Maria Lazar war im Jahr 1933 schon einmal im Spielplan des Schauspielhaus Graz angekündigt, hat die Grazer Aufführung jedoch nie erlebt – Lazar war Jüdin. Nun wird ihr Drama Der Nebel von Dybern zum ersten Mal auf einer österreichischen Bühne gezeigt.

FAUST-Preisträgerin Johanna Wehner und ihr künstlerisches Team inszenieren Lazars Text als einen Reigen so furchtloser wie bewegender Figuren – eine bitterböse Gesellschaftsanalyse, die aktueller nicht sein könnte. Geheimnisvoller Nebel wabert. Im „Wirtshaus am Rand” diskutieren Besitzer Josef, die schwangere Barbara, die alte Kathrine und der aufrührerische Fabrikarbeiter Jan über das Wetter – und die Gerüchte. Als plötzlich Vieh sowie Menschen zu sterben beginnen, scheint der Nebel als Ursache ausgemacht: Steckt in ihm eine Krankheit? Ist er eine Prüfung, gottgesandt? Oder gar menschengemacht? Der Ingenieur der nahen Chemiefabrik jedenfalls weist jede Verantwortung von sich. Als der Wind dreht und den Nebel gegen die Ortschaft Dybern treibt, droht in der Bevölkerung Panik. Im Dickicht der Interessen von Wissenschaft und Wirtschaft muss schnell eine Lösung her – sei sie noch so monströs.
Dass der Mensch, indem er sich gegen die Umwelt richtet, immer auch auf sich selbst zielt, hat Lazar hellsichtig erkannt. Sie schreibt an gegen die menschliche Hybris, die Natur wie Technik zu beherrschen meint. Fesselnd wie ein Krimi, stellt der Text die Mechanismen von Ursache und Wirkung infrage: Ist der Nebel tatsächlich der Ursprung für all das Zerstörerische oder ist er nur ein Phänomen?
Premiere 9. Februar 2024
weitere Aufführungen: 13. und 16. Februar, 2., 14. und 20. März sowie am 10. April 2024

schauspielhaus-graz.buehnen-graz.com