Das Sudetendeutsche Museum ist das zentrale Museum der deutschsprachigen Bevölkerung in den historischen Ländern Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, der heutigen Tschechischen Republik. Über Jahrhunderte prägte das Zusammenleben von Deutschen, Tschechen und Juden die Kultur dieser Region im Herzen Europas. Das Sudetendeutsche Museum spannt in seiner Dauerausstellung einen Bogen über 1100 Jahre Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, dargestellt in authentischen Objekten aus seinen Sammlungen, auf einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern.
Dauerausstellung: Das Erlebnis namens Heimat
Die Dauerausstellung präsentiert sich in einer klaren, abwechslungsreichen und barrierefreien Gestaltung. Spannende, faszinierende und manchmal auch verblüffende Exponate aus 1100 Jahren Kulturgeschichte erwarten Sie. Moderne Medientechnik unterstützt die inhaltliche Vermittlung in Form von Audio- und Videostationen sowie Touchbildschirmen. Zwei große Datenbanken bieten Informationen zu rund 20.000 Orten und Städten in den böhmischen Ländern sowie zu den Heimatsammlungen der Nachkriegszeit.

© Sudetendeutsches Museum
Heimat und Glaube
Die Heimat der Sudetendeutschen war kein einheitliches Siedlungsgebiet. Mehr als ein Dutzend Regionen bildeten Heimatlandschaften mit unterschiedlichen Mundarten, Bräuchen und Wirtschaftszweigen. Erst seit 1919 werden alle Deutschen der verschiedenen Heimatlandschaften unter dem Begriff „Sudetendeutsche“ zusammengefasst. Religiöse Bräuche prägten nicht nur private und öffentliche Feste, sondern auch den Alltag.
Wirtschaft und Kultur
Ausgehend von Land- und Forstwirtschaft sowie Bergbau entstanden seit dem Mittelalter eine weitverzweigte Industrie und eine weltbekannte Bäderkultur. Seit dem 19. Jahrhundert äußerte sich das kulturelle Leben u. a. in zahlreichen Vereinen, in Fachschulen, in den bildenden Künsten, in Musik und Theater. Als besonderes Exponat kann das längste Serienmotorrad der Welt der Marke ‚Böhmerland‘ bewundert werden.

© Sudetendeutsches Museum
Nationalismus und Nationalstaat
Die zweite Hälfte des 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren vom Nationalismus beherrscht. Als Folge davon trennten sich die Wege von Deutschen und Tschechen zunehmend. Herausragende Konfliktfelder waren die Sprache, das Bildungs- und das Vereinswesen. In der Tschechoslowakei (1918-38) waren die Deutschen nicht mehr eine dominante, sondern eine dominierte Minderheit. Die Wirtschaftskrise führte zur politischen Radikalisierung und zur Abtrennung der Sudetengebiete an das Deutsche Reich. Im NS-Staat wich die anfängliche Begeisterung aufgrund von Gleichschaltung und Verfolgungen einer Ernüchterung. Jeder dritte sudetendeutsche Soldat ist im Weltkrieg gefallen.
Verlust und Vertreibung
Den beiden Jahren 1945/46 widmet sich eine eigene Abteilung mit dem Verlust der Heimat durch Flucht und Vertreibung. Repressalien, Internierung und Zwangsarbeit mit Lageraufenthalten sowie unterschiedliche Formen der Vertreibung mit eindrücklichen persönlichen Erinnerungen prägten diese Zeit. Anstatt Ordnung herrschte Chaos, wie an der auffälligen Installation zum Ausdruck gebracht wird.

© Sudetendeutsches Museum
Nachkriegszeit und Neubeginn
In der letzten Abteilung sind die Ankunft in einer neuen Umgebung, in der die Sudetendeutschen zunächst nicht willkommen waren, die Integration über die wirtschaftliche Aufbauleistung und die Pflege der alten Traditionen Thema der Ausstellung. Mit Hilfe des unsichtbaren Gepäcks, das jeder in Form von persönlichen Fähigkeiten mitbrachte, gründete man Verbände und Vereinigungen. Nach Besuchsreisen in die alte Heimat entstanden zahlreiche Partnerschaften mit tschechischen Pfarreien und Kommunen, die einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft weisen.

„Ferdinand Porsche und andere Pioniere. Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren” © Sudetendeutsches Museum
Sonderausstellung 2025:
Ferdinand Porsche und andere Pioniere. Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren
„Nicht die Technik macht Geschichte, sondern die Menschen, die sie erfunden haben.“ Dieser Satz wird Ferdinand Porsche zugeschrieben, dem sudetendeutschen Autopionier und Konstrukteur des VW Käfer. Er zählt zu den Menschen, die in Böhmen und Mähren Technik-Geschichte schrieben. Porsche leistete, ebenso wie Hans Ledwinka, Vaclav Laurin, Hugo Albin Liebisch und andere, einen wichtigen Beitrag zur Entstehung der individuellen Mobilität, wie wir sie heute kennen.
Ferdinand Porsches 150. Geburtstag ist Anlass, ihre spannende Geschichte in Böhmen und Mähren vorzustellen.
18. Juli bis 11. Januar 2026
www.sudetendeutsches-museum.de