Das KinderKunstLabor ist ein neues Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst und denkt interdisziplinär, für und mit einem jungen Publikum.
„Der direkte Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern sowie die Teilnahme an Auswahlprozess und Entscheidungen schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl der Kinder zum Kunstfeld und bestärken sie als ,Kulturbürgerinnen und Kulturbürgern‘ in ihrem Recht auf Teilhabe an Kunst und Kultur.“
Mona Jas, künstlerische Leiterin KinderKunstLabor
In dieser ersten Einzelausstellung der brasilianischen Künstlerin Rivane Neuenschwander in Österreich werden Elemente zu sehen sein, die in schöpferischen Prozessen mit den Kindern aus St. Pölten entstanden sind. Die Eröffnungsausstellung „dream.lab” ist noch bis 23. Februar 2025 im KinderKunstLabor zu sehen.
Rivane Neuenschwander, lebt und arbeitet in São Paulo, Brasilien. Sie ist eine der international bekanntesten brasilianischen Künstlerinnen ihrer Generation. In ihrer Ausstellung dream.lab, einer Neuproduktion, arbeitet Neuenschwander installativ und experimentell zum Thema Traum und den Träumen. Um die Ausstellung vorzubereiten, ist die Künstlerin seit 2023 im Austausch mit Kindern aus St. Pölten, mit Kinderbeiratsgruppen und der Kunstideenwerkstatt. Bei den Skulpturen, Installationen und Filmen sowie in ihren Zeichnungen und Textilarbeiten verweisen die von Neuenschwander verwendeten Materialien wie Seife, Kreide, Eierschalen, Schaum, Früchte, Sand, Muscheln, Pulver, Pigmente und Wasser auf die Vergänglichkeit der Erfahrung und die diffuse Grenze zwischen Anwesenheit und Abwesenheit, Beständigkeit und Unbeständigkeit.
In der Ausstellung „dream.lab” nutzt Rivane Neuenschwander die räumlichen Anordnungen des 400 Quadratmeter großen Ausstellungsraums mit seinen drei Wänden und einer tragenden Säule in der Raummitte, um eine künstlerische Landschaft zu erschaffen, die Besucherinnen und Besuchern verschiedene Möglichkeiten einräumt zu interagieren. Zentrale Gestaltungselemente sind Holzrahmen, die mit Bettlaken der Kinder bespannt und mit Elementen ihrer Zeichnungen bemalt sind. Diese Rahmen sind im Raum verteilt aufgestellt. Sie strukturieren den Raum und bieten gleichzeitig auch Flächen für Projektionen. Darüber hinaus gibt es immer wieder Seifenblasen, die durch den Raum fliegen. Die Anwesenheit der Kinder wird auf symbolische Weise mit ihren Bettlaken geschaffen; durch die Idee eines Patchworks wird damit die Bedeutung des Kollektivs betont. Die Kinder können sich aktiv in die Ausstellung einbringen und einmischen. Die Ausstellung öffnet spielerisch vielfältige Erfahrungen, die die Entwicklung neuer Werkzeuge für einen Zugang zur Komplexität und zur kulturellen Diversität der Kindheit unterstützen.
Wie gestalten die Kinder die Ausstellung „dream.lab” mit?
Gemeinsam mit den Kindern der Kinderbeiratsgruppen und der Kunstideenwerkstatt arbeitete Rivane Neuenschwander vor Ort in St. Pölten. Der Kinderbeirat ist ein Gremium zur Mitgestaltung. Er umfasst ganze Klassen und Kindergartengruppen. Seit 2018 bietet das KinderKunstLabor fünf Partnerklassen und sechs Partnerkindergärten regelmäßig künstlerische Workshops an. Die Ergebnisse fließen in alle Entscheidungsprozesse und setzen maßgebliche Impulse für die Entwicklung der neuen Institution. Die Kunstideenwerkstatt ist das zweite Gremium zur Mitgestaltung und steht allen Kindern zwischen 6 und 12 Jahren offen. Seit 2021 treffen sich die Kinder außerhalb der Schule mehrmals im Monat zu Workshops mit Künstler:innen. Die Mitwirkenden sind in vielen Bereichen eingebunden, wenn es etwa um das Gebäude, den umliegenden Altoonapark und das Ausstellungsprogramm geht. In der Ausstellung Träume von Räumen führte die Künstlerin bereits im September 2023 vier Workshops in Portugiesisch mit synchroner Übersetzung ins Deutsche durch. Neuenschwander sprach dabei über ihre eigenen Erfahrungen mit Träumen und stellte ein brasilianisches Kinderbuch vor, in dem ein Mädchen zum Baum der Träume gelangt und so den Menschen den Schlaf und die Möglichkeit zum Träumen zurückbringt, die sie verloren hatten – Mari hi – Baum der Träume. Ein Yanomami-Mythos für Kinder von Hanna Limulja. Die von Neuenschwander eingesetzten Verfahren künstlerischer Arbeit mit Kindern sprechen den Geruchssinn an, regen zu haptischem Erleben und zum Begreifen an, sensibilisieren das Farbempfinden, wecken Erinnerungen und geben Raum für Imaginationen. In den Workshops fragte sie in individuellen Gesprächen mit den Kindern danach, ob die Kinder im Traum auch schon etwas gerochen oder gehört hätten. Der Akzent liegt dabei auf dem Traum und auf dem Träumen nicht als einem Begehren von Dingen sondern als Erweiterung der eigenen Vorstellungskraft.
13. September 2024 bis 23.Februar 2025
www.kinderkunstlabor.at