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Im 4. Stock des KKL auf 2000 Quadratmetern positioniert sich das Kunstmuseum Luzern mit ambitionierten internationalen Wechselausstellungen unter den bedeutendsten Schweizer Kunstmuseen. Wichtige Positionen der zeitgenössischen Kunst werden engagiert und konsequent gezeigt. Sorgfältige Präsentationen der Sammlung leisten einen Beitrag zur kulturellen Identität der Zentralschweiz.

Rinus Van de Velde. I’d Rather Stay At Home, …
Während seine Helden unterwegs sind, im Cabriolet über die Alpen, durch einen Schacht ins Meer, im Platzregen an einer Weggabelung oder einsam im Wald mit einem ganzen Spanferkel über dem Feuer, bleibt Rinus Van de Velde (*1983) am liebsten in seinem Atelier. Reisen hält er nämlich für viel zu gefährlich! Mit seinen Filmen, Kartonkulissen und Styropor­ objekten baut er ein wundersames Univer­sum, in dem sich seine Figuren und das Publikum gleichermassen verstricken.
Seine Geschichten leben von Wieder­holungen und Widersprüchen, seine Ge­stalten tauchen in grossformatigen oder intimen Zeichnungen und in Szenen aus Keramik auf. Die Figuren sind nicht ver­wandt, befreundet oder in Konkurrenz zu­ einander. Auf sich selbst konzentriert, glauben sie an ihre Projekte, Vorhaben, Reisen, sie rüsten sich aus, aber das führt zu keinem Ergebnis. Rinus Van de Veldes Protagonisten kommen nirgendwo an, sie erreichen nichts. Wir schauen ihnen beim Scheitern zu, begleiten sie auf einer Ex­pedition, bei einem Abenteuer, ins Atelier oder auch nur in den Hotellift und verlie­ren in Rinus Van de Veldes detailversesse­nen Interieurs mit grossem Vergnügen die Orientierung.
bis 20. Juni 2021

Nathalie Djurberg & Hans Berg
Delights of an undirected mind
Rechts fletscht die Sehnsucht die Zähne, links krächzt die Begierde am Abgrund. Im Halbschatten lauern Knetfiguren und Marionetten. Sie sind verwegen und ver­zweifelt, egoistisch und verletzlich. „One need not be a chamber to be haunted” – man braucht keine Geisterkammer zu sein, um dem Spuk zu begegnen. Der Emily Dickinson entliehene Leitsatz inspirierte nicht nur den Titel einer Arbeit, er bringt das ganze Djurberg’sche Universum auf den Punkt. Die schwedische Künstlerin Nathalie Djurberg führt das Publikum in enger Zusammenarbeit mit dem Kom­ponisten Hans Berg durch ein imaginäres Labyrinth zwischen Himmel und Hölle.
Das Duo erweckt in aufwändigen Stop­ Motion­Filmen ein überbordendes Univer­sum an Menschen, Tieren und Fantasie­ gestalten – alle getrieben von Wahnsinn, Halluzinationen und Begierden. Unbe­leuchtete Gänge und halbe Stockwerke treten ohne Vorwarnung in grelles Schein­werferlicht. Die surrealen Szenarien und alptraumartigen Visionen gehen unter die Haut und werfen das Publikum auf sich selbst zurück.
20. März bis 27. Juni 2021

I Like A Bigger Garden
Charlotte Herzig, Ben Sledsens, Josephine Troller
Als die New Yorker Galeristin Betty Parsons von den berühmten, männlichen Künstlern ihrer Galerie aufgefordert wur­de, sich künftig ausschliesslich auf die Vermarktung von ihnen zu konzentrieren und die weniger bekannten Positionen ihrer Galerie nicht länger auszustellen, antwortete sie: „I like a bigger garden.” Woraufhin Mark Rothko, Barnett Newman und Jackson Pollock ihre Zusammenar­beit mit der Galerie beendeten.
Betty Parsons’ ebenso kluge wie char­mante Antwort nimmt die Ausstellung „I like a bigger garden” wörtlich: Auf den Gemälden von Charlotte Herzig (*1983), Ben Sledsens (*1991) und Josephine Troller (1908–2004) sind tatsächlich Blumen, Bäume, Blüten und Blätter, also Gärten zu sehen. Darüber hinaus will die Ausstel­lung den grösseren Garten aber auch im übertragenen Sinne pflegen, denn das Werk der verstorbenen Luzerner Künstle­rin Josephine Troller wird mit zwei zeit­genössischen Positionen kontextualisiert. In der Begegnung mit dieser jüngeren Generation wird sichtbar, wieviel Kraft, Fantasie und eigenwilliger Übermut ih­rem Werk eigen ist.
10. Juli bis 17. Oktober 2021

Hodlers Holzfäller
Die Schweizer Erfolgsserie
Der Holzfäller von Ferdinand Hodler – da hat jede und jeder ein Bild vor Augen. Doch welches? Jenes in der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, jenes im Musée d’Orsay in Paris oder jenes im Hin­tergrund verschiedener Bundesräte? Ursprünglich entwirft Hodler das Motiv 1908 für die neue 50er­Banknote. Als er zwischen 1909 und 1913 neunzehn Holzfäller malt, wird Kritik laut, der Künstler produziere bloss für den Markt. Der Beliebtheit des Motivs tut dies je­ doch keinen Abbruch und bereits 1912 tauchen erste Fälschungen auf.
Heute gehört der Holzfäller zu den be­kanntesten Motiven in Hodlers Werk. Die kraftvolle Männerfigur dient als Symbol für Stärke, Urtümlichkeit, Widerstands­kraft oder die Schweiz schlechthin und wird gerne für politische Anliegen in An­spruch genommen. Die zentrale Figur des Holzfällers unterscheidet sich auf den verschiedenen Versionen nur wenig. Die Hintergründe jedoch variieren, Jahres­zeiten, Lichtverhältnisse und Farbe der Schatten wechseln.
2.Oktober 2021 bis 13. Februar 2022

www.kunstmuseumluzern.ch