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Claire Morgans Skulpturen erschüttern die Welt – genauer gesagt, unsere Vorstellung von einer Welt, in der die Natur mit ihren Tieren und Pflanzen scheinbar ebenso ihren festen Platz hat wie menschengemachte Objekte. Denn die Trennung von Natur und Kultur funktioniert hier nicht mehr! Morgan lässt die Natur in den Kunstkontext einbrechen, indem sie organisches Material, tote Körper und die massenhafte Ansammlung tierischer und pflanzlicher Elemente in eine Ordnung bringt, die als raumfüllende Kugeln, Würfel oder rechteckige Prismen in einer Art Minimalismus aufgehen. Diese vermeintliche geometrische Klarheit bricht die Künstlerin durch organische Elemente, die das Künstliche, Konstruierte mit Leben und Tod durchsetzen: „In den Hängeskulpturen gibt es sehr präzise Dinge – feste Körper, unveränderliche (mit Tieren und der Natur interagierende) geometrische Formen – die in der Natur nirgends wirklich existieren. Sie sind aus riesigen Mengen von kleinen vergänglichen Dingen zusammengesetzt – Pflanzensamen, Fliegen, Blättern, Plastik -, um die Illusion von etwas Festem oder Konkreten zu liefern. Doch letzten Endes sind sie weder fest noch konkret,“ so Morgan. Den präzise an feinen Schnüren aufgereihten Insekten, Samen und Polyethylenschnipseln ordnet sie oft ein präpariertes Tier zu, wie Füchse, Eulen, Hasen, Kaninchen, Rehe und Hirsche, Mäuse, Igel, Reiher, Möwen, Schwalben oder Schmetterlinge. Tiere also, die als Kulturfolger an der Schwelle der Zivilisation leben und uns in diesem Umfeld ebenso präsent wie fremd sind. So erschafft Morgan mit ihren Räumen und öko-poetischen Skulpturen einen Rückzugsort für die Natur als Still-Leben, das uns die gefährdete Schönheit und Fragilität ihrer Fauna empfindlich nahe bringt. Es sind eingefrorene Momente der Ruhe, in denen die Zeit stillzustehen scheint, Momente, die unseren Blick öffnen für die Energie und Lebendigkeit einer natürlichen Umwelt und animalischen Natur, deren Ausdruckskraft Claire Morgan in ihren Arbeiten einfängt. Dabei schwankt ihr Werk zwischen Hoffnung und Verzweiflung über die Tatsache, dass die natürliche Welt an der künstlichen zu Grunde geht. Andrea Jahn

Claire Morgan (*1980 in Belfast /Nordirland) lebt und arbeitet in Gateshead/Großbritannien. Sie absolvierte ihr Kunststudium an der University of Northumbria, UK. Seit 2003 entwickelt die Künstlerin ein aus Installationen, Skulpturen und Zeichnungen bestehendes Werk, das sie beständig weiterentwickelt. Ihre Arbeiten waren bereits in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen sowohl in Europa als auch in den USA zu sehen.

8. Mai bis 10. Oktober 2021

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