Die Sprach- und Kulturlandschaft Graubündens dient als Ausgangspunkt der Ausstellung Wie Sprache die Welt erfindet. Das Bündner Kunstmuseum greift damit ein Hauptthema menschlicher Kultur auf und verortet diese regionale Ausprägung in globalen Zusammenhängen. In der Fokussierung auf eine Auswahl an Werken nationaler und internationaler Kunstschaffender sowie an historischen Artefakten aus Graubünden wird die Bedeutung von Sprache und Erzählung in Gemeinschaft und Gesellschaft beleuchtet.

Die Ausstellung geht von sprachlichen Dokumenten aus Graubünden aus, wie dem Reisetagebuch des Lumbreiners Gion Casper Collenberg aus dem 18. Jahrhundert, und fragt nach ihrer Bedeutung für unsere Gegenwart. Für das Meer existiert im 18. Jahrhundert im Rätoromanischen zwar das Wort „la mar”, jedoch fehlen Ausdrücke für Ebbe und Flut. Collenberg greift in seinem Tagebuch schliesslich auf ein Naturereignis zurück, das in den Bündner Bergen wohl bekannt ist. Er beschreibt einen Bach, dessen Pegel sich bei Regen erhöht und später wieder senkt. „So verhält es sich beim Meer”, schreibt er. Versetzen wir uns in die Familienmitglieder, können wir erahnen, wie beim Lesen das Meer Teil ihrer Vorstellung wird – auch wenn sie es nie gesehen haben. Die Ausstellung Wie Sprache die Welt erfindet beleuchtet die Kraft der Sprache, Vorstellungen zu schaffen, fiktive Erzählungen hervorzubringen und somit unsere Sicht auf die Welt zu lenken. In den Werken von Kunstschaffenden wie Not Vital, Erica Pedretti, Annette Kelm, Thomas Hirschhorn, Marcel Broodthaers, Ian Hamilton Finlay, Zineb Sedira oder Susan Hiller verbinden sich Themen wie kulturelle Identität, politische Narrative, Migration oder Sprachwandel. Das allumfassende Thema wird innerhalb diverser Zeitenwenden betrachtet und zeigt, wie Sprache die Art und Weise beeinflusst, wie wir denken, handeln und die Welt verstehen.
Zur Ausstellung erscheint im Distanz Verlag eine reich bebilderte Publikation mit literarischen Texten von Gianna Olinda Cadonau, Asa S. Hendry, Marina Skalova, Joachim B. Schmidt, Usama Al Shahmani, Vincenzo Todisco, Ivna Žic, einer Einleitung von Stephan Kunz sowie einem Essay von Damian Jurt.
24. Februar bis 28. Juli 2024

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