Die Freundschaft ist ein ausgesprochen existenzielles und zeitloses Thema, das tief mit dem menschlichen Dasein verknüpft ist. Ein Thema, das sich durch alle historischen Epochen zieht und zudem auf alle Kulturen der Welt erstreckt. Zugleich ist das Freundschaftsthema gerade jetzt besonders aktuell: Angesichts der bedrohlichen Weltlage, der zahlreichen Krisen, Konflikte und zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen erscheint es umso wichtiger, dass das Dom Museum Wien seine neue Ausstellung einer zwischenmenschlichen, versöhnlichen Thematik widmet.

„Gerade in Zeiten, in denen ein polarisierendes Schwarz-Weiß-Denken in Politik, Gesellschaft und sozialen Medien sowie eine starke Ich-Bezogenheit durch Instagram und Co verstärkt zu bemerken sind, erschien es uns enorm wichtig, im Dom Museum Wien eine Ausstellung auszurichten, in der das Verbindende, die Ich-Du-Beziehung und das dialogische Prinzip im Zentrum stehen“, so Museumsdirektorin Johanna Schwanberg, die die Schau „In aller Freundschaft“ gemeinsam mit Klaus Speidel kuratiert hat. Es wurde bewusst ein Ausstellungstitel gewählt, der über die rein positive, häufig idealisierte Konnotation, die in dem Wort Freundschaft als Einklang von zwei Seelen steckt, hinausgeht und signalisiert, dass es sich hier um keine verklärte „Friede-Freude-Eierkuchen“-Schau handelt, sondern dass auch problematische Aspekte im Zusammenhang mit dieser Beziehungsform angesprochen werden.

Switzin Twikirize, Connected by the Roots, 2022, Dom Museum Wien, Otto Mauer Contemporary, Ankauf ermöglicht durch die Wiener Städtische Versicherung AG, Copyright: Switzin Twikirize, Foto: L. Deinhardstein

Switzin Twikirize, Connected by the Roots, 2022, Dom Museum Wien, Otto Mauer Contemporary, Ankauf ermöglicht durch die Wiener Städtische Versicherung AG, Copyright: Switzin Twikirize, Foto: L. Deinhardstein

Freundschaft ist ein menschliches Grundbedürfnis: Die Beziehung zu anderen, geistige Nähe und Wahlverwandtschaft prägen unser Leben. Ihre universelle Bedeutung als Teil des menschlichen Sozialverhaltens, sei es auf persönlicher oder gesellschaftspolitischer Ebene, macht sie zu einer immer wiederkehrenden Thematik künstlerischer Auseinandersetzung.
Das Dom Museum Wien nähert sich dieser anhand hochkarätiger Kunstwerke: Grafik, Malerei, Skulptur, Fotografie, Video- und Installationskunst bilden zusammen einen Raum zur Erforschung der Facetten von Freundschaft. Neben nationalen wie internationalen Leihgaben und neuen Auftragsarbeiten bietet die Schau auch Einblicke in die Sammlungen des Dom Museum Wien.
Das Dom Museum Wien ist einer der angemessensten Orte, um eine Ausstellung über das menschheitsbestimmende Thema Freundschaft auszurichten: Freundschaftliches Denken ist eng mit dem christlichen Hintergrund der historischen Sakralschätze des Hauses verbunden. „Die Religionsgeschichte durchzieht das Bewusstsein des unendlichen Abstands zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen, der die Vorstellung einer echten Freundschaft mit den Göttern, mit Gott, eigentlich nicht möglich macht. Das Gewaltige im Judentum und später im Christentum ist der Gedanke des Bundes, den Gott mit den Menschen schließt. Dieser Bund ist ein Freundschaftsbund“, so Kardinal Christoph Schönborn in einem Interviewbeitrag zum Ausstellungskatalog.

Johann Till der Jüngere, Weg nach Emmaus, 1888, Belvedere Wien, Schenkung Sammlung Maurer, Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Johann Till der Jüngere, Weg nach Emmaus, 1888, Belvedere Wien, Schenkung Sammlung Maurer, Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

„In aller Freundschaft“ erzählt, wie in sämtlichen Ausstellungen des Dom Museum Wien seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2017, keine chronologische Geschichte, sondern arbeitet vielmehr mit Kontrasten und Gegenüberstellungen von Werken unterschiedlichster Kunstepochen. Die Ausstellung spannt anhand von Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Videoinstallationen einen großen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Auswahl zeigt sowohl Werke aus den historischen Beständen des Hauses als auch aus der Sammlung Otto Mauer Contemporary, umfasst darüber hinaus aber auch hochkarätige Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen, Museen, Stiften und Galerien. „In aller Freundschaft“ bezieht Arbeiten zahlreicher Gegenwartskünstlerinnen und Gegenwartskünstler mit mehreren zum Teil eigens für die Schau entwickelten oder neu für die Sammlung erworbenen Werken in die Ausstellung ein.
Mit Arbeiten und Werken von: Theodore Alconiere, Christian Ludwig Attersee, Jean Béraud, Ákos Birkás, Pierre Bismuth, Günter Brus, Annibale Carracci, Claude Closky, Die Damen, Peter Fendi, Heribert Friedl, Marlene Fröhlich, Helene Funke, Gustav Gaul, Gelatin/Gelitin, Dorothee Golz, Juliette Green, Lisa Großkopf, Nick Hagen, Robert Hammerstiel, Xenia Hausner, Bettina Hutschek, Susanna Inglada, Franz Christoph Janneck, Leander Kaiser, Dejan Kaludjerović, Barbara Kapusta, Oleg Karpov, Mayya Kelova, Anders Krisár, Maria Lassnig, Thomas Lévy-Lasne, Meister des Albrechtsaltars, Carl von Merode, Johann Josef Mildner, Tracey Moffatt, Nicola Muirhead, Muntean/Rosenblum, Hermann Nitsch, Matthias Noggler, Lisl Ponger, Arnulf Rainer, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Maruša Sagadin, Alessandra Sanguinetti, Hans Schäufelein und Mitarbeiter der Dürer-Werkstatt, Dominik Steiger, Gudmund Stenersen, Johann Till der Jüngere, Switzin Twikirize, Tanzio da Varallo, Robin Waart, Nives Widauer, Oswald Wiener, Carina Yepez, Yuge Zhou sowie historische Künstlerinnen und Künstlern, deren Namen nicht überliefert sind.
27. September 2024 bis 24. August 2025
www.dommuseum.at

Susanna Inglada, Nothing Twice II, 2024, Dom Museum Wien, Otto Mauer Contemporary, Ankauf ermöglicht durch die Wiener Städtische Versicherung AG, Susanna Inglada / Galerie Maurits van de Laa, Foto: Susanna Inglada

Susanna Inglada, Nothing Twice II, 2024, Dom Museum Wien, Otto Mauer Contemporary, Ankauf ermöglicht durch die Wiener Städtische Versicherung AG, Susanna Inglada / Galerie Maurits van de Laa, Foto: Susanna Inglada