Die Landesbühne Niedersachsen Nord ist ein 1952 gegründetes Theater mit Standort in Wilhelmshaven. Hervorgegangen aus der Ostfriesischen Landesbühne in Leer, ist es heute eine von zwei Landesbühnen in Niedersachsen.
Zu den Besonderheiten dieser Häuser zählt es, dass sie nicht nur jeweils ihren Stammort und Verwaltungssitz mit Theaterkunst versorgen, sondern darüber hinaus auch ein großes Spielgebiet im ländlichen Raum. Im Fall der Landesbühne Niedersachsen Nord, die in den 1950er Jahren noch bis in die Lüneburger Heide reiste, änderten sich die Spielorte anfangs jährlich. Heute präsentiert das Theater seine Inszenierungen in einer von 720.000 Menschen bewohnten Region, die von Ostfriesland über das Emsland bis in das Oldenburger Münsterland reicht.
Hier einige Premieren des Stadttheaters Wilhelshaven:
Die Gehaltserhöhung von Georges Peres
Sie möchten eine Gehaltserhöhung? Wir zeigen Ihnen, wie es vielleicht (nicht) geht. Wie? Folgende Laborsituation: Eine Angestellte macht sich immer wieder von Neuem auf, endlich eine Gehaltserhöhung zu fordern. Einmal ist die Sekretärin nicht da, dann der Chef nicht; sollte dieser doch da sein, sollte man ihn vielleicht trotzdem nicht fragen; würde man ihn trotzdem fragen wollen, ja, träte man sogar ein und setzte sich, klingelt das Telefon und der Chef muss auch schon weg. Und schon steht die Angestellte wieder am Anfang, kehrt zum Arbeitsplatz zurück, geht nicht über Los und darf wieder darauf warten, bis die Sekretärin aus ihrer Pause zurückkehrt …
Diese 1976 erschienene absurde Komödie über erfolglose und hoffnungsreiche Versuche, sich als Angestellte Gehör zu verschaffen, zeigt höchst unterhaltsam und kafkaesk, welchen Hürden, Tücken und Methoden Arbeitnehmer und Angestellte – heute wie damals – innerhalb administrativer Strukturen ausgesetzt sind.
Premiere 13. März 2021
weitere Aufführungen 26. März; 7. und 27. April; 8. Mai; 6. Juni 2021
Wilhelmsvision Song Contest
Ich singe, also gewinn’ ich!
Der „WilhelmsVision Song Contest – Ich singe, also gewinn‘ ich“ wird ein Abend voller Musik aus allen Genres, von bekannten Oldies über die schönsten Schlager der 60er, das Disco-Fieber der 70er und die Pop-Giganten der 80er Jahre bis hin zu brandaktuellen Charthits. Bei der ersten Ausgabe des „WilhelmsVision Song Contest“ tritt jeweils ein Schauspieler bzw. eine Schauspielerin aus dem Ensemble der Landesbühne für einen der zwölf Spielorte mit einem selbst gewählten Song an und wirft sich für seine oder ihre Stadt in den Wettbewerb. Durch den Abend wird der charmante Schotte „Wilhelm Shaven“ als Gastgeber führen. Am Ende ist der Applaus des Publikums gefragter denn je, denn dadurch entscheidet sich, wer den ersten „WilhelmsVision Song Contest“ gewinnt …
Premiere 17. April 2021
weitere Aufführungen 30. April; 10.,m16. und 21. Mai; 9. und 12. Juni 2021
Zeugin der Anklage von Agatha Christie
London, 1952. Sir Wilfrid Robarts übernimmt einen scheinbar aussichtslosen Fall: Der Rechtsanwalt soll den arbeitslosen Leonard Vole verteidigen, der beschuldigt wird, die reiche Witwe Emily French ermordet zu haben. Diese hat aufgrund ihrer Freundschaft zu Leonard ihr Testament kurz vor ihrem Tod zu seinen Gunsten geändert.
Während des Prozesses gelingt es Wilfrid Robarts, die Glaubwürdigkeit der beiden Hauptzeugen in Frage zu stellen und das Blatt zu wenden. Als dann aber plötzlich Leonards eigene Ehefrau in den Zeugenstand tritt und gegen Leonard aussagt, weiß bald niemand mehr, was Wahrheit oder Lüge sein könnte …
Auch in der Spielzeit 2020/2021 präsentiert die Landesbühne einen Krimiklassiker – Agatha Christies Zeugin Der Anklage ist ein hochspannendes Gerichtsdrama, das bis zur letzten Sekunde das Geheimnis um den Mord an Emily French aufrecht erhält und die Zuschauer durch ein Geflecht aus dreisten Lügen, überraschenden Wendungen und andauernder Spannung in seinen Bann zieht.
Termine werden noch bekanntgegeben
Wolken.Heim von Elfriede Jelinek
Was ist dieses Wir, von dem alle sprechen, wenn sie doch nur sich meinen?
Elfriede Jelineks 1988 erschienenes Heimat- und Identitätsstück WOLKEN.HEIM sucht in manischer Manier, mal poetisch, dann penetrant nach dem Wir der Deutschen. Und während sie der Deutschen Wolkenkuckucksheim durchlöchert, sickern Zitate, Verweise und Stimmen des Deutschen Idealismus, auf den sich unser Land der Dichter und Denker immer wieder beruft, durch und offenbaren dabei nicht nur aufklärerisch-freiheitliche und idealistische Werte, sondern vor allem die Grundsteine für deutschen Nationalismus, die Verherrlichung von Heimat und die Identifizierung mit deutschem Blut und Boden.
Elfriede Jelineks Wolken.Heim hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, scheint noch immer den gesellschaftlichen Status quo Deutschlands zu sezieren und selbst über 30 Jahre nach seinem Erscheinen einen schonungslosen Blick auf Vergangenheit und Zukunft der deutschen Nation zu werfen.
Termine werden noch bekanntgegeben
Der Kaukasische Kreidekreis von Bertold Brecht
Bürgerkrieg in Grusinien. Der Gouverneur ist tot, hingerichtet von aufständischen Fürsten. Die Frau des Gouverneurs entkommt. Sie rettet Schmuck und Kleider, lässt aber im Chaos der Flucht ihren kleinen Sohn Michel, den Erben, zurück.
Das Kind, dem die neuen Machthaber nach dem Leben trachten, bleibt auf dem Arm der Küchenmagd Grusche zurück. Sie nimmt sich des weinenden Säuglings an, rettet ihn vor den Soldaten und wird selbst zur Gejagten. Als der Krieg zu Ende ist, kehrt die Gouverneurswitwe zurück. Sie fordert das Erbe – und Michel. Doch Grusche weigert sich, denn längst ist ihr der Kleine ans Herz gewachsen. So kommt es zum Prozess vor dem trinkfreudigen und bestechlichen Dorfschreiber Azdak, der in den Kriegs-wirren zum Richter aufgestiegen ist …
Der Kaukasische Kreidekreis entstand in den letzten Kriegsjahren 1944/45 im amerikanischen Exil und gilt als eines der poetischsten Stücke von Bertolt Brecht. Die Frage, die Brecht hier in aller Dringlichkeit stellt, ist so alt wie die Menschheit selbst und politisch hochbrisant: Wem gehört die Welt?
Termine werden noch bekanntgegeben.