Die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert veränderte die Kunst sichtbar. Die Porträtfotografie löste die klassische Malerei bald ab und trugt viel zur schnellen Verbreitung des neuen Mediums bei, das zunehmend auch Interesse bei Künstlerinnen und Künstlern geweckt hat!

Künstler und ihre Ateliers rückten selber bald in den Fokus der Fotografinnen und Fotografen und wurden zum Motiv. Die erhaltenen Aufnahmen geben uns spannende Einblicke in die Welt der Kunstwerkstätten und in die Arbeitsweise der Künstlerinnen und Künstler. Als einer der ersten hat der deutsche Fotograf Carl Teufel (1845−1912) systematisch Künstler und Künstlerinnen in ihren Ateliers fotografiert und insgesamt ab 1890 mehr als 300 Fotografien von Münchner Ateliers aufgenommen.
Vor und nach dem zweiten Weltkrieg wurden Ateliers berühmter Künstlerinnen und Künstler zu wichtigen Motiven von Fotografinnen und Fotografen, die mit diesen Arbeiten eigenständige Kunst geschaffen und viel zur Anerkennung der Gattung als Kunstform beigetragen haben.
Die hohe Intensität dieser Werke, deren Sinnlichkeit und letztlich deren Qualität entsprangen häufig einer engen Beziehung zwischen den Porträtierten und den Fotografen/Fotografinnen. Viele in dieser Ausstellung gezeigte Fotografien sind schöne Belege dafür.

Bild: Bernhard Giger, Andy Warhol, New York, 1974

Bild: Bernhard Giger, Andy Warhol, New York, 1974

Der französische Fotograf Michel Sima (1912−1987) etwa hatte eine sehr enge Verbindung zu Pablo Picasso, der ihn nach seiner Rückkehr aus dem KZ nicht nur unterstützt hat, sondern ihn auch ermunterte, wieder zu fotografieren. In der Folge fotografierte Sima für Picasso sein work in progress und dokumentierte dessen Fortlauf.
Die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus umfasst gegen 100 fotografische Porträts, meist schwarz-weiss Aufnahmen, aus den Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern mit nationaler oder internationaler Bedeutung. Im Zentrum stehen Fotografien von Michel Sima, der über mehrere Jahre fast alle wichtigen Künstler der Ecole de Paris in deren Ateliers besucht und fotografiert hat. Von Sima sind auch Fotografien von Pablo Picasso und noch nie veröffentlichte Fotografien von Alberto Giacometti in Paris ausgestellt.

Der wiedergefundene Film Schweizer Künstler in 21 Minuten (1968) von Peter von Gunten erweitert die Ausstellung hin zum gefilmten Künstlerporträt.
Schwanden − Santa Monica, der Titel der Ausstellung, ist sinnbildlich für die Vielfalt der Schau und nimmt Bezug auf die Aufnahmen von Paul Senn (1901−1953) im Atelier von Johann Peter Flück in Schwanden Anfang der 40er-Jahre und auf jene von Kurt Blum (1922−2005) im Atelier von Sam Francis in Santa Monica.
Die Ausstellung verbindet Regionales mit Internationalem und umfasst Arbeiten von den Anfängen der Fotografie bis in die Gegenwart.
10. März bis 12. Mai 2024

kunsthausinterlaken.ch