Vor über hundert Jahre gelangte bei Bauarbeiten in einer Scheune in Merishausen ein spektakulärer Fund ans Tageslicht: rund 1100 Münzen aus Gold- und Silber in einem Tongefäss. Die Münzen aus der Zeit vom Ende des Mittelalters bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts kamen anschliessend als Depositum des Kantons Schaffhausen in das neue Museum zu Allerheiligen.

Im September 1922 war der Merishauser Landwirt Georg Meister damit beschäftigt, den Boden in seiner Scheune abzutiefen, um einen Betonboden einzuziehen. Dabei stiess er auf ein Gefäss, in dem sich zahlreiche Silbermünzen und auch einige Goldmünzen befanden. Die Nachricht vom Fund verbreitete sich schnell und es wurde gemutmasst, dass er vielleicht im Dreissigjährigen Krieg vergraben worden sei. Aufmerksam wurden auch die kantonalen Behörden, denn herrenlose Altertümer von wissenschaftlichem Wert gehören gemäss Zivilgesetzbuch dem Kanton. Nach einem längeren Hin und Her kamen schliesslich 1087 Münzen als Depositum des Kantons ins Museum zu Allerheiligen. Der Fund wurde zwar immer ganz oder teilweise im Museum gezeigt, aber nie in seiner Gesamtheit ausgewertet.

Blick in die Ausstellung. Foto: Jeannette Vogel

Blick in die Ausstellung. Foto: Jeannette Vogel

Eine neue wissenschaftliche Auswertung gab nun Anlass dazu, den Schatz in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit zu präsentieren. In einer Kabinettausstellung auf 70 Quadratmeter werden der Schatz, sein zeitlicher Kontext und die Geschichte seiner Entdeckung genauer beleuchtet. In Kombination mit weiteren Münzen aus der Sammlung der Sturzenegger-Stiftung wird der Fund in die Geldgeschichte seiner Zeit eingebettet und die verschiedenen Aspekte beleuchtet, die für die Gesamtinterpretation des Schatzes von Bedeutung sind. Der gesamte Fund umfasste ursprünglich mindestens 1089 Münzen, davon 47 Goldmünzen, 20 Taler und über tausend kleinere Silbermünzen. Die meisten Münzen stammen aus dem süddeutschen Raum von Schaffhausern bis Salzburg, von Konstanz bis über München hinaus. Aber auch aus Italien haben es rund 30 Münzen in den Fund geschafft.

Königreich Frankreich, Ludwig XII., Écu d’or au soleil, 1498/1515, Tours. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum des Kantons Schaffhausen, NF14011, Foto: Adrian Bringolf.

Königreich Frankreich, Ludwig XII., Écu d’or au soleil, 1498/1515, Tours. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum des Kantons Schaffhausen,  Foto: Adrian Bringolf

Die Goldmünzen stammen mit wenigen Ausnahmen alle vom Königreich Frankreich. Den weitesten Weg nach Merishausen hatten eine Münze aus Sevilla in Spanien und eine aus York in England. Aussergewöhnlich ist diese grosse Vielfalt für die damalige Zeit nicht. Bei der grossen Menge kann ein einzelnes fremdes Stück schnell übersehen worden sein. Viele Münzen kamen ausserdem aus Regionen, wo auch die notwendigen Rohstoffe vorhanden waren, wie beispielsweise aus Hall in Tirol oder dem Erzgebirge.
Die Ausstellung wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet. Für Familien mit Kindern begleitet eine Münzwerkstatt die Ausstellung. Hier können Kinder ab 5 Jahren während der ganzen Ausstellungsdauer selber Gold- und Silbermünzen gestalten. Das Bastelset ist an der Museumskasse
15. März bis 19. Oktober 2025
www.allerheiligen.ch

Wilhelm „der Standhafte“ von Bayern war ein beharrlicher Gegner der Reformation. Rund 50 Münzen aus dem Schatz wurden unter seiner Herrschaft herausgegeben. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum der Peyer’schen Tobias Stimmer-Stiftung, Inv. A754. Foto: Jürg Fausch.

Wilhelm „der Standhafte“ von Bayern war ein beharrlicher Gegner der Reformation. Rund 50 Münzen aus dem Schatz wurden unter seiner Herrschaft herausgegeben. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum der Peyer’schen Tobias Stimmer-Stiftung, Foto: Jürg Fausch