Nicolas Muller (Frankreich / Schweiz, 1983) interessiert sich für die Ränder, die Zwischenräume, die Rückseite des Dekors. In dieser Carte blanche, die dem Künstler von Musée Ariana angeboten wurde, erinnert er mithilfe der Techniken, die ihm eigen sind oder die er bei dieser Gelegenheit entwickelt hat, an die Natur und die greifbare Realität von Sammlung aus Keramik und Glas.

In den Lagerräumen des Museums richtete sich seine Aufmerksamkeit auf zerknittertes Seidenpapier, das beim Transport von Kunstwerken als Unterlage diente, auf geprägte und girlandenförmige Deckchen, die dazu dienten, einen Stapel Teller vor Reibung zu schützen, auf Post-its und handschriftliche Notizen, die einen flüchtigen Hinweis auf ein Objekt oder seine Abwesenheit geben, sowie auf die Abdrücke von Kunstwerken in der Verkleidung der Rollregale.
Mithilfe von Zeichnungen, Videos oder Installationen, deren poetische Handschrift sich kraftvoll in die Ausstellungsräume einschreibt, erzählt er vom Gegenstand, seiner verborgenen Seite, seiner Veränderung und seiner Abwesenheit. Die Beziehung zu Sammlung ist allgegenwärtig: Die mit einem blauen Stift abgeriebenen Papierrollen sind ein Echo der mit Kobaltoxid gemalten Muster auf chinesischem Porzellan; die gummierte Wand spricht von Abnutzung und der Wirkung der Zeit auf die Materie.  Nicolas Muller wirkt in seiner künstlerischen Praxis wie der Entwickler für eine Fotografie: Ohne den Anschein zu erwecken, berührt er mit Gewalt das Wesentliche.
3. November 2023 bis 22. September 2024

www.musee-ariana.ch