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Ab 10. November präsentiert der Künstler Markus Wörgötter Plastiken aus Gips, Bronze und Textil im Volkskunstmuseum. Inmitten der historischen Stuben sorgen die „Affektprobanden“ für Irritation und hinterfragen ihre Umgebung als museale Inszenierung.

Die Ausstellung präsentiert Plastiken von Markus Wörgötter aus den Jahren 2015 bis 2023. Uns begegnen groteske Mischwesen aus Gips oder schwarz patinierter Bronze, die in aufwändige Kostüme eingenäht, Allegorien verkörpern. Die Stuben aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mutieren zu Bühnen und Resonanzräumen dieser seltsamen Gestalten, die eine Genese verkörpern, in der Zeit und Affekt nichtlinear verwoben sind.

Markus Wörgötter, Affektproband, 2018, Gips, Baumwolle, Eisen © Markus Wörgötter

Markus Wörgötter, Affektproband, 2018, Gips, Baumwolle, Eisen © Markus Wörgötter

Die Scheinarchitektur der musealen Inszenierung der Räume wird durch die Öffnung einzelner Stubenfenster gezielt als Kulisse entlarvt und der Blick auf ungeahnte Unterkonstruktionen und Revisionsgänge freigegeben. Dieser Freilegung der Illusion einer neutralen Innen- und Außenwelt entsprechen die von der Bürde unserer Geschichte durchdrungenen und geformten Gestalten, die als anthropomorphe Probanden agieren. Ihre Körper transzendieren in der Verschränkung von Archetyp und beklemmend singulärer Individualität zu mythischen Leibern. Die Ausstellung fungiert als doppeltes Intermedium: Historischer Raum und Plastiken treten in eine wechselseitige Spannung von Zeigen und Verbergen, Öffnen und Schließen, Integration und Isolation: Zwischenwesen bewohnen Zwischenräume.
In den Gängen werden Zeichnungen und in den Wandvitrinen Archivalien aus eigenen und musealen Beständen gezeigt.
10. November 2023 bis 14. Jänner 2024

Blick in die Ausstellung „Affektproband” © Wolfgang Lackner

Blick in die Ausstellung „Affektproband” © Wolfgang Lackner

Über die Stuben
Ob für Besprechungen, Feierlichkeiten oder Totengedenken, Stuben bildeten erst in Burgen und Klöstern, später in Bürger- und Bauernhäusern den Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Die im Volkskunstmuseum ausgestellten Beispiele wurden Anfang des 20. Jahrhunderts als Antiquitäten angekauft und zur Eröffnung des Museums im Jahr 1929 eingebaut. Bei der Anschaffung lag das Hauptaugenmerk auf deren Alter und Qualität. Zu sehen sind daher 14 repräsentative Stuben, zumeist aus Gasthäusern oder Ansitzen aus Südtirol und dem Trentino sowie Nordtirol. Ergänzend zur Dauerausstellung im Volkskunstmuseum werden die Räume immer wieder als Präsentations- und Kontrastraum für moderne Kunst genutzt. Markus Wörgötter rückt die Stuben dabei mehr denn je auch als inszenierte Museumsobjekte in den Fokus.
www.tiroler-landesmuseen.at