Die Arbeit „Überfluss“, die erstmals 2022 im Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle zu sehen war, zeigen wir nun in der Ausstellung „Überfluss. Klingendes Papier von Clemens Schneider“ im Graphik-Kabinett. Die raumgreifende Installation tritt mit dem Publikum in einen physischen und akustischen Dialog, was ein immersives Erlebnis ermöglicht.

Der Stuttgarter Künstler Clemens Schneider entscheidet sich nach einer Steinbildhauerlehre und einem anschließenden Studium der Malerei für eine künstlerische Neuorientierung: Er wendet sich dem Papier zu. Schnell stellt Schneider fest, dass Papier, das er zur Realisierung seiner Ideen benötigt, nicht auf dem Markt existiert. Der seit seiner Kindheit an mechanischen Prozessen und Technik interessierte Künstler greift schließlich auf eine alte Handwerkskunst zurück. Mithilfe eines eigens entwickelten Verfahrens und mit selbst gebauten Geräten aus Recyclingmaterial stellt er sogenanntes Hadernpapier her. Dafür sammelt er gebrauchte Jeans und T-Shirts in seinem Freund*innenkreis und verarbeitet die Altkleider zu einer Papiermasse, die er anschließend auf einem Windschutznetz verteilt und Kontaktmikrofone einbaut. Getrocknet und auf eine Walze gewickelt entsteht so sein klingendes Papier.

2023 konnten wir die großformatige Arbeit „Überfluss“ von Clemens Schneider für unsere Graphische Sammlung erwerben. Das Werk behandelt unsere Wegwerfgesellschaft, die im Überfluss lebt, in der produziert und entsorgt sowie gebaut und zerstört wird. Neben blauen Jeans und weißen T-Shirts verarbeitet der Künstler in „Überfluss“ Lärm einer Stuttgarter Baustelle, den er technisch zu einem meditativen Klang verwandelt. Durch den Prozess der Papierherstellung mit Recyclingmaterial rückt Schneider die ursprüngliche Eigenschaft von Kunst als Handwerk in den Mittelpunkt, die gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz zunehmend in den Hintergrund gerät.
18. Mai 2025 bis 4. Januar 2026

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