Im Jahr 2025 feiern wir den 150. Geburtstag von Thomas Mann, einem der prägendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. MANN 2025: 150 JAHRE THOMAS MANN würdigt diese herausragende Persönlichkeit und bietet eine zentrale Plattform für weltweite Feierlichkeiten und kritische Reflexionen über das literarische und politische Erbe Manns. Gemeinsam begehen alle Thomas Mann-Häuser weltweit dieses Jubiläum.
Lübeck feiert den Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Stadt: 150 Jahre Thomas Mann. Die Hansestadt, in der der Schriftsteller am 6. Juni 1875 geboren wurde und die er später als seine „Herzensheimat des Nordens“ bezeichnete, widmet dem Großschriftsteller und Weltbürger ein breitgefächertes Jubiläumsprogramm. Im Zentrum steht eine Ausstellung, die Thomas Manns politische Emanzipation vom Reaktionär zum Demokraten nachzeichnet. Dabei zeigt sich die Schau hochaktuell und inszeniert Thomas Manns politisches Engagement in Leben und Werk multimedial, unter anderem als Graphic Novel oder in Hörstationen. Über die Ausstellung hinaus wird der Geburtstag in der ganzen Stadt begangen: Podiumsdiskussionen, Lesungen und eine Fachtagung widmen sich Thomas Mann und sparen auch kritische Facetten wie Manns antisemitische, sexistische und rassistische Tendenzen nicht aus. Literarische Stadtspaziergänge führen auf den biografischen und literarischen Spuren durch die Altstadt und für ein junges Publikum wird unter anderem ein Hörspiel zu Leben und Werk des Literaten produziert.

Ausstellungsansicht „Meine Zeit” Buddenbrookhaus © Leevke Draak
Eine Ausstellung mit aktuellem Bezug: Politische Emanzipation im Fokus
In „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ erzählt das Buddenbrookhaus die Geschichte von Thomas Manns politischer Wandlung und seinem demokratischen Engagement. Dabei kommt Thomas Mann in der Ausstellung selbst zu Wort: Sein O-Ton, überliefert in unzähligen Artikeln, Essays, Tagebucheinträgen, Reden, Interviews, Radiobeiträgen etc. gibt der Schau ihren narrativen Faden. Großexponate, von Thomas Manns Schülerzeitung Frühlingssturm bis hin zum Volksempfänger, inszenieren Thomas Manns geschriebenes und gesprochenes Wort. Derart wird der Text – dem Thomas Mann in seiner vielfältigen Gestalt auch 70 Jahre nach seinem Tod seinen Ruhm verdankt – zum wichtigsten Objekt der Ausstellung.
Im Mittelpunkt steht seine berühmte Rede Meine Zeit, die Thomas Mann 1950 in Chicago hält und in der er jedem „totalen Staat“ und jeder „dogmatischen Diktatur“ eine klare Absage erteilt. Der Text markiert einen Höhepunkt in Thomas Manns politischer Entwicklung vom reichstreuen Konservativen zum Vernunftrepublikaner bis hin zum überzeugten Demokraten.
Die Ausstellung schlägt ebenso eine Brücke in die Gegenwart, etwa wenn Thomas Manns Reden zur Verteidigung der Republik aus den 1920er Jahren in einer Hörstation mit politischen Reden unserer Zeit kontrastiert werden, und lädt die Besucher:innen ein, sich selbst einzubringen. In interaktiven Modulen können sie an einem Offenen Brief mitschreiben, an Umfragen teilnehmen oder eine Wahlentscheidung abgeben und so ihr eigenes demokratisches Handeln hinterfragen. Darüber hinaus beziehen partizipative Ausstellungsmodule Arbeiten von Lübecker Schüler:innen und ihre Auseinandersetzung mit Thomas Mann und der Demokratie ein, etwa als politischen Podcast angelehnt an Thomas Manns berühmte BBC-Ansprachen.

