Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Die Welt ist aus den Fugen in Anton Tschechows „Kirschgarten”: Gutsbesitzerin Ljubow Ranjewskaja kehrt aus Frankreich zurück in die russische Heimat, zurück zu ihrer Familie, zum Haus ihrer Kindheit mit dem malerischen Kirschgarten. Doch die gute alte Zeit, es gibt sie nicht mehr: Jahrelang haben alle über ihre Verhältnisse gelebt, die sich anbahnenden finanziellen Probleme bewusst ignoriert, lieber dem Hedonismus gefrönt, statt der bevorstehenden Katastrophe ins Auge zu blicken. Bis nur noch eine letzte, radikale Lösung bleibt: Die Abholzung des Kirschgartens, um ihn mit Datschen zu bebauen und an Sommergäste zu vermieten. Eine bittere Vorstellung für Ranjewskaja, die doch so viel Persönliches mit dem Kirschgarten verbindet – bereit, diesen Tribut zu zahlen, ist sie noch lange nicht…

Der Kirschgarten zählt zu den meistgespielten Werken Anton Tschechows. Regisseur Jan Friedrich liest den Klassiker als Parabel auf den Klimawandel: Eine herannahende Katastrophe, die es abzuwenden gilt. Ein Zeitfenster zum Handeln, das längst überschritten ist. Menschen, die unfähig sind, das Private, persönliches Lieben und Leiden, hintenanzustellen, um den eigenen Lebensraum zu retten. Einzig der Emporkömmling Lopachin handelt statt bloß zu diskutieren – aber kann die Abholzung eines uralten Kirschgartens eine nachhaltige Lösung sein? Jan Friedrich verbindet in seinen Inszenierungen Elemente aus Schauspiel und Puppenspiel und erschafft so einzigartig bildstarke Welten.
14., 25. und 27. Mai, 1., 19. und 28. Juni, 15., 22. und 24. Juli 2022

www.staatstheater-kassel.de