Wenn Museen keine toten Zeugen der Vergangenheit sind, sondern mit den spannenden Geschichten der Menschheit Abenteuer lebendig werden lassen, dann treten Kostbarkeiten von europäischem Rang in den Dialog. Mächtige Päpste und Kaiser erstehen zum Leben und wetteifern in ihren Erzählungen um die Gunst der Wissbegierigen der Gegenwart. Schätze aus aller Herren Länder berichten von der Frömmigkeit der Menschen, die sich den Herausforderungen ihrer Zeit zu stellen hatten.
Große Kriege brachten unvorstellbares Unglück über die Völker, Seuchen suchten den Planeten heim, Entdeckungen schafften neue Horizonte und schließlich lässt die Kunst in ihren Höhepunkten eine Ode an das Leben erklingen. Von all diesen Stern- und Leidensstunden vergangener Epochen weiß das Museum im Stift St. Paul zu berichten. Kostbare Handschriften, die älteste aus dem 5. Jahrhundert, halten Szenen dieses Geschehens fest und dokumentierten das Ringen der Generationen um die Freiheit des Wissens und des Geistes. In ihnen liegt manches Geheimnis verborgen und harrt über Jahrhunderte seiner Entdeckung. Gold, Silber und Edelsteine sind nicht nur der Ausdruck des Wohlstandes, sondern auch der großen Achtung vor der Schöpfung. Pretiosen vom frühen Mittelalter bis zur Neuzeit schildern Aufstieg und Fall ganzer Dynastien, aber auch die Beständigkeit des klösterlichen Schatzhauses. Meisterwerke herausragender Künstler wie Dürer, Rubens, Rembrandt oder von Zeitgenossen wie Staudacher und Lüpertz treten in den Diskurs mit ihren Betrachtern. Neben dem Staunen vor dem Gestern mahnt das museale Universum zum Lernen für das Leben aus dem Leben.

Ambrosius-Codex © Benediktinerstift St. Paul
Geistliche Schatzkammer
Zahlreiche europäische Spitzenwerke der Gold- und Silberverarbeitung sind Glanzlichter der St. Pauler Schatzkammern. Neben dem Adelheidkreuz aus dem 11. Jahrhundert sind zwei romanische Vortragekreuze bemerkenswert. Das eine stammt aus Spanien, das andere, in Email gearbeitet, aus Limoges in Frankreich. Beide Kruzifixe stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert. Einen Höhepunkt der Sammlungen stellt ein gotischer Buchdeckel (15. Jahrhundert) mit einem Elefenbeinrelief aus dem 9. Jahrhundert dar. Es stammt aus der jüngeren Metzer Schule und zeigt die Himmelfahrt Christi. Hervorragend gearbeitet ist ein gotischer Buchkasten aus Strassburg, der um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Mittelpunkt sind Mariendarstellungen, die von Figuren aus dem Heiligenkreis umgeben sind.
Werke der Augsburger Gold- und Silberschmiede zählen zu den bedeutendsten barocken Objekten der klösterlichen Kunstsammlung in St. Paul. Besonders erwähnenswert ist hier ein Kelch aus purem Gold, der als Geschenk Kaiser Karls VI. in die Sammlungen kam. Sein Fuß ist reich besetzt mit Rubinen und Diamanten, die zusammen mit einem Emailgrund das kaiserliche Wappen bilden.
Eine Vielzahl von Kelchen und Messgeräten gibt einen beeindruckenden Überblick über das Schaffen der Augsburger und Wiener Goldschmiede. Bemerkenswert ist ein großes Uhrgehäuse, das 1704 nach der gewonnen Schlacht von Höchstädt dem Herzog von Baden geschenkt wurde. Nachdem Fürstabt Martin Gerbert die Uhr 1775 erworben hatte, wurde sie zu einem Hausaltärchen umgestaltet. Zahlreiche Brustkreuze und Ringe aus dem Besitz verschiedener Fürstäbte sind Zeugnisse des künstlerischen Schaffens dieser Zeit.

Pieter Aertsen © Benediktinerstift St. Paul
Begegnung mit der Kunst
Eine der umfassendsten privaten Kunstsammlungen Österreichs verleiht der heute blühenden Abtei das Prädikat Schatzhaus Kärntens. Das Stift beherbergt bedeutende Kunstschätze aus dem Mittelalter, etwa das große Reliquienkreuz der Königin Adelheid von Ungarn, das sogenannte Adelheidkreuz. Auch lässt ein ungeheurer Bestand an wertvollen Ölgemälden europäische Kultur in St. Paul lebendig werden. Angereichert durch die ca. 15.000 Blätter zählende Grafiksammlung ist eine Begegnung mit fast allen namhaften Künstlern Europas möglich.
Der gesamte Bücherbestand des Stiftes St. Paul verteilt sich auf mehrere Bibliotheksräume in historischen Gewölben. Allein ca. 70.000 Bücher sind in der Schaubibliothek untergebracht. Das älteste Buch aus dem 5. Jahrhundert und das erste Druckwerk Guttenbergs zählen zu den bedeutendsten Stücken der Sammlung.
1. Mai bis 26. Oktober 2025
www.stift-stpaul.at