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Russisches Intermezzo
Cellist Kian Soltani, Festival Strings Lucerne unter der Leitung von Daniel Dodds
Mit der meisterlichen C-Dur-Streicherserenade wollte Peter Iljitsch Tschaikowsky seiner „Mozart-Verehrung Tribut zollen” und doch hat sich in die Serenade aus dem Jahr 1880 mehr Barockes eingeschlichen, als ihm vielleicht bewusst war. Womit wir bei der Suite italienne seines russischen Landsmanns Igor Strawinsky wären. Auch dieser orientierte sich an älteren Vorbildern und irrte: nämlich, indem er glaubte, er hätte für seine Ballettmusik „Pulcinella”, aus deren Themen die „Suite italienne” gebildet ist, Musik des in Neapel wirkenden Barockgenies Giovanni Battista Pergolesi verwendet. Die italienischen Triosonaten, aus denen er die Themen übernahm, wurden um 1920 noch Pergolesi zugeschrieben. Heute weiss man, dass sie in Wahrheit von Domenico Gallo komponiert wurden, einem Zeitgenossen Pergolesis. Etwas, was Strawinsky vermutlich nie erfahren hat. Und so schlagen beide Werke unfreiwillig die Brücke zum Cellokonzert Joseph Haydns, dem Urvater der Wiener Klassik. Das kurz nach dem Ableben Georg Friedrich Händels entstandene Frühwerk trägt noch ausgeprägte Zeichen des Hochbarock. Der Solist Kian Soltani debütierte 2018 am Lucerne Festival mit den Wiener Philharmonikern und gehört heute zu den herausragenden Cellisten weltweit. Zuletzt erschien bei der Deutschen Grammophon eine Aufnahme von Dvoráks Gipfelwerk der Cellokonzerteliteratur zusammen mit Daniel Barenboim. Ein Ritterschlag!
Als künstlerischer Leiter der Festival Strings kombiniert Daniel Dodds den warmen expressiven Klang der Festival Strings – das Kennzeichen der Wiener Klangtradition derer Gründer Rudolf Baumgartner und Wolfgang Schneiderhan – zusammen mit einem nuancierten feingeschliffenen Sinn für Stil und musikalisches Timing, um Musik hervorzubringen, welche mit ihrer Fülle an Farbe und Drama fesselt.
28. Mai 2021

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