Nach einem mehr als einjährigen Angebot von Sonderausstellungen präsentiert sich die Hilti Art Foundation wieder mit einer Auswahl von Kunstwerken exklusiv aus der eigenen Sammlung. Mit 40 Werken, von denen 24 erstmals im Rahmen einer Ausstellung der Hilti Art Foundation öffentlich zu sehen sind, offeriert Die ganze Palette einen repräsentativen Einblick in den aktuellen Stand der Sammlung.
Gezeigt werden die schönsten Werke der Malerei, zu denen bekannte Bilder von Pablo Picasso, Max Beckmann, Ferdinand Hodler, Piet Mondrian oder Karl Schmidt-Rottluff gehören, aber ebenso erstklassige Neuerwerbungen von Edvard Munch, Sophie Taeuber-Arp, Max Ernst, Verena Loewensberg, Gerhard Richter oder Callum Innes. Zudem sind neue Werke der Collage, der Plastik, der Fotografie und der Grafik zu sehen, etwa von Henri Matisse, Jean Tinguely, Frank Thiel oder Carol Wyss. Auf drei Etagen offeriert Die ganze Palette nicht nur eine überraschende Vielfalt an Gattungen und Stilen, sondern auch an Motiven, Materialien und Farben.
„Die Begegnung mit Werken der Kunst bewirkt im Menschen bestenfalls einen sinnlichen und geistigen Aufschwung, also eine Verwandlung. Diese Verwandlung bei den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellungen der Hilti Art Foundation hervorzurufen, ist stets mein Ziel und Wunsch als Kurator der Ausstellungen gewesen. Der Wunsch erfüllt sich freilich nicht ohne die Bereitschaft der Menschen, sich auf eine offene Begegnung mit Werken der Kunst ein- und somit die Verwandlung zuzulassen”, so der Kurator der Ausstellung, Uwe Wieczorek. Die ganze Palette ist zugleich Wieczoreks letzte Ausstellung in der Hilti Art Foundation, für die er mehr als 20 Jahre als Kurator tätig war und deren Sammlung er kontinuierlich auf- und ausgebaut hat.
Im ersten Untergeschoss wird exemplarisch die künstlerische Darstellung des Menschen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 20. Jahrhundert veranschaulicht. Der Raum präsentiert eindrucksvolle Werke von Künstler:innen wie Edvard Munch, Medardo Rosso, Pablo Picasso, Karl Schmidt-Rottluff, Germaine Richier und Max Beckmann. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die physische und psychische Existenz des Menschen in einer durch Wissenschaft, Industrie, Technik oder auch durch Krieg sich ständig verändernden Welt in ein „Bild” übersetzt werden kann. Gezeigt wird auch, wie beispielsweise die Nachwehen des Ersten Weltkrieges künstlerisch von Paul Klee oder Max Beckmann verarbeitet wurden. Das erste Obergeschoss ist dem Reichtum der konstruktiven und konkreten Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmet und veranschaulicht die Entwicklung der europäischen Abstraktion, ausgehend von Pionierinnen und Pionieren wie Hans Arp, Sophie Taeuber oder Piet Mondrian. Mondrians „klassische” Gemälde haben sich kontinuierlich aus der Abstraktion natürlicher Formen entwickelt. Sie zeugen von einem feinen Sinn für kompositorische Balance und verdichten sich in ihrer Reduktion der Farbpalette und der Strenge des horizontal-vertikalen Liniengefüges zu Gleichnissen einer universellen Ordnung.
Ordnung und Raster als Ausdrucksformen des menschlichen Geistes bestimmen auch die Werke anderer Künstler, darunter Frank Thiel oder Gerhard Richter, die sich jedoch durch ihr individuelles Verhältnis zu Regel und Zufall unterscheiden. Die Rätselhaftigkeit der Entstehung und Erscheinung künstlerischer Formen ‒ einer Linie, einer Kontur, eines Umrisses oder eines plastischen Körpers ‒ bestimmt das „Bild” des dritten Obergeschosses. Helle Linien erscheinen bei Callum Innes wie aufsteigende Feuerwerkskörper. Ins Plastische wandelt sich die Darstellung von Formen bei Yves Tanguy und Alexander Calder – noch von unbestimmter Identität, doch erkennbar körperlich – und bei Ferdinand Hodler schliesslich als natürliche Menschengestalt vor Augen tretend. Bei Alberto Giacometti indessen wird deutlich, wie sich das körperlich Sichtbare dem künstlerischen Zugriff infolge seiner unergründlichen Komplexität wieder entzieht.
verlängert bis 2. März 2025
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