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Bevor er in die USA ging, um seine Weltkarriere zu starten, hat Augustin Hadelich einen Teil seiner Kindheit in Mannheim verbracht. Es ist also jedes Mal ein Heimkommen, wenn dieser viel gefragte Geiger, den die Zeitschrift Fono Forum den Mann mit dem vielleicht schönsten Geigenton nennt, mit dem NTO konzertiert – dieses Mal süffig-virtuos in Lalos Symphonie espagnole.
New kid in town ist dagegen der mexikanische Komponist Enrico Chapela, den Generalmusikdirektor Alexander Soddy und das Orchester des Nationaltheaters Mannheim eingeladen haben, ein neues Werk für Mannheim zu komponieren, das diesem französisch grundierten Programm einige lateinamerikanisch-zeitgenössische Ecken und Kanten verleihen wird. Als Orchestrator hatte Maurice Ravel etwas von einem Alchimisten, der mit geheimnisvollen Zutaten nie gehörte Klangwirkungen erzeugen konnte. Vom Klavier- zum Orchesterstück wird im Jahr 1918 auch die Alborada del gracioso aus seiner Sammlung Miroirs – eines seiner pianistisch virtuosesten Stücke, dem Ravel dann einen klangfunkelnden, traumluftigen Instrumentenzauber verleiht und der so einmal mehr Spanien, die Heimat seiner Mutter, mit der Seele suchen geht …
Der Erfolg von Édouard Lalos Symphonie espagnole, die die spanische Folklore so unwiderstehlich in Szene setzt, war überwältigend, nur am Titel wurde herumgemäkelt: weil das Stück doch, fand man, gar keine Symphonie war, sondern viel eher ein Violinkonzert. Lalo blieb stur, er fand, dass so eine verführerische Sologeige der starren und veralteten Form der Symphonie mal ganz guttäte.
Dass Enrico Chapela neben seiner Arbeit als Komponist lange Zeit Gitarrist einer Heavy-Metal- Band war, weist die Richtung, in die seine Auftragskomposition für die Musikalische Akademie gehen könnte: Chapelas Melange aus lateinamerikanischer Folklore, seriellen Techniken und Rock-/Jazz- und Elektronikeinflüssen wird von experimentierfreudigen Ensembles und Orchestern auf der ganzen Welt gespielt – wir dürfen gespannt auf seine Ideen für Mannheim sein!
Am liebsten hat Claude Debussy über seine „alte Liebe“ komponiert: das Meer, dessen „unendlicher Lärm“, so Debussy, „uns gebieterisch ermahnt, unsere Zeit nicht zu verlieren“. In seinem enigmatischen Spätwerk La Mer erklärt er das Meer dann zu einem eigenständigen, aber ewig rätselhaften Lebewesen: „Das Meer ist ein Kind, es spielt, es weiß nicht, was es eigentlich tut … es hat lange, prächtige Haare und eine Seele …“
22. Juni 2021

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