Mehr als 80 Jahre nach der Schoa erleben wir heute das Sterben der letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Ihre Geschichte, aber auch ihr Trauma wurde an die Generationen der Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Während die zweite Generation mit den psychischen und physischen Verletzungen ihrer Eltern aufwuchs, blickt die dritte mit einer größeren zeitlichen Distanz auf die Familiengeschichte. Durch das Bewusstsein, dass ihr Leben nur auf dem Überleben Anderer basiert, sind Erinnerung und Schweigen, Familienmythen und -geheimnisse, erdrückendes oder fehlendes Familienerbe allgegenwärtig.

Ausstellungsansicht „Die Dritte Generation”, Hannah Bischof, Katja Petrowskaja © Eva Jünger / Jüdisches Museum München
Ausgehend von einer Annäherung, was es bedeuten kann, der dritten Generation anzugehören, und der Dimension des Traumas im Familiengedächtnis, erkundet die Ausstellung verschiedene Strategien der Bewältigung und Auseinandersetzung mit dem Erbe des Holocaust. Sie erzählt vor allem anhand künstlerischer Arbeiten vom Archivieren und nicht mehr Schweigen wollen, von Aneignung und Abgrenzung, vom bewussten Erinnern und Vergessen wollen, von der Allgegenwärtigkeit der Schoa und den großen Lücken in den Familiengeschichten sowie den Versuchen, diese zu füllen. Die künstlerischen Positionen, aber auch die ausgestellten Objekte und Archivalien zeigen, wie Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden. Gleichzeitig vermitteln sie, wie das weltweite Erstarken des Rechtsradikalismus sowie Terror und Krieg einerseits zur Retraumatisierung, andererseits aber auch zu verstärktem Engagement für Frieden und Menschenrechte führen können.
9. April 2025 bis 1. März 2026
www.juedisches-museum-muenchen.de

Ausstellungsansicht „Die Dritte Generation”, Hannah Bischof, Katja Petrowskaja © Eva Jünger / Jüdisches Museum München