In der diesjährigen Hauptausstellung des Museum Liaunig Blind Date – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig zeigen die Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger geometrisch-konstruktive Kunst in ihren vielfältigen, länder- und generationsübergreifenden Ausprägungen.

In der Ausstellung treffen Werke der Sammlung Liaunig auf Arbeiten aus der Münchner Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt. Das gleichnamige Ehepaar legt seinen Sammlungsfokus auf Kunst nach 1945. Während sie anfangs hauptsächlich konkret-konstruktive Positionen sammelten, ist dieser Blick mit den Jahren immer weiter geworden, sodass die Sammlung inzwischen auch ein großes Spektrum an gegenstandsloser zeitgenössischer Kunst aus dem In- und Ausland umfasst. Die Werkauswahl erfolgte entlang der größten Schnittmenge beider Sammlungen nach thematischen Gesichtspunkten, die zugleich seit jeher zentrale Fragestellungen abstrakter Kunst darstellen, nämlich Farbe, Form, Licht, Raum sowie Material und deren facettenreiche Wechselwirkungen.
28. April bis 31. Oktober 2024

Ausstellungsansicht „BLIND DATE”: Inge Dick (Detail) / Cornelius Kolig

Ausstellungsansicht „BLIND DATE”: Inge Dick (Detail) / Cornelius Kolig

Otto Eder: Vom Inferno zur Harmonie
Ein großer österreichischer Bildhauer im Museum Liaunig
Eder begann 1948 sein Studium bei Fritz Wotruba in Wien. Als 19-jähriger im Krieg mehrfach verletzt, versuchte er an der Akademie seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Er setzte aus Trümmern von zerbombten Häusern und anderen Fundstücken, nur durch Dübel gehalten, Figuren zusammen. Die Erfindung der „Dübelplastik“, dieser Bruch mit der klassischen Bildhauerei, erregte Wotrubas Aufsehen ebenso wie Eders angebliches ungebührliches Verhalten. Eder flog von der Akademie.
Das Zusammensetzen von Elementen wie in der Dübelplastik prägt Eders Skulpturen. Ein zweites Anliegen war ihm die menschliche Figur. Aus weiblichen Akten wurden mütterliche Idole. Große Themen wurden auch bei männlichen Figuren groß umgesetzt: Der Philosoph, der Sterbende, der Aufrechte… Nach dem Inferno des Krieges suchte Eder in einem dritten Themenkreis eine neue Perspektive. Inspiriert von griechischer Philosophie und Kunst des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, vom Erleben der Natur, vom Versuch, Weibliches und Männliches in einer Figur zusammen zu fassen, fand er in „Harmonie“ und „Einheit“ seine dritten großen Themen. Eiförmiges als Urform der Natur, rundes Weibliches, aufragendes Männliches vereinigten sich in seinem „Plastischen System“, in seiner „Formel“ in bis zu fast drei Meter hohen Marmorfiguren. In seinen letzten Jahren versuchte Eder im Krastal mit dem „Verein Begegnung in Kärnten – Werkstätte im Krastal“, ein Kulturzentrum aufzubauen. Doch seine Lebensuhr war abgelaufen. Viele Gründe führten zu seinem Freitod 1982 in Seeboden.
Bis 28. Juli 2024

Ausstellungsansicht „Otto Eder“ © Galerie Altnöder

Ausstellungsansicht „Otto Eder“ © Galerie Altnöder

Meina Schellander: IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –
In einem Wechselspiel aus Strenge (durch die geometrische Grundstruktur) und Intuition (durch die im Raum in unterschiedlicher Wirkung zueinander platzierten Arbeiten) präsentiert sich das Bild von Schellanders Orchestrierung der runden Halle. Es ist ein komponierter Raum mit denselben Spannungen und Neuschöpfungen, wie sie in jedem einzelnen Werk der vielseitigen Künstlerin wahrzunehmen sind. Ausgehend von einer dialektischen Grundhaltung entstehen widerständige Formen (Zitat Schellander), sowie Ironisierungen, die sich in gegenteiligen Materialien (u.a. weich-hart / warm-kalt) manifestieren sowie durch eine jeweils „sanfte” und „harte” Seite.
Die neuerlich in unmittelbarer Nähe auftretenden Kriege, Krisen und Fragen der Ökonomie drücken sich in den Werken dieser Ausstellung ganz bewusst aus. Sie fordern das Publikum auf, dieselben auf sich wirken zu lassen und seinen/ihren eigenen Zugang zu finden.
Schellander spricht vom Entstehen einer Deutung, die sie dem Betrachter im Erleben ihrer Arbeit weitergeben möchte.
28. April bis 31. Oktober 2024

Ausstellungsansicht „IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –” © BMCA Collection

Ausstellungsansicht „IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –” © BMCA Collection

Peter Baum: Künstlerplakate 1955–1975
Im Grafiktrakt steht die Künstlerplakatsammlung von Peter Baum (*1939) im Mittelpunkt, der als bildender Künstler, Fotograf, Kunstkritiker und langjähriger Museumsdirektor ein umfangreiches Archiv aufgebaut hat.
Ausgehend von Paris im ausklingenden 19. Jahrhunderts sowie europäischer und amerikanischer Metropolen, allen voran Wien, Berlin, New York und Chicago, setzte sich das Plakat, wie wir es heute noch in vielseitiger Anwendung als schnell und direkt informierendes Werbemittel kennen, mit Tempo durch.
Ob man Satzbuchstaben verwendete oder alles von Hand schrieb und zeichnete war egal. Wichtig war immer die Authentizität des gedruckten Plakats, das vom Künstler – eigenhändig unterschrieben – vor allem im Kunstbereich zu einem besonders begehrten Sammelobjekt wurde. 52 auf Abwechslung und Originalität bedachte, primär für den Innenraum bestimmte Beispiele aus der Zeitspanne von 1955 bis 1975, zeigen in einer ersten Ausstellung dieser Art im Vorbereich zur Bibliothek Peter Baum, Vielfalt, Ideenreichtum, Originalität und Individualismus der zwischen Bild und Text vielfältig changierenden Plakate.
28. April bis 31. Oktober 2024
www.museumliaunig.at

Ausstellungsansicht „Künstlerplakate 1955–1975” © Museum LIAUNIG

Ausstellungsansicht „Künstlerplakate 1955–1975” © Museum LIAUNIG