Das Gleimhaus in Halberstadt eröffnet im Dezember 2022 die Jubiläumsausstellung zu Leben und Werk von Anna Louisa Karsch 300. Geburtstag der Poetin. Zum Eröffnungsabend am 1. Dezember 22 ist die Schauspielerin Ines Lacroix als Anna Louisa Karsch zu erleben. Ab 2. Dezember 2022 ist die Ausstellung fürs Publikum zugängig.
Zur Ausstellung veröffentlicht das Gleimhaus eine Edition mit Briefen und Gedichten sowie einen Begleitband mit Aufsätzen und Objektbeschreibungen. Weitere Publikationen zu Karsch durch andere erweitern das Buchangebot zum 300. Geburtstag, so ein Karsch-Themenheft der Zeitschrift „Das achtzehnte Jahrhundert“, herausgegeben von Nacim Ghanbari und Annika Hildebrandt und die biografisch angelegte Publikation von Annett Gröschner „Die Spazier-Gaenge von Berlin – Anna Louisa Karsch (1722-1791)“. Die Ausstellung ist der Höhepunkt des Themenjahrs „Frauen und Künste“, welches das Literaturmuseum anlässlich des bevorstehenden 300. Geburtstags der Dichterin Anna Louisa Karsch bis April 2023 veranstaltet.
Anna Louisa Karsch (1. Dezember 1722 bis 12. Oktober 1791) war eine der wichtigsten und eigenwilligsten Dichterinnen und Briefschreiberinnen ihrer Zeit. Leidenschaftlich warb sie um die Liebe von Johann Wilhelm Ludwig Gleim und ließ sich schließlich auf eine Freundschaft ein. Im Gleimhaus, dem ersten deutschen Literaturarchiv, befindet sich die größte Karsch-Sammlung mit über 2000 Briefen und Gedichten, dem einzigen überlieferten Porträtgemälde sowie einem ganzfigurigen Denkmal. Die spektakuläre Biografie der „Karschin“ hat schon die Zeitgenossen in Erstaunen versetzt. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnisse wurde sie 1761 in Berlin zur gefeierten Poetin. Sie starb in dem Haus, das ihr der preußische König in Anerkennung ihrer Verdienste hatte bauen lassen.
Der Ausstellungstitel „Plötzlich Poetin !?“greift das Phänomen des überraschenden Ruhms zu Beginn der 60er Jahre auf. Doch wird auch gezeigt, dass Karsch diesen Erfolg selbst vorbereitet hat und auch bis ins Alter zu halten versuchte. Die Ausstellung stellt damit übliche Erzählungen zu Leben und Werk der Dichterin infrage, bei denen das Hauptaugenmerk lediglich auf den ersten Erfolgsjahren in Berlin (und Magdeburg) liegt.
1. Dezember 2022 bis 30. April 2023
GLEIMHAUS. Museum der deutschen Aufklärung in Halberstadt
Gleim, ein Genie der Freundschaft, war mit vielen der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit befreundet und versammelte sie in Bildnissen an seinen Wänden. So trug er die größte Porträtgalerie großer Geister des 18. Jahrhunderts zusammen, seinen sogenannten „Freundschaftstempel“. Lessing, Klopstock, Herder, Jean Paul, Anna Louisa Karsch, Elisa von der Recke und viele andere blicken den Besucher an. Die Atmosphäre dieser Räume ist einzigartig. Daneben baute Gleim eine umfangreiche Bibliothek und eine bedeutende Handschriftensammlung auf. In diesem Zusammenspiel von Bildern, Büchern und Briefen ist Gleims Nachlass ein einmaliges kulturgeschichtliches Dokument des Zeitalters der Aufklärung mit seiner Freundschaftskultur. Schon Goethe war von den Sammlungen begeistert.
Das Gleimhaus wird im Blaubuch der Bundesregierung neben neunzehn weiteren Institutionen in den Neuen Bundesländern als „“Kultureller Gedächtnisort mit besonderer nationaler Bedeutung” geführt. Johann Wilhelm Ludwig Gleims Sammlungen waren breit gefächert: Gemälde, Grafiken, Münzen, Büsten etc. Den wichtigsten Bestand stellten für den Sammler die Porträts seiner Freunde, sein umfangreiches Handschriftenarchiv sowie seine Bibliothek dar. Während weite Teile seiner Sammlungen in mehreren Auktionen im 19. Jahrhundert verkauft wurden, hat sich dieser für Gleim zentrale Kernbestand erhalten. Es handelt sich heute um den größten erhaltenen Dichternachlass des 18. Jahrhunderts am historischen Ort in der ursprünglichen Sammlungskonzeption. Ergänzungsbestände reichern heute Gleims Sammlungen an und stehen für die museale Präsentation und wissenschaftliche Nutzung bereit.