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Von der Warte des Kunstwerks aus ist der Betrachter eine Gegenwarte. Gegenwart ereignet sich im Hier und Jetzt zwischen einem Ich und einem Du, auch zwischen Kunstwerk und Betrachter.

Ein künstlerisches Werk besitzt aufgrund seiner Offenheit die Fähigkeit, sich – anders als ein persönlich adressierter Brief – an alle, die es betrachten, auf ganz individuelle Art zu richten. Diese direkte Ansprache kann sich auf sehr unterschiedliche Weise ereignen und ist abhängig vom jeweiligen Gegenüber. Inwieweit sind die Betrachtenden dazu bereit sich ästhetisch berühren, emotional bewegen, sich geistig inspirieren oder in Ihrem Selbst- und Weltverständnis irritieren zu lassen?
yours truly, entwirft ein Gefüge aus figurativen sowie abstrakten und konkreten Kunstwerken, die untereinander in ebenso nicht offensichtliche wie provozierende Dialoge treten und die doch immer zuerst den Dialog mit den Betrachtenden suchen. Vor dem figurativen Werk einer Einzelfigur ist es ein Leichtes, sich selbst dazu ins Verhältnis zu setzen. Es ist sogar relativ naheliegend, sich als selbst angesprochen zu fühlen. Im Falle eines konkreten, dezidiert ungegenständlichen Werkes scheint das ganz anders. Aber auch diese Werke provozieren Anschauungserfahrungen, die bezogen auf das betrachtende Gegenüber existentiell werden können.

Joëlle Dubois, Lollypop, 2018, Acryl auf Holz, 60 x 50 cm, Privatsammlung Köln, Courtesy Thomas Rehbein Galerie © Joëlle Dubois

Joëlle Dubois, Lollypop, 2018, Acryl auf Holz, 60 x 50 cm, Privatsammlung Köln, Courtesy Thomas Rehbein Galerie © Joëlle Dubois

In eben diesem Sinne versteht sich die Ausstellungsinszenierung yours truly, als eine Grundlegung zu einem neuen Museum der Gegenwärtigkeit. Ein Gefüge aus ca. vierzig Werken von ebenso vielen Künstlern, das sich über ein halbes Jahr in ständiger Bewegung befinden soll. So werden immer wieder neue Nachbarschaften von Werken entstehen, zu denen sich die Besucher immer wieder neu verhalten müssen. Gezeigt werden zeitgenössische Positionen und ausgewählte Werke aus der Museumssammlung.
yours truly, eröffnet ein erstes von zukünftig fünf Themenclustern, zu denen wir in den kommenden Jahren in Morsbroich arbeiten möchten. In diesem ersten Cluster werden Ich, Du und Wir und deren so vielgestaltige Verhältnisse zum Thema. Ein möglicher Titel für dieses Cluster könnte der Satz von Barbara Köhler sein: ES BRAUCHT EIN ICH UM WIR ZU SAGEN.
bis 29. Oktober 2023

www.museum-morsbroich.de