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In der Spielzeit 2020&2021 sind 12 Premieren geplant, davon acht Ur- und Erstaufführungen. Klassikerbearbeitungen, zeitgenössische Texte und aktuelle Literaturadaptionen wie „Die Jakobsbücher“ von Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, „Herkunft“ von Saša Stanišić und „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen prägen den Spielplan. Mit Mateja Koležnik, Thorleifur Örn Anarsson und Anna-Sophie Mahler zeigen drei neue Regisseurinnen und Regisseure ihre Handschriften. Alle Premieren, die in der zweiten Hälfte der Spielzeit 2019&2020 zunächst abgesagt werden mussten, finden statt.

IBSEN-KOMPLEX oder Der Kampf um die Wahrheit nach Henrik Ibsen
Henrik Ibsen ist der Spezialist für das Ringen um gesellschaftliche wie private Wahrheit und ihre wechselseitige Durchdringung. Seine Dramen erzählen in unterschiedlichsten Facetten von persönlichen und existenzvernichtenden Auseinandersetzungen um dieses vermeintlich höchste Gut.
Thorleifur Örn Arnarsson konzentriert sich in „IBSEN-­KOMPLEX“ auf das Lebensthema des norwegischen Dramatikers – es findet sich in der „Wildente“, in „Nora“, im „Volksfeind“, „Klein Eyolf“ und anderen Stücken. Der isländische Regisseur ist zurzeit Schauspieldirektor an der Berliner Volksbühne, inszeniert am Burgtheater in Wien und jetzt erstmals auch am Thalia Theater.
Premiere Dezember 2020

State of Affairs von Yael Ronen
„State of Affairs“ ist eine direkte künstlerische Auseinandersetzung mit der Situation, in der wir uns, auch als Gesellschaft, zu Beginn der Proben im kommenden November befinden werden – und fragt vor allem danach, wie es um den „(Ab­)Stand der Beziehungen“ bestellt ist. Zwischenmenschlich und politisch: Wie sieht sie aus, die neue Nähe? Gibt es ein kollektives „Wir“ und was verbindet „Uns“ innerhalb eines Europa, das sich zwischen Solidarität, Offenheit und Abgrenzung aufreibt?
Die israelische Regisseurin und Autorin Yael Ronen ist bekannt für ihre originellen und humorvoll­provokanten Stückentwicklungen zu aktuellen Kontroversen. Nach ihrer ersten Inszenierung am Thalia Theater „(R)Evolution. Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert“ setzt sie mit „State of Affairs“ ihre Recherche zu zukünftigen Herausforderungen der menschlichen Zivilisation fort.
Uraufführung Januar 2021

Mittagsstunde von Dörte Hansen
„De Welt geiht ünner“, sagte Marret Feddersen. Seit die Landvermesser zur Flurbereinigung kamen, veränderte sich Brinkebüll. Aus kleinen Feldern wurden große Ackerflächen und aus Sandwegen Asphaltstraßen. „Das ganze Enge, Schiefe und Beschränkte, das Verwinkelte und Zugewachsene, das Umständliche“ wurde abgeräumt. Als die Landvermesser Brinkebüll wieder verließen, war Marret Feddersen schwanger. So kam Ingwer auf die Welt. Weil Marret leicht „verdreiht“ war, kümmerten sich die Großeltern um den Jungen. Früh stand Ingwer mit Großvater Sönke hinter dem Tresen des Dorfkrugs, den er später einmal übernehmen sollte. Aber Ingwer verließ das Dorf, um in der Stadt zu studieren. Mit bald 50 kehrt er zurück, um die Großeltern zu pflegen und sein eigenes Leben neu zu sortieren. Im Dorfkrug erinnert er sich an die Zeit, als er auf Marrets Füßen stand und sie Schlager sang. Ohrwürmer, die von Tränen, Träumen und gebrochenen Herzen handelten. „Wir wollen niemals auseinandergehn.“
Die Autorin Dörte Hansen aus Husum erzählt mit „Mittagsstunde“ vom Verschwinden der ländlichen Welt. Es ist ein Roman über das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll, das den Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft in den 1960er Jahren erlebt. Dörte Hansen sagt: „Es endet das Zeitalter der Sesshaftigkeit. Aus dem lebendigen Kosmos Dorf ist ein Schlafort geworden, wo man heute nichts mehr machen kann, nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr einkaufen kann, sich nicht mal mehr im Gasthof betrinkt.“
Die junge Regisseurin Anna-Sophie Mahler, die sowohl im Musiktheater wie auch in dokumentarischen Formen zu Hause ist, zeigt mit der Uraufführung des Bestsellers von Dörte Hansen im Februar ihre erste Arbeit am Thalia Theater.
Uraufführung Februar 2021

www.thalia-theater.de