Thomas Mann am Schreibtisch, ETH Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Foto unbekannt
„Meine Zeit ist unsere Zeit. Mit Thomas Mann auf die gegenwärtige Krise der Demokratie zu gucken, schärft den Blick. Seine Mahnung, den einfachen Antworten und populistischen Verführern nicht auf den Leim zu gehen, gilt unverändert. In unsere Hände ist die Republik gelegt, in die jedes Einzelnen, sagt Thomas Mann 1922. Die Demokratie braucht uns alle, oder sie wird scheitern. Das ist heute so wahr wie vor hundert Jahren.“ Dr. Caren Heuer, Direktorin des Buddenbrookhauses
Dass Thomas Mann seine politische Haltung immer auch literarisch reflektiert hat, von Buddenbrooks bis Doktor Faustus, bildet den jeweiligen Übergang zwischen den einzelnen Ausstellungsabschnitten: Graphic Novels, die der Comiczeichner Jan Soeken eigens für die Ausstellung entwirft, inszenieren ausgewählte literarische Szenen, die den politischen Gehalt von Thomas Manns literarischen Texten pointieren. Ebenso findet die Biografie Eingang in die Ausstellung: In Fotoalben zum Blättern erzählt Thomas Mann seine Lebensgeschichte von der Lübecker Kindheit über die Heirat mit Katia Pringsheim und die Verleihung des Nobelpreises bis hin zur Ernennung als Ehrenbürger Lübecks.
6. Juni 2025 bis 18. Januar 2026
https://buddenbrookhaus.de

Ausstellungsansicht „Meine Zeit” Buddenbrookhaus © Leevke Draak
Für das Jubiläumsjahr hat das Buddenbrookhaus verschiedene Veranstaltungsformate entwickelt. Hier ein kleiner Einblick:
„Mann zu Viert. Die großen Erzählungen“
Öffentlich diskutiert ein ‚Literarisches Quartett‘ mit wechselnden Gästen über die vier berühmtesten Erzählungen von Thomas Mann. Moderiert werden alle Veranstaltungen von Katrin Krämer (Radio Bremen Zwei). Alle Abende werden musikalisch passend zu den Texten von der Musikhochschule Lübeck begleitet.
„Texte eines Unpolitischen? Thomas Manns Romane“
In intimer Atmosphäre sprechen an drei Abenden jeweils zwei wechselnde Prominente über einen ausgewählten Roman von Thomas Mann unter besonderer Berücksichtigung des politischen Gehalts. Schauspielerinnen und Schauspieler setzen den jeweiligen Roman begleitend in Szene.
„Lange Debütnacht“
Mit „Buddenbrooks“ hat Thomas Mann eines der erfolgreichsten Debüts der Literaturgeschichte geschrieben. In dieser Tradition stehend, sollen zeitgenössische Erstlingsromane an zwei ‚Debütnächten‘ von ihren Autorinnen und Autoren in Lübeck präsentiert, mit aktueller Musik inszeniert und vom Publikum diskutiert werden.
„Zeitsprünge – Standpunkte“
Ein Podiumsformat des Buddenbrookhauses in Kooperation mit der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, der Heinrich Mann-Gesellschaft und des Fördervereins Buddenbrookhaus e.V. Ein ausgewählter Text von Heinrich oder Thomas Mann wird zum Gesprächsanlass und Aufhänger ein aktuelles Thema neu in den Blick zu nehmen. Das Podium ist besetzt mit zwei hochkarätigen Gästen des öffentlichen Lebens und einer Moderatorin/einem Moderator.
„Tod! Tod! Alles totschlagen!“ – Gewalt und Gesellschaft (Literarischer Text: Heinrich Mann, „Die Jugend des Königs Henri Quatre“, Moderation: Prof. Dr. Thomas Wortmann)
13. November 2025
„Democracy will win“
Der Schauspieler Mark Waschke liest und performt Thomas Manns Tagebücher unter besonderer Berücksichtigung ihres politischen Gehalts.
27. September 2025, Theater Lübeck, Beckergrube 16, 23552 Lübeck
„>Repräsentatives Dasein<.
Inszenierung und Selbstdarstellung –Autorinnen und Autoren in der Öffentlichkeit“
November 2025, wissenschaftliche Nachwuchstagung, Lübeck