Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci sind ein Festival mit Musik aus Mittelalter, Renaissance, Barock, Klassik und Romantik in historisch informierter Aufführungspraxis. Seit einigen Jahren öffnen sie sich auch dem Jazz, der Weltmusik und der Neuen Musik. Die Festspiele finden jährlich drei Wochen im Juni mit ca. 80 Veranstaltungen im UNESCO-Welterbe der preußischen Schlösser und Gärten von Potsdam & Berlin sowie in der historischen Mitte von Potsdam und seiner Umgebung statt. Das Festival wird von der Landeshauptstadt Potsdam und vom Land Brandenburg gefördert und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg veranstaltet.
Es kommen eine bis drei Opernproduktionen, Schlosskonzerte, Open-Air-Konzerte, ein Fahrradkonzert, Führungen und Vorträge, innovative musikkulturelle Hörvermittlung und Kinderprojekte zur Aufführung – die meisten davon sind selbst produziert oder extra thematisch für die Festspiele zusammengestellt. Jedes Jahr wird mindestens ein neues Veranstaltungsformat entwickelt.

Seit 2018 ist die Blockflötistin und Dirigentin Prof. Dorothee Oberlinger Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci.  Unter Dorothee Oberlingers künstlerischer Leitung wird sich das Gesamtensemble der preußischen Künste weiterhin jährlich mit Musik und Oper und wechselnden Themen, die die kulturhistorischen Verbindungen zur Stadt Potsdam und zum Land Brandenburg programmatisch fantasievoll fassen, als sommerlicher Treffpunkt internationaler Künstler präsentieren.
Dabei wird das kreative Zusammenspiel der Künste mit interdisziplinären Konzepten, die die Verbindung der Künste untereinander suchen, verstärkt ausgelotet. Der Austausch findet – ganz im universalen Geiste Sanssoucis – zwischen den verschiedenen Kunstformen statt: Malerei, Architektur, Literatur, Tanz und Theater, aber auch Mode, Gartenkunst und sogar Sport oder Zirkuswelt werden auf ihr Verhältnis zur Musik befragt und ermöglichen neue, kreative Allianzen.
Die verborgenen Preziosen des Potsdamer Repertoires, das mehr als 450 Jahre Musikgeschichte umfasst, wiederaufzuführen, ist dabei ein wichtiges Ziel.
Dennoch werden Ausflüge und Brücken zu anderen Genres wie Jazz, Pop, Elektronik, Volksmusik, ethnischer Musik, aktueller Musik etc. nicht fehlen.
In den nächsten Jahren bereichert ein Flötentag die Festspiele, naheliegend bei der großen internationalen Prominenz des Flöte spielenden Friedrich II. und seines Flötenlehrers Johann Joachim Quantz, dem Hof-Compositeur und Cammer-Musicus mit dessen „Versuch einer Anleitung die Flöte traversière zu spielen“. Hier werden jährlich renommierte Flötisten aus aller Welt, die verschiedenste Flöteninstrumente wie Traverso, Blockflöte, Csakan, Ney, Panflöte oder Shakuhachi spielen, zu Gast sein.
Die Festspiele werden ebenfalls mit der neu eingeführten Lunch-Konzertreihe junge Nachwuchs-Ensembles der Alten Musik verstärkt fördern.

Flower Power 2021
Was hat Alte Musik, was haben die ehrwürdigen Schlösser und Gärten von Sanssouci mit den langhaarigen Blumenkindern zu tun? Mehr, als man zunächst meint. Denn Friedrich II. ließ auf seinem Sommersitz, dessen Blumengärten sich als florale Ornamente bis in die Gemächer hinein ranken, die Künste im wahrsten Sinne des Wortes erblühen. Der ideale Ort für ein „Blumenkinderfest”.
Und um den friedlichen Umbruch, die sanfte Revolution und die Kraft der Blumen als Symbol vergänglicher Schönheit soll es gehen. Nicht umsonst hat die farbenfrohe Hippie-Generation die Devise ihres Lebensgefühls vor allem in Musik zum Ausdruck gebracht, während ihre Utopien das Jahrhundert veränderten.
Die in Sanssouci anmutig inszenierte Natürlichkeit und das Schäferidyll – ihnen gehört das Eröffnungswochenende, es ist aber ebenso Thema der Opernproduktionen. Telemanns „Pastorelle en musique”, mit der das Schlosstheater glanzvoll wieder in Besitz genommen wird, verhandelt die Freiheiten junger Liebe. Dass die Landlust erblich war, zeigt eine Landpartie zum Sommersitz FriedrichWilhelms III. nach Paretz.
Die zerbrechliche Kraft der Blumen findet sich im Festspielprogramm in Musikstücken aus sieben Jahrhunderten. Beim Wandelkonzert begegnet man blühender Mariensymbolik im Potsdamer Paradiesgarten, während Blumen des Bösen Pate standen für Streichquartette des Fin de Siècle. Die Romantik sucht in der Blume ihre Poesie des Unsagbaren, um sie anschließend gepresst und getrocknet als Albumblatt zur Salonkultur zu zähmen. Der Nelke ist im Programm der Musikfestspiele ein ganzer Tag gewidmet: Ihre Bedeutung changiert zwischen christlicher, bürgerlicher und revolutionärer Symbolik – ganz so, wie ihre Blüten zwischen rot und weiß.
Und auch die Blumenkinder selbst lassen von sich hören, in ihrem Wunsch nach Freiheit und Menschenmaß wurzelte einst auch der Pioniergeist der Alten Musik. Die Improvisationsgenies Jimi Hendrix und Georg Friedrich Händel begegnen sich im Eröffnungskonzert. Monteverdis mythischer Sänger Orpheus greift zur E-Gitarre, und am Mittsommerabend sprengen Alte Musik, Folk und Sixties-Rock gemeinsam erneut die Grenzen aller Genres.
11. bis 27. Juni 2021

www.musikfestspiele-potsdam.de

Dorothee Oberlinger © Musikfestspiele Potsdam Sanssouci / Stefan Gloede

Dorothee Oberlinger © Musikfestspiele Potsdam Sanssouci / Stefan Gloede