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Musik aus Frankreich und Russland, das Orchester und die Trompeterin aus Österreich, dazu eine österreichisch-rumänische Pianistin und ein russischer Dirigent – und nicht zuletzt Joseph Haydn als jener gute musikalische Geist, der über dem ganzen Programm schwebt: Die traditionelle Matinee zum Muttertag beglückt mit originellen, quecksilbrigen und schwelgerisch märchenhaften Klängen, die Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen lebendig machen.

Wie Haydn wohl im Jahr 1916 komponiert hätte? Sergei Prokofjew wagte das Gedankenexperiment und lieferte mit seiner quicklebendigen „Symphonie classique“ eines seiner populärsten Werke. Wie sich Haydns Humor weiterentwickelt hätte? Dmitri Schostakowitsch gibt in seinem Klavierkonzert Nr. 1 eine mögliche Antwort: mit hinzugefügter Solotrompete – und Infusionen aus Jazz, Varieté und Zirkus.
Und Maurice Ravel darf man in seiner Suche nach Klarheit, dem virtuosen Weglassen überflüssiger Noten und der bewussten Hinwendung zu älteren Formen durchaus als Nachfahren Haydns ansehen: „Ma mère l’oye“ („Mutter Gans“), ursprünglich als Klavierwerk zu vier Händen für die beiden Kinder von Freunden entstanden, vereint Dornröschen, den kleinen Däumling, die Schöne und das Biest und andere Szenen zu einer bezaubernden, duftigen Musik, bei der Einfachheit und Raffinesse auf eigentümliche Weise zusammenfallen.
8. Mai 2022

esterhazy.at