das Knauf Museum Iphofen regelmäßig exklusive und einzigartige Sonderausstellungen in Eigenregie. Dabei kooperiert das Museum mit zahlreichen international angesehen Kunstmuseen.
www.knauf-museum.de