Das Operhaus der Stadt Halle kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seine wechselvolle Geschichte begann im Jahre 1654, als in Halle eine Hofoper gegründet wurde, deren kurze Blütezeit allerdings endete, als der Hof nach Weißenfels verlegt wurde. Nachdem das Schauspielensemble im „neuen theater” sein Domizil gefunden hatte, wurde am 1. Januar 1992 unter der Intendanz von Klaus Froboese aus dem „Landestheater Halle” das Opernhaus Halle, heute Oper Halle.
Der Gott Indra schickt seine Tochter auf die Erde, damit sie prüft, ob die Klagen der Menschen über die Sinnlosigkeit ihrer Existenz berechtigt sind. Auf ihrer Reise durch die Welt muss sie erfahren, dass sich alles menschliche Hoffen und Sehnen ins Gegenteil verkehrt: Liebe wird zu Gleichgültigkeit, Ehrgeiz führt zum Scheitern, die Suche nach Erkenntnis führt zu Leere und das Streben nach Gerechtigkeit wird mit Hohn und Spott beantwortet. Schließlich gibt es nur noch eine Hoffnung für Indras Tochter: Hinter der geheimnisvollen Tür des Theaters die Antwort auf alle Fragen zu finden…
Mit dem 1965 uraufgeführten „Traumspiel“ begann Aribert Reimanns überaus erfolgreiche und mehrfach preisgekrönte Karriere als Opern-Komponist. Das bildgewaltige Stück fesselt von Anfang an mit seiner melodischen Vielfalt und Intensität. Reimann gelingt es, das Grundthema des zugrundeliegenden gleichnamigen Schauspiels von August Strindberg sinnlich erlebbar zu machen: Das Mitgefühl.
„Ich habe das Gefühl, dass ich ein Leben unterwegs zu Strindberg bin. Ich war immer Ibsenianer. Für mich war er der größte Dramatiker überhaupt – Shakespeare ausgenommen, der ist eine Kategorie für sich. Strindberg schien mir zu locker gefügt. In jüngster Zeit ist mir aufgegangen, dass er der Realist ist, nicht Ibsen. Das „Traumspiel” enthüllt das wahre Wesen des Menschen. Es ist ein Frontalangriff auf unsere Art zu leben. Ich frage mich mittlerweile sogar, ob es überhaupt ein Traumspiel ist? Ist der Traum nicht eher jener verfremdende Blick, der das Leben zur Kenntlichkeit entstellt. Eigentlich sagt das Stück: So ist das Leben.
Mit dieser mich begeisternden Entdeckung gehe ich an die erste Oper, die der damals 27-jährige Aribert Reimann 1963/64 komponiert hat. Ich hatte das große Bedürfnis, nach „Lear” vor neun Jahren in Frankfurt wieder in seiner Klangwelt zu leben. Seine Partitur ist von großer psychologischer Präzision. Sie lädt einen ein, tief in die Innenwelt der Menschen einzutauchen, bis man auf dem Grund sich selbst begegnet. Außerdem ist sie außerordentlich dramatisch. Reimann vermag es, mit einem Klang, einer Farbe eine Stimmung oder einen Ort greifbar vor uns hinzustellen. Er ist ein geborener Theatermann, der uns mit seiner unerschöpflichen musikalischen Fantasie immer direkt zu den zentralen Themen eines Werkes führt. Ich freue mich schon jetzt darauf, in den Probenwochen immer tiefer in diesen unergründlichen Kontinent einzudringen. Die Kombination Strindberg und Reimann ist einfach unwiderstehlich für mich. Und ich freue mich, diese aufregende Erkundungsfahrt mit dem Publikum der Oper Halle zu teilen.” (Regisseur Keith Warner)
Premiere 7. Mai 2022
weitere Aufführungen: 13. Mai, 3. und 18. Juni sowie am 2. Juli 2022