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Die Ausstellung zeigt den Nachlass des Widerstandskämpfers Rudolf Friemel (1907-1944).

Die Hochzeit von Rudolf Friemel mit Margarita Ferrer Rey am 18. März 1944 im KZ Auschwitz war ein einmaliges, bizarres Ereignis an einem Ort, an dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden. Die Braut, der gemeinsame Sohn, der Vater und Bruder Friemels durften zu dieser außergewöhnlichen Zeremonie anreisen. Dem Brautpaar wurde ein Zimmer im Lagerbordell zur Verfügung gestellt. Die Geschichte endete allerdings grauenhaft: Knapp einen Monat vor der Befreiung wurde Rudolf Friemel mit anderen Widerstandskämpfern, die einen Ausbruchsversuch geplant hatten, in Anwesenheit der Häftlinge gehängt. Im Zuge der Vorbereitungen der österreichischen Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau kam das Kurator*innenteam in Kontakt mit dem Enkel Rudolf Friemels. Im Besitz von Rodolphe Friemel in Südfrankreich befanden sich Dokumente über das Leben des in Wien aufgewachsenen Widerstandskämpfers und seiner Ehefrau, Margarita Ferrer Rey. Die Familie war bereit diese historisch wichtigen Originaldokumente der Wienbibliothek im Rathaus zu überlassen und damit der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Fotos des Erkennungsdienstes der Gestapo Wien, September 1941. Nachlass Rudolf Friemel, Wienbibliothek im Rathaus

Fotos des Erkennungsdienstes der Gestapo Wien, September 1941. Nachlass Rudolf Friemel, Wienbibliothek im Rathaus

Es handelt sich um Dokumente aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, wo Friemel bei den Internationalen Brigaden gekämpft hatte, seiner Internierung in Frankreich, Fotografien wie das berühmt gewordene Bild der Hochzeit in Auschwitz, zahlreiche Glückwunschkarten der Mithäftlinge für das Brautpaar, aber vor allem Briefe Friemels aus Auschwitz an seine Familie. Je klarer es wurde, dass die Hinrichtung nicht mehr aufgehalten werden konnte, um so appelhafter wurden die Schreiben aus dem KZ.

Glückwunschbillett von Mithäftlingen, 18.3.1944. Nachlass Rudolf Friemel, Wienbibliothek im Rathaus

Glückwunschbillett von Mithäftlingen, 18.3.1944. Nachlass Rudolf Friemel, Wienbibliothek im Rathaus

Der Nachlass Rudolf Friemel dokumentiert nicht nur ein politisches Leben, das von Widerstand gegen Faschismus geprägt war, sondern auch die Geschichte einer Familie, die trotz Krieg und Internierung darum kämpfte, ein gemeinsames Leben haben zu können. Dass dieser wertvolle Nachlass nun nach Wien, dem Geburtsort Rudolf Friemels zurückkehrt, ist Anlass für diese Ausstellung.
1. Juli bis 30. September 2022, Eintritt frei!
Sommerschließzeit:  1. bis 19. August 2022 ist die Ausstellung nur nach Voranmeldung zu besichtigen.
www.wienbibliothek.at