Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen befindet sich an einem Ort, der wie kaum ein anderer in Deutschland mit der 44-jährigen Geschichte politischer Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR verknüpft ist. Zwei Dauerausstellungen sowie wechselnde Sonderausstellungen illustrieren ein dunkles Kapitel der Berliner Nachkriegszeit.

Die Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wurde im Jahr 2000 gegründet. Ihre Aufgabe ist, die Geschichte des Haftortes Berlin-Hohenschönhausen und das System der politischen Justiz in der Deutschen Demokratischen Republik zu erforschen und mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen zu informieren, um zur Auseinandersetzung mit den Formen und Folgen politischer Verfolgung in der kommunistischen Diktatur anzuregen.
Auf dem Gelände einer ehemaligen Großküche im Nordosten Berlins wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein sowjetisches Speziallager errichtet. Nach der Schließung des Lagers im November 1946 entstand im Keller des Gebäudes das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Ostdeutschland. Im April 1951 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das Gefängnis, erweiterte es im November 1960 durch einen Neubau und nutzte es bis Januar 1990 als zentrale Untersuchungshaftanstalt. Tausende politisch Verfolgte waren an diesem Ort inhaftiert, darunter fast alle bekannten DDR-Oppositionellen.
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Rund um die Haftanstalt in der Berliner Genslerstraße waren zugleich die zentralen Diensteinheiten ansässig, die beim MfS für strafrechtliche Ermittlungen und Gefängnisse zuständig waren: die Hauptabteilung IX und die Abteilung XIV, die direkt dem Minister für Staatssicherheit Erich Mielke unterstellt waren. Sie kontrollierten sämtliche Ermittlungsabteilungen und Untersuchungshaftanstalten in den 15 DDR-Bezirken und leiteten deren Arbeit an. Der Ort bildete eine Art Zentralstelle kommunistischer Repression in Ostdeutschland.
Die Untersuchungshaftanstalt befand sich in einem militärischen Sperrbezirk, der von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen war. In dem Gebiet, das auf keinem Ostberliner Stadtplan eingezeichnet war, residierten noch weitere Diensteinheiten des MfS: der Operativ-technische Sektor (OTS), der u.a. für den Bau von Abhöranlagen zuständig war, die Hauptabteilung IX/11 mit ihrem geheimen NS-Archiv sowie ein Teil des Spionageapparates der Hauptverwaltung A (HVA). Unmittelbar neben dem Gefängnis befand sich bis 1974 das Arbeitslager „X”, in dem bereits verurteilte Strafgefangene für den Staatssicherheitsdienst Zwangsarbeit leisten mussten.

Zellengang im Kellergefängnis („U-Boot”) © Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen/Gvoon

Zellengang im Kellergefängnis („U-Boot”) © Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen/Gvoon

Dauerausstellungen:

Inhaftiert in Hohenschönhausen
Zeugnisse politischer Verfolgung 1945 bis 1989
Über 300 Fotos und 500 Artefakte stellen die Historie des Stasi-Gefängnisses eindringlich dar, es stehen außerdem über 100 Medienstationen bereit. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Erfahrungen der Opfer während ihrer Haft in Hohenschönhausen. Zum ersten Mal werden auch die Büros der früheren Gefängnisleitung gezeigt. Ein eigener Ausstellungsbereich informiert über die Arbeits- und Lebenswelt der Gefängnisbediensteten.
Außerdem können die Räumlichkeiten des ehemaligen Gefängnisses Hohenschönhausen im Rahmen einer zweistündigen Führung, die meistens durch ehemalige Häftlinge geleitet wird, besichtigt werden.
Den Katalog zur Ausstellung können Sie im Buchladen der Gedenkstätte erwerben.

Zelle im Gefängnisneubau © Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen/Gvoon

Zelle im Gefängnisneubau © Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen/Gvoon

Die Arbeitskommandos der Strafgefangenen in Hohenschönhausen
Die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Hohenschönhausen benötigte Arbeitskräfte, um den Gefängnisbetrieb aufrechtzuerhalten und die politisch Inhaftierten zu versorgen. Dafür griff die Staatssicherheit auf Strafgefangene zurück und bildete Arbeitskommandos aus Frauen und Männern.
Die ständige Ausstellung nimmt die Lebens- und Arbeitsbedingungen der in den Kommandos eingesetzten Frauen in den Blick. Diese wurden in der Küche, als Reinigungskräfte sowie beim Nähen, Waschen und Bügeln eingesetzt. Unter der Kontrolle des MfS war das Zusammenleben im Kommando von harter Arbeit und gegenseitiger Bespitzelung geprägt – aber auch von Solidarität und Freundschaft.
Die Ausstellung befindet sich in einem erhalten gebliebenen, rund 500 qm großen Küchen- und Wohntrakt des Gefängnisses. Hier waren bis 1989 Strafgefangene des Frauenkommandos „Neue Küche“ tätig. Die Arbeitsräume und Unterkünfte können mithilfe von Tablets erkundet werden. Über eine Augmented-Reality-App („erweiterte Realität“) werden Berichte von Zeitzeuginnen, MfS-Dokumente sowie nachgesprochene Auszüge aus Spitzelberichten an die Stasi virtuell zugänglich gemacht.
Die originale Ausstattung sowie zahlreiche Gerätschaften und Küchenutensilien gewähren zusammen mit den digitalen Ausstellungsinhalten Einblicke in den Haft- und Arbeitsalltag des Strafgefangenenkommandos. Volumetrische Aufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in 3D ermöglichen zudem eine virtuelle Begegnung mit ehemals Inhaftierten.

Audioguides in deutscher, englischer, französischer, italienischer, spanischer, dänischer und russischer Sprache sind beim Besucherdienst kostenfrei erhältlich.
Der Eintritt in die Dauerausstellungen ist frei

www.stiftung-hsh.de