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Richard Strauss hat einmal so schön beschrieben, welcher Faktor sein künstlerisches Schaffen oft begleitete: »Wenn ich des Abends beim Komponieren an einer Stelle stecke und trotz eifrigen Nachdenkens keine ersprießliche Weiterarbeit mir möglich scheint, klappe ich das Klavier oder das Skizzenbuch zu, lege mich schlafen, und des Morgens beim Erwachen ist die Fortsetzung da.

Seine 1915 uraufgeführte Alpensinfonie ist das Ergebnis einer Kompositionsarbeit von nur 100 Tagen. Inspiriert von Nietzsches polemischem Buch Der Antichrist hat Strauss zahlreiche Stationen und Situationen einer abenteuerlichen Wanderung durch die Berge in eine opulente Musik mitsamt Kuhglocken, Orgel, Donner- und Windmaschinen gegossen. Eine tönende Reise durch die Schöpfungen der Natur – weshalb ein Zeitgenosse bewundernd über Strauss sagte: »Er hat gelernt, dass die Musik nicht nur bis in alle Ewigkeit unsere Nächte erhellen solle, sondern dass sie wie die Sonne sein müsse.
Vor dieser musikalisch-geistigen Gipfelbesteigung unter der Leitung von Semyon Bychkov präsentieren die Bamberger Symphoniker  zusammen mit den begnadeten Pianistinnen Katia und Marielle Labèque das Doppelkonzert von Bohuslav Martinů, der als einer der kreativsten böhmischen Komponisten des 20. Jahrhunderts galt – hieß es doch über ihn: „Er ist ein Schöpfer, der mit neuen Welten Zauber vollführt.” Einflüsse des Jazz haben in dem Werk ihre Spuren hinterlassen, aber es tauchen auch entzückende Phrasen aus der tschechischen Folklore auf. Ein wahrlich mitreißendes Stück – und ein Beweis dafür, welche großartigen Produkte selbst unter widrigen Umständen entstehen können: Martinů schrieb es im Kriegsjahr 1943 nach der Flucht in die USA, wo er sich verstärkt mit existenziellen Fragen des menschlichen Lebens auseinandersetzte.
25. und 26. Mai 2023

